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Nach Brand: Scheunenbesitzer macht Mülheimern ein besonderes Geschenk

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Von: Alexander Lange

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Leo Reinold hält die neue Giebeluhr in der Hand, die Zeiger werden noch montiert. In dem Giebel über ihm soll sie montiert werden. Über den Baustellenfortschritt freuen sich auch Zimmerer Finn Köster der Firma Hüske (von links), Hans-Jürgen Severin von der LVM-Versicherung sowie Bauleiter Johannes-Ulrich Blecke.
Leo Reinold hält die neue Giebeluhr in der Hand, die Zeiger werden noch montiert. In dem Giebel über ihm soll sie montiert werden. Über den Baustellenfortschritt freuen sich auch Zimmerer Finn Köster der Firma Hüske (von links), Hans-Jürgen Severin von der LVM-Versicherung sowie Bauleiter Johannes-Ulrich Blecke. © Alexander Lange

Vor etwas mehr als einem Jahr brannte die Scheune an der Mülheimer Möhnestraße. Die Baustelle macht große Fortschritte, zudem gibt es ein Geschenk von Besitzer Leo Reinold für die Mülheimer. Was dahinter steckt.

Mülheim – Vor wenigen Wochen, genauer am 8. März, jährte sich der Mülheimer Scheunenbrand zum ersten Mal. Seitdem ist viel passiert. Die Ermittlung der Brandursache – es war Brandstiftung, ein Kind hatte gezündelt – ging nahezu einher mit den Abriss- und Aufräumarbeiten. Das Brandfoto „Schwein gehabt“ von Anzeiger-Mitarbeiter Daniel Schröder wurde im Düsseldorfer Landtag zum Nachwuchs-Pressefoto 2022 gekürt, während Statiker, Architekten und Handwerker waren auf dem Hof des gebürtigen Mülheimers Leo Reinold seitdem nahezu Dauergäste waren. Spannende Wochen seien das gewesen, sagt Reinold heute. Doch wenn er jetzt auf „seine“ Scheune blickt, ist er glücklich. Und auch ein bisschen stolz. Wenngleich das Baustellenwerk einen traurigen Hintergrund hat, verstarb der Rüthener Zimmerermeister Franz-Josef Hüske vor wenigen Tagen im Alter von 60 Jahren. „Das Dach, die ganze Konstruktion war sein Werk“, sagt Reinold: „Er hat es genau so gemacht, wie ich es mir gewünscht hatte. Beeindruckend.“

Auf 20 neuen Fundamenten liegt das Dach nun, konstruiert ist es so wie nach dem ersten Scheunenbrand 1935/1936. „Das war mir ja immer wichtig, dass es so wieder aufgebaut wird, wie es früher war“, sagt Reinold. Da spiele natürlich auch die Gebäudeversicherung eine große Rolle, aus eigener Tasche sei der Bau kaum zu bezahlen. Und kurios: Während Versicherungs-Sachverständiger Hans-Jürgen Severin von der LVM den aktuellen Schadensfall abwickelt, tat dessen Großvater selbiges mit dem Scheunenbrand 1935/1936. „Ein lustiger Zufall“, sagt Reinold.

Schweine kehren nicht zurück

Die Dachstuhlarbeiten sind nahezu abgeschlossen, auch erste Dachpfannen wurden schon verlegt – „auch das sind die gleichen Formen wie zuvor“. Anschließend wird noch die Elektrik verlegt, auch der Boden der Scheune muss erneuert werden, zu stark sind die Schäden durch Brand und Baustellenfahrzeuge: „Aber das kommt dann, wenn das Dach fertig ist.“

Der hölzerne Dachstuhl wurde nach den alten Plänen von 1935/1936 wiederaufgebaut.
Der hölzerne Dachstuhl wurde nach den alten Plänen von 1935/1936 wiederaufgebaut.  © Leo Reinold

Wie zuvor soll die Scheune landwirtschaftlich genutzt werden, auch wenn die Schweine nicht zurückkehren. Dafür aber Getreide, Früchte oder Landmaschinen, sagt Reinold: „Wohnwagen beispielsweise werde ich hier sicherlich nicht unterstellen, dafür ist die Scheune viel zu schade.“

Bayerische Turmuhr beziehungsweise Giebeluhr

Zwar übernehme die Versicherung den Brandschaden, „ein bisschen Geld will ich aber selber auch in die Hand nehmen“, sagt Reinold. Deshalb möchte er den Mülheimern und allen vorbeifahrenden Autofahrern eine Uhr schenken. Eine bayerische Turmuhr. Oder eher eine Giebeluhr. „Sie soll hier in den Giebel der Scheune kommen und beleuchtet werden. Damit alle, die vorbeifahren, schnell schauen können, ob sie es zum Beispiel noch rechtzeitig in den Supermarkt schaffen“, fügt Reinold scherzend an: „Das ist dann auch mein Geschenk an die Mülheimer.“

Häufig sei er schon von der heimischen Bevölkerung angesprochen worden. Dass die Scheune wieder aufgebaut wird, nicht abgerissen oder zur Brandruine wird, das freue alle: „Und dass es auch noch so schnell geht.“ Noch stehen etliche Baustellenfahrzeuge auf dem Hof, Holz und Dachpfannen lagern meterhoch. Wann der letzte Handwerker abrücken wird? „Ich würde mich freuen, wenn wir bis zu den Sommerferien fertig sind.“

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