Und es sei bei aller Wehmut die richtige Entscheidung gewesen. Auch, dass sich ihr Sohn gegen eine Übernahme entschlossen habe: „Die Energiepreise sind das eine, es kommen aber noch viel mehr Kosten hinzu. Und auch der Bürokratieaufwand ist über die Jahre gewachsen. Unter 60 Stunden pro Woche habe ich hier nie gearbeitet.“ Auch das Kaufverhalten der Kunden habe sich über die Jahre, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, verändert. Viele ältere Hirschberger seien zwar noch gekommen, auch einige Urlaubsgäste hätten dort Kleineinkäufe getätigt, „die Jüngeren haben aber längst woanders eingekauft“.
Gastwirtschaft, Kolonialwaren, Bäckerei und Landwirtschaft seien schon immer die Heimat der Familie Köster, die gebürtig aus Mülheim/Sichtigvor stammt, gewesen, sagt Peter Köster. Seit 153 Jahren. Urgroßvater Wilhelm Köster kaufte dann 1906 das Haus an der Hirschberger Prinzenstraße, das Stammhaus der Gastwirtefamilie Grafe aus Warstein, wie Köster anfügt. Und eröffnete dort das Kolonialwarengeschäft. Vom Großvater übernahm Köster 1987 den Betrieb. Anfangs backte Köster, gelernter Bäckermeister, in der hauseigenen Backstube noch selber. Das stellte er aber bereits 1996 ein. Es lohnte nicht mehr. Nun folgt die Komplettschließung: „Ich befürchte, dass unter diesen Rahmenbedingungen auch noch andere Geschäfte dieser Art kaputtgehen werden.“
Seit der vergangenen Woche bot Köster die letzten Waren in den Regalen zum halben Preis an. Käse und Co. aus dem Kühlregal lagerte er im Kühlschrank: „Dieses Gefühl, wenn es so ruhig im Geschäft ist, das gefällt mir gar nicht. Ich kenne seit Kindesbeinen nichts anderes als diesen Laden.“
Doch jetzt, Köster wird bald 63 Jahre alt, will er es langsamer angehen lassen. Seit dem vergangenen Jahr ist er als Aushilfsküster in Warstein und Suttrop für den Pastoralen Raum tätig, das will er auch fortsetzen. Und vielleicht kommt auch noch ein anderer Nebenjob dazu: „Mal schauen, was sich ergibt.“
Seine Frau Ingeborg arbeitet schon seit einiger Zeit beim Hofladen Abel in Möhnesee-Stockum. Qualitäts- und Biolebensmittel sind ihr ein Anliegen – auch im heimischen Garten: „Und für den Tierschutz will ich mich stärker engagieren.“
Die freie Zeit nach der Frischemarkt-Ära wollen die beiden aber vielleicht auch erst einmal für einen größeren Urlaub nutzen. „Das haben wir lange nicht mehr gemacht“, sagt Peter Köster.
Den Frischemarkt Köster gibt es nun zwar nicht mehr, frische Backwaren will Peter Köster dennoch anbieten. Und zwar ab sofort immer am Samstag von 7 bis 10 Uhr und am Sonntag von 8 bis 10 Uhr im Brotwagen vor dem Frischemarkt-Gebäude. Das sei auch langfristig so gedacht, sagt Köster: „Es kommt aber darauf an, wie das Angebot angenommen wird.“ Den Wagen stellt die Bäckerei Schulte.