Dazu gehört für einen kleinen Handwerksbetrieb mit aktuell nur einem weiteren Mitarbeiter auch das Bewusstsein, dass es ohne Mitwirken der Familie nicht geht. Jan Uhlens Lebenspartnerin Yvonne Römer ist sich dessen nicht nur bewusst, sondern sie hat auch gleich Nägel mit Köpfen gemacht: Die Mutter der Zwillingen Leonie und Sophia hat ihre Arbeit als Versicherungskauffrau ad acta gelegt und richtet zuhause im Kesterweg in Warstein im bisherigen Kinderzimmer ein Büro ein, um von dort aus die Büroarbeiten abzuwickeln und ihren Mann tatkräftig zu unterstützen. Ihre beiden Töchter freuen sich gleich doppelt: Neben der zukünftig daheim arbeitenden Mama erhalten sie nach dem Umbau neue Zimmer unter dem Dach.
„Wir sind seit ein, zwei Jahren an der Übergabe“, berichtet Franz Linneboden. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was da alles dranhängt“, schildert er seine Erfahrung. Die Bürokratie allerorten sei das größte Problem gewesen. „Das fängt bei den Banken an und hört bei der Handwerkskammer auf.“ Er gibt zu, dass er dies im Vorfeld überschätzt habe. Und das, obwohl er mit Jan Uhlen frühzeitig einig gewesen sei. So wurde es am Ende noch eng, um den 31. Dezember als Übergabetag zu halten.
Der neue Inhaber übernimmt das Grundstück mit der Halle sowie den Fuhrpark, Maschinen und Geräte. „Es wird spannend. Aber ich bin sehr optimistisch, dass es wie bisher weitergeht“, sagt Jan Uhlen. Und er übernimmt volle Auftragsbücher: Franz Linneboden sieht darin beste Startbedingungen für seinen Nachfolger: „Ich habe es in 26 Jahren nicht geschafft, so viel Arbeit mit ins neue Jahr zu nehmen“, blickt er zurück.
Das Unternehmen ist spezialisiert auf Metalldeckungen und hat besonders viel Erfahrung im Denkmalschutzbereich und bei der energetischen Sanierung. Dächer und Fassaden werden mit Zink, Kupfer und Aluminium gedeckt – vor allem unter Beachtung der energetischen Vorgaben.
Franz Linneboden hat die neue „Freiheit“ für sich selbst noch nicht realisiert, denn eigentlich fühlte er sich mit seiner Selbstständigkeit pudelwohl. Nach der Ausbildung 1979 bei der Hirschberger Firma Eule hatte er drei Jahre in Meschede und sieben Jahre bei der Firma Risse im Enkerbuch gearbeitet, bevor er sich am 1. Juni 1996 selbständig machte. „Ich habe zuhause im Keller klein angefangen“, erinnert er sich. Der Betrieb sei immer etwas größer geworden. Irgendwann, als er alle Garagen in der Nachbarschaft in der Clemens-August-Straße angemietet hatte, fasste er den Entschluss zum Neubau. Auf einem 1500 Quadratmeter großen Grundstück – in Sichtweite der Schützenhalle – baute er 2007 eine 360 Quadratmeter große Halle. Nach 15 Jahren wird in den nächsten Wochen sein Name „Franz Linneboden“ durch „Inhaber Jan Uhlen“ ersetzt.
Und was macht der Ruheständler Franz Linneboden. Der 59-Jährige ist fest überzeugt, keine Langeweile zu haben, auch wenn er noch nicht ganz genau sagen kann, wie sich das anfühlt. Als Hirschberger Vereinsring-Vorsitzender, Stellvertreter im Vorsitz des „Leader 5er Bundes“ und Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft zum Bau des Radweges nach Meschede droht keine Langeweile. Und er freut sich darauf, endlich mehr Zeit für Ehefrau Monika zu haben, die allerdings noch ein paar Jahre bis zum Ruhestand halbtags arbeitet. Natürlich hat er dem neuen Chef zugesagt, in der Übergangszeit im Notfall auch mal mit anzupacken. Denn Spaß gemacht habe ihm die Arbeit immer, so Franz Linneboden. Das werde sich nicht ändern.