Gleich wurde das Museumsamt Münster kontaktiert, doch die Sache war klar: Der Wurm muss weg. Und dafür müssen alle befallenen Möbel raus. Der Mann für solche Fälle ist Christoph Diers mit seiner Firma IRT (Innovative Restaurierungstechnik) aus Lippstadt. Seit über 30 Jahren sagt er Schädlingen aller Art den Kampf an, für die Kupferhammer-Holzwürmer rückte er mit seiner thermischen Wärmekammer, einem entsprechend umgebauten Lkw, an.
Dessen Ladefläche dient als Wärmezelle, in der bei 55 Grad Celsius die Holzwürmer abgetötet werden – oder „schlafen gelegt“, wie es Diers scherzend formuliert: „Ganz wichtig ist dabei die Feuchteregelung, damit kein unkontrollierter Feuchteaustausch stattfindet. Es gibt für die Möbel eine Aufheizphase, eine Haltephase und eine Abkühlphase.“
Weil insgesamt über 50 Exponate des Museums befallen waren, wurde am vergangenen Montag der Wärme-Lkw ein erstes Mal beladen, der Wurm über drei Tage abgetötet, anschließend wurden die Möbel wieder entladen und anhand der Inventarnummern zurück ins Museum gebracht. Die zweite Ladung wird nun übers Wochenende aufgeheizt, am Dienstag soll der letzte Holzwurm dann Geschichte sein: „Wir verzichten extra auf Giftstoffe und arbeiten mit Wärme. Damit erreichen wir die Eiweißdenaturierung in jedem Entwicklungsstadium.“
Um die Möbel in den Wärmecontainer zu hiefen und anschließend zurück ins Museum zu bringen, haben sich die Kupferhammerfreunde und Hausmeister Achim Hesse Hilfe bei der Firma Arndt aus Oeventrop geholt. Auf Leichtbauweise legte Familie Bergenthal wohl wenig wert, Schränke mussten teilweise auseinander gebaut werden, um überhaupt durch Türen und Treppenhaus zu passen.
„Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die kulturelle Arbeit zu fördern, aber uns ebenso um den Bestand des Museums zu kümmern“, erklärte Enste weiter. Seit 16 Jahren habe sich der Verein der Freunde und Förderer dem verschrieben. Allerdings sei die Maßnahme nicht nur Aufwand, sondern sie brachte auch neue Schätze hervor. Im Biedermeier-Zimmer im Obergeschoss des Museums war auch eine Bergenthal-Kommode Opfer des Holzwurms geworden: „Die Schlüssel hatten wir verlegt, an die Schubladen kamen wir nicht heran, wir wussten nicht, was darin steckt.“ Für den Transport mussten sie aber geöffnet werden und zum Vorschein kamen unter anderem: Zwei Bände in Bild und Wort über das Berliner Bismarck-Museum aus dem Besitz von Wilhelm Bergenthal, angefertigt 1896. „Etwas ganz Besonderes“, so Enste.
Nach der Rettung der Riedinger-Stiche vor einigen Jahren sei die Holzwurm-Maßnahme nun die zweite Großaktion der Kupferhammerfreunde: „Wir wollen den optimalen Zustand der Stücke und das ist uns auch gelungen.“ Gestemmt wurde die Maßnahme mit Mitteln der Stadt, des Museumsvereins sowie des Museumsamtes Münster.
Mittelpunkt der Arbeiten war am Freitagvormittag das Trauzimmer, wo insbesondere Dorothee Mues, Doris Gerntke-Ehrenstein und Elke Ibing im Einsatz waren. Denn auch Trautisch und Sessel waren vom Holzwurm befallen, genauso wie Schränke und Kommoden. Alles beseitigt und gereinigt für die Trauung am heutigen Samstag. Die erste seit einigen Jahren, bei der der Holzwurm dann nicht zu Gast sein wird.