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Für Volksbank Hellweg ist eine Bankenfusion aktuell kein Thema

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Von: Reinhold Großelohmann

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Das Volksbank-Gebäude in Warstein wird aktuell umgebaut.
Das Volksbank-Gebäude in Warstein wird aktuell umgebaut. © Reinhold Großelohmann

Die beiden großen Sparkassen aus dem Kreis Soest schließen sich zusammen. Jenseits des Stimm Stamms fusionieren zwei Genossenschaftsbanken. Bei der Volksbank Hellweg ist seit den letzten Fusionsüberlegungen bereits fast ein Jahrzehnt ins Land gezogen. Aber aktuell ist dies kein Thema.

Warstein/Soest – Die beiden großen Sparkassen aus dem Kreis Soest schließen sich zusammen. Jenseits des Stimm Stamms fusionieren zwei Genossenschaftsbanken. Und auch an anderen Stellen im ganzen Land steht das Thema „Fusion“ bei Kreditinstituten oben auf der Tagesordnung. Bei der Volksbank Hellweg ist seit den letzten Fusionsüberlegungen bereits fast ein Jahrzehnt ins Land gezogen. Aber aktuell ist dies kein Thema. Bei der jüngsten Vertreterversammlung legte sich Bernd Wesselbaum als Vorsitzender des Vorstandes sogar fest und kündigte an, dass die Volksbank Hellweg in den nächsten Jahren definitiv eigenständig bleiben und keinen Partner suchen werde. Anzeiger-Redakteur Reinhold Großelohmann befragte den erfahrenen Bank-Chef, wieso viele Kreditinstitute in den aktuellen Krisenzeiten auf Fusionen setzen und warum gerade die Volksbank Hellweg eG eben diesen Weg nicht einschlägt.

Herr Wesselbaum, wieso gibt es für Sie keinen Fusionsdruck?

Wir haben über dieses Thema im Vorstand und im Aufsichtsrat in den vergangenen Monaten eine Menge diskutiert. Es geht im Kern um die Frage, ob eine Fusion für die Zukunftsfähigkeit unserer Bank mit Blick auf unser Geschäftsmodell aktuell sinnvoll ist. Oder eben nicht sinnvoll ist. Und wir sind überzeugt, dass für uns ein Zusammenschluss mit einer anderen Bank nicht notwendig ist.

Haben Sie eine Erklärung, wieso dies bei vielen Kreditinstituten in der aktuellen Situation angegangen wird?

Wir haben natürlich eine besondere wirtschaftliche Lage. Wir kommen gerade langsam aus einer langen Niedrigzinsphase heraus. Es wird in Zukunft deutlich schwieriger, qualifiziertes Personal zu bekommen. Zudem der enorme Aufwand, um die aufsichtsrechtlichen Regeln zu erfüllen. Dann die Pandemie. Nun der Ukrainekrieg. Anders als viele Kollegen sehe ich gerade letzteres allerdings als zeitlich begrenzt an und wenig als Grundlage für eine Fusionsentscheidung. Aber gut, jede Bank muss diese Analyse für das eigene Haus durchführen und dann jeder für sich entscheiden. Dabei kritisiere ich selbstverständlich die Entscheidungen anderer Häuser überhaupt nicht.

Woraus nährt sich ihr Selbstbewusstsein, dass sie auf absehbarer Zeit allein zum wirtschaftlichen Erfolg kommen wollen? Ist die Größe einer Bank dabei entscheidend?

Die Größe ist sicher ein Faktor, und unterhalb einer bestimmten Größenordnung wird es richtig schwierig. Die Volksbank Hellweg eG liegt derzeit bei einer Bilanzsumme von knapp zwei Milliarden. Da muss man sich andere Faktoren anschauen. Etwa die Eigenkapitalausstattung. Da stehen wir sehr gut da. Die Rentabilität ist wichtig, um neues Eigenkapital bilden zu können. Da stehen wir prima da. Eigenkapital ist die Grundlage für das Kreditgeschäft und es ist für uns aktuell kein begrenzender Faktor. Dann die Frage nach dem Wachstum. Wir haben über die Jahre gutes Wachstum – trotz der Niedrigzinsphase – und wir haben es in allen Segmenten. Und schließlich sind wir organisatorisch sehr gut aufgestellt. Schon vor vier Jahren haben wir ein Programm aufgelegt und alles in Frage gestellt. Wir haben die Bank digital ausgerichtet und bieten eine Vielzahl von Kommunikationskanälen an, die alle gleichwertig sind und von den Kunden genutzt werden können.

Bei Fusionen ist stets von Synergien die Rede. Locken da nicht bei Zusammenschlüssen erhebliche Sparpotenziale?

Aus meiner Sicht sind die Synergien gar nicht so groß. Und ich sage immer wieder: Für uns geht es um unser Geschäftsmodell. Wir sind eine Genossenschaftsbank, daraus erwächst die Aufgabe, unsere Mitglieder zu fördern, ihnen alle Bankdienstleistungen in guter Qualität zur Verfügung zu stellen. Und wenn wir etwas nicht allein machen können oder wollen, machen wir es mit unseren Partnern oder unserer Zentralbank. Es ist nicht unsere Aufgabe, Gewinnmaximierung zu betreiben. Gewiss, unsere Mitglieder erhalten eine gute Dividende, wir haben ja ein sehr attraktives Bonussystem, das die Intensität der Geschäftsbeziehung abbildet, aber die Dividende steht eben nicht im Vordergrund. Wir müssen unsere Mitglieder mit optimalen Bankdienstleistungen versorgen.

Sehen Sie in einer Fusion auch Nachteile?

Es ist ganz klar: Wenn man größer wird, ist das stets auch mit Kompetenzbündelung zu Lasten der Randgebiete verbunden. Wir sagen aktuell auch Nein zu neuen Fusionsüberlegungen, um den engen Kontakt zu unseren Mitgliedern und Kunden in unserer Region zu halten.

Sie schließen eine Fusion in nächster Zeit per Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat aus. Legen Sie sich da auf eine gewisse Anzahl von Jahren fest. Drei, fünf oder gar zehn?

Nein, eine solche Zahl von Jahren haben wir nicht genannt. Aber für uns ist das durchaus eine längere Perspektive.

Sie sind jetzt 60. Kann man sagen, dass die Bank in ihrer noch anstehenden Zeit als Vorstandsvorsitzender eine Fusion nicht mehr aktiv angehen wird?

Das hat nichts mit meiner persönlichen Zukunftsplanung zu tun. Wir planen sehr langfristig und haben die Weichen auf Selbständigkeit gestellt.

Volksbank Hellweg: Kennzahlen 2021

Bilanzsumme: 1,970 Milliarden Euro

Betreutes Kundenvermögen: 2,267 Milliarden Euro

Gesamtkreditvolumen: 1,529 Milliarden Euro

Mitglieder: 34 252

Kunden: 64 241

Filialen: 11 (davon 3 Selbstbedienungs-Filialen)

Mitarbeiter: 269 (davon 25 Auszubildende)

Spenden in die Region: 300 613 Euro

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