Unabhängig von der Machbarkeitsstudie müssen diese Verkehrsströme und deren Mobilitätsmöglichkeiten von und nach Warstein gestärkt und ausgebaut werden, machte Kühnel klar. Vielleicht mit der WLE, auf alle Fälle mit Bus und Rad. Eine Idee: S60-Expressbusfahrten nach Lippstadt, die nicht mehr an jeder Haltestelle, sondern nur noch an wenigen neuralgischen Punkten halten und den Fahrgast innerhalb von rund 42 Minuten ans Ziel bringen. Klimatisiert, barrierefrei, mit WLAN und Komfort, alle 60 Minuten. Durchaus auch als Ergänzung zur WLE-Taktung, falls diese kommt. Zudem eine 30-Minuten-Taktung des „klassischen“ S60 unter der Woche.
Ähnliche Expressfahrten wie beim S60 schlug Kühnel auch für die Buslinien S50 und R51 auf der Strecke Warstein – Soest vor. Der R71 zwischen Rüthen und Belecke müsse um einen Bedarfsverkehr in den Abendstunden ergänzt werden, der R76 von Warstein nach Meschede durch direkte Strecke beschleunigt. Gleiches gelte für den R77 nach Rüthen. R71 und R77 sollten zudem verknüpft und bis Hirschberg verlängert werden. Zudem soll auch der Bedienungszeitraum erweitert werden. Der Nahverkehr soll an Attraktivität gewinnen.
Klar aber auch: Immer und überall können die Busse nicht fahren. Deshalb regte Kühnel den Gedanken des On-Demand-Verkehrs an, des „Busfahrens auf Abruf“: Einzelne Busse fahren nur dann und dort, wann und wo sie auch gebraucht werden, sind zudem kleiner. „Helmo“ genannt, wird das Konzept unter anderem in Anröchte und Erwitte schon genutzt. Und wie zu den Bushaltestellen kommen? Wenn es nicht zu Fuß geht vielleicht mit Bike- oder Car-Sharing angeboten, sogenannten Mobilstationen. Dann müsse aber natürlich auch das Radwegenetz ausgebaut werden. Das „Helmo“-Konzept könne gerade für Belecke und die Ortschaften im Möhnetal reizvoll sein, um gute Verbindungen zum Belecker Busbahnhof und damit weiter in Richtung Soest, Lippstadt und Warstein zu ermöglichen – und der möglicherweise reaktivierten WLE.
Gleiches gelte für Warstein und die Ortschaften Hirschberg, Suttrop und Kallenhardt. Würde die WLE reaktiviert, bräuchte es aber eine Mobilstation am Bahnhof, um die Verbindung zum Busumschlagplatz Warstein Markt herzustellen. Das Gesamtziel sei: Jeder im Kreis Soest kann mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln sein Ziel erreichen.
Diese Ergebnisse sollen in die Machbarkeitsstudie eingepflegt werden, erklärte Kühnel, „um das gesamtverkehrliche Angebot im Kreis weiterzuentwickeln“. Mit praktikablen Zubringerverkehren zu den starken Achsen: „Wir wollen auf die bisherigen Bausteine setzen. Das ist aber etwas für die Zukunft, nicht für sofort.“ Finanziell müsse das alles aber natürlich auch bewertet werden. Schon jetzt gab es ein Lob für den Fußverkehr von Kühnel, denn auch der gehöre zum Verkehrskonzept: „Hier ist Warstein sehr weit und aktiv.“
Kühnel stellte in Bezug auf die potenzielle WLE-Reaktivierung und den S60 ebenso vor, dass der Zugverkehr immer einen größeren Erschließungsradius und höhere Fahrgastpotenziale habe. 35 Prozent der Einwohner im Kreis wären von der reaktivierten WLE erschlossen, in Warstein wären es etwa 28 Prozent. Beim S60 sind bei der aktuellen Angebotsqualität mindestens 14 Prozent im Kreis, 12 Prozent in Warstein erschlossen. Steigt aber die Angebotsqualität, fährt der Bus alle 30 statt 60 Minuten, steigt auch die Fahrgastzunahme um 15 bis 20 Prozent. Der Verkehr im Kreis könne aber nur im Gesamten betrachtet werden, so Kühnel. Zu den Reaktivierungs-Chancen wollte sich Wolters nicht äußern. In allen Kommunen gebe es Pros und Contras, „aber es macht nur Sinn, wenn alle beteiligten Städte mitziehen. Aber das Gute ist, dass wir jetzt Planfälle haben.“