Eine klare Sache war es im Ostkreis für CDU-Kandidat Jörg Blöming. Er erzielte unangefochten die klare Mehrheit bei den Erststimmen. Offensichtlich trug dabei seine fleißige Wahlkreisarbeit der vergangenen Jahre Früchte. Insbesondere bei der Übergabe von Heimatschecks machte sich der Erwitter einen Namen. Dass ihm der Sieg im Gleichschritt mit Heinrich Frieling gelungen ist, freute ihn am Abend besonders. „Wir sind zusammen ein gutes Team“, sagte er. Besonders zufrieden zeigte er sich mit dem Wahlkampf. „Ich hatte wahnsinnig starke Unterstützung“, lobte er. Von der Jungen Union über die Frauen-Union bis zur Seniorenunion habe er Hilfe erhalten. „Es ist toll, wenn man so getragen wird“, sagte er.
Trotz eines engagierten Wahlkampfs konnte der Lippstädter Jens Behrens diesen Vorsprung nicht aufholen, so dass ihm der Einzug in den Landtag nicht gelingt. „Das ist ein sehr enttäuschendes Ergebnis“, sagte Jens Behrens. Das habe er in dieser Form nicht erwartet. „Ich habe sofort Jörg Blöming angerufen und ihm gratuliert“, sagte Behrens. Beide kennen sich gut, wie Blöming stammt Behrens aus Erwitte, wohnt heute allerdings in Lippstadt Overhagen. Und: Jörg Blöming war einst Standesbeamter von Jens Behrens bei dessen Hochzeit.
Dagmar Hanses, Grünen-Direktkandidatin im Ostkreis, lag bei den Erststimmen zwar nur auf dem dritten Rang, zieht aber über die Reserveliste in den Landtag ein. Schon ein landesweites Grünen-Ergebnis von rund 7 Prozent hätte ihr gereicht. Beim jetzigen guten zweistelligen Ergebnis ist dies kein Thema. Dagmar Hanses war bereits von 2010 bis 2017 für die Grünen im Landtag und schied damals mit der Abwahl der rot-grünen Regierung von Hannelore Kraft aus. Nun kommt sie zurück. Ihren Vorsitz auf Bezirksebene bei den Grünen wird sie aufgeben, ob sie das Ratsmandat in Warstein behält, ist noch nicht sicher. Das hänge von ihrem Engagement in Düsseldorf ab, sagte sie am Nachmittag. Falls sie in der Fraktion „in der zweiten oder dritten Reihe“ agiere, sei die Ratsarbeit weiter möglich. Vom Landtagspräsidium werde es schließlich als wichtig eingestuft, „dass die Abgeordneten kommunal gut verankert sind“. Sollte sie jedoch in den Grünen-Fraktionsvorstand aufrücken, sei die Mitgliedschaft im Warsteiner Rat für sie nicht fortzusetzen, weil sie dann einfach viel mehr in Düsseldorf präsent sein müsse.
Mehr als eine Schrecksekunde mit Blick auf die 5-Prozent-Hürde gab es völlig unerwartet für den FDP-Kandidaten Christof Rasche. Noch am Nachmittag hatte er die Prognosen gesichtet und sah seine Partei zuverlässig „zwischen 6 und 10 Prozent“, wie die Befragungen der unterschiedlichen Meinungsforschungsinstitute ergeben hatten. Statt eines völlig sicher geglaubten Mandates stand plötzlich das Schreckgespenst vom Ausscheiden aus dem Landtag auf der Agenda. Der Erwitter Christof Rasche ist seit dem Jahr 2000 FDP-Landtagsabgeordneter. Auch bei der ersten Hochrechnung gab es für ihn noch keine Entspannung. Das Zittern ging weiter. Sein Blick war viel mehr auf das Landesergebnis denn auf das Abschneiden im Wahlkreis gerichtet. So hielt sich Rasche als FDP-Fraktionsvorsitzender am Wahlabend auch in Düsseldorf auf. Erst nach und nach stabilisierte sich die FDP sicher über 5 Prozent.
Keine Rolle spielte die AfD. Enttäuscht zeigte sich bereits kurz nach Schließung der Wahllokale Linken-Kreisvorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Kreistag Manfred Weretecki. Dabei hatte er gar nicht gehofft, dass es den Linken gelingen würde, die 5-Prozent Hürde zu schaffen. „Bei etwas über 3 Prozent hätte ich mich schon gefreut“, sagte der Sichtigvorer, der im Warsteiner Rat auch den einzigen Sitz der Linkspartei innehat. „Das ist durch unsere Querelen in der Spitze teilweise selbst verschuldet“, so seine Einschätzung.
Dabei hoffte er zu dem Zeitpunkt noch, landesweit wenigstens die wichtigen 2,5 Prozent zu erreichen, damit die Finanzierung nicht komplett weg breche. Hoffnung setzt er auf den Bundesparteitag im Juni. „Dann gibt es eine neue Spitze“, sagte Weretecki. „Da müssen wir aber wohl durch.“ Für ihn sei die Linke im Land nach wie vor „die einzige Alternative, um soziale Änderungen zu erreichen“.
Es sei ein „sehr gutes Ergebnis“ sagte Detlev Winkler, Stadtverbandsvorsitzender der CDU, am Wahlabend: „Ich hatte für die CDU auf Landesebene schon etwa 35 Prozent prognostiziert, bei Jörg hatte ich an etwa 38 Prozent gedacht – da sind wir ja sogar über 40 Prozent gelandet.“ Und auch in Warstein habe die CDU ein richtig gutes Ergebnis geschafft, so Winkler: „Das ist auch wichtig. Wir haben die SPD deutlich hinter uns gelassen, das war auch unser ausgesprochenes Ziel.“
Dabei beglückwünscht Winkler aber nicht nur die eigenen christdemokratischen Reihen: „Glückwünsche gehen auch an Dagmar Hanses und die Grünen. Auch deren Ergebnis freut mich. Die Grünen haben einen wirklich guten Job gemacht.“
Die FDP habe man weder in der Landespolitik noch im Warsteiner Wahlkampf wahrgenommen, so Winkler. Dementsprechend schlecht sei auch deren Ergebnis ausgefallen.
Zufrieden kann Andreas Goesmann, SPD-Stadtverbandsvorsitzender, nicht sein: „Aber ich habe echt nicht damit gerechnet. Ich bin überrascht, dass es nicht für Rot-Grün reicht.“
Die SPD habe „gravierend verloren“, so Goesmann. Auf Landesebene wie auch in Warstein. Sorge bereitet Goesmann aber auch die Wahlbeteiligung, die nah an die 50 Prozent-Marke gerutscht ist: „Diese Wahlbeteiligung ist ein Knaller, das ist eklatant. Auch die CDU hat ja nicht mehr die Stimmen von vor fünf Jahren.“
Die Aufgabe der nächsten Jahre sei neben dem Wahlkampf auch, die Menschen wieder zum Wahlgang zu motivieren: „Es sind ganz offenbar auch einige Stammwähler gar nicht zur Wahl gegangen.“
Warum es zu dem schlechten SPD-Abschneiden gekommen sei, das müsse man nun analysieren, so Goesmann: „Einige werden da jetzt sicherlich die Bundespolitik ansprechen. Aber schon unsere Landespolitik scheint bei den Wählern ja nicht angekommen zu sein, obwohl ich uns da gut aufgestellt gesehen habe.“
Hier können Sie noch einmal den Wahlticker vom Sonntagabend verfolgen.