Der gebürtige Mülheimer ist auf dem Hof aufgewachsen, lebt inzwischen mit Kind und Frau im ostwestfälischen Bielefeld, arbeitet dort als Steuerberater – der Schwerpunkt liegt in der Betreuung von Künstlern und Musikern. Die Scheune hatte er verpachtet, das Wohnhaus als Wochenendbleibe und Ausflugsziel in Lockdown-Zeiten genutzt.
Doch auf den ersten Feuerschock folgt die Erleichterung. Nicht nur, dass das Feuer das unmittelbar anliegende Wohnhaus verschont hat. „Ich habe wirklich eine Woche die Luft angehalten“, erzählt der 66-Jährige im Nachhinein: „Denn als der Sachverständige sagte, das Mauerwerk der Scheune ist in Ordnung und kann stehen bleiben, da bin ich ihm heulend um den Hals gefallen.“
„Sie sind hier aufgewachsen, richtig?“, habe ihn der Sachverständige gefragt: „Ja, ich habe hier meine Kindheit verbracht, gelebt und gearbeitet.“ Die Scheune muss also nicht abgerissen werden.
Und Reinold ist Optimist, immer positiv eingestellt. Mit den guten Nachrichten des Sachverständigen im Hinterkopf schmiedet er gleich Pläne: „Ich habe sofort gesagt, dass die Scheune genau so wieder aufgebaut werden soll, wie sie schon 1936 aufgebaut wurde. Am besten anhand des alten Bauantrages.“
Auch 1935 war die Scheune bereits einem Feuer zum Opfer gefallen: „Es war immer ein schöner Hof, man hat tolle Erinnerungen.“ Aktuell wird all das, was dem Feuer zum Opfer fiel, entsorgt. Dachpfannen, Balken, Geräte und Co. „Wenn alles gut klappt, kommt das neue Dach noch vor dem Winter.“ Das Innere der Scheune folge anschließend. Die Schweine werden nicht zurückkehren – „der Pachtvertrag wäre sowieso zum Jahresende ausgelaufen“. Vielleicht werden es Maschinen oder landwirtschaftliche Geräte sein, vielleicht aber auch andere Tiere, Rinder, Schafe oder Pferde: „Das wird man dann sehen.“
Doch nicht nur die persönlichen Erinnerungen an den Hof sind Grund für den Wiederaufbau, schildert Reinold. Auch das 950-jährige Dorfjubiläum Mülheims, das in diesem Sommer gefeiert wird, spielt eine entscheidende Rolle. Im Austausch mit Heimathistoriker Willi Hecker erfuhr Reinold nämlich, dass sein Hof einer der drei Gründer-Hofstellen des Ortes ist – gemeinsam mit der Kommende und dem Hof Schulte-Nölke. „Wie könnte ich ihn dann im Jubiläumsjahr abreißen lassen? Er soll erhalten bleiben“, sagt Reinold: „Ich erinnere mich noch gut, wie ich hier meine Jugend verbracht habe. Wenn andere Kinder in meinem Alter ins Freibad gingen, dann musste ich auf dem Feld helfen, das war so.“
Er habe dort viel geschwitzt, aber auch viele schöne Dinge erlebt: „Meine Jugend war vom Runkel-Ziehen, aber auch vom schönen Landleben geprägt.“
Weil aber weder Reinold noch sein Bruder Lorenz damals die Landwirtschaft übernehmen wollten, und er nach dem Abitur erst Deutsch und Sozialwissenschaften, später Jura studierte, führte der Vater den Hof bis zur Rente, danach wurde er verpachtet. Das Wohnhaus blieb in Familienbesitz.
Doch zurück zum Dorfjubiläum: Leo Reinold will seiner Mülheimer Heimat noch ein bisschen mehr zurückgeben, als nur die Scheune nach dem Brand wieder aufzubauen. Als er hörte, dass die finanziellen Mittel des Vereinsrings MüSiWa weit ausgereizt seien, es vermutlich daher auch keine Jubiläums-Chronik geben solle, sei er hellhörig geworden und sagte: „Dann finanziere ich das eben, die Hauptsache ist, es gibt eine Festschrift.“ Denn die Artikel seien ja da, schildert Reinold. Sie müssten nur noch ins Format gebracht werden.
Einen ersten Vorentwurf will er beim heutigen Mülheimer Schnadgang präsentieren: „In der ersten Auflage soll es aber nur 300 durchnummerierte Exemplare der Festschrift geben, als Kaufanreiz.“ Diese werden für zehn Euro plus Spende ausschließlich an Mülheimer verkauft. Vorbestellungen werden unter info@vrmsw.de beim Vereinsring MüSiWa entgegengenommen.
„Ich will dem Ort auch ein bisschen zurückgeben“, sagt Reinold. Mülheim seine Jubiläumschronik und der Scheune ihr Dach.
Hier geht es noch einmal zum Bericht zum Brand Anfang März sowie zum Ergebnis der Brandermittlungen.