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Feuerwehrfrau Kathi Enste aus Warstein im Interview über ihre Motivation und „sinnvolle Hobbys“

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Von: Alexander Lange

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Kathi Enste ist seit wenigen Wochen Mitglied des Löschzugs Warstein. Doch Frauen in der Feuerwehr sind immer noch eine Rarität.
Kathi Enste ist seit wenigen Wochen Mitglied des Löschzugs Warstein. Doch Frauen in der Feuerwehr sind immer noch eine Rarität. © Alexander Lange

Auch wenn es immer mehr werden, sind Frauen in der Feuerwehr noch immer eine Rarität. Eine, die ganz frisch im Löschzug Warstein ist, ist Kathi Enste. Die 25-Jährige spricht im Interview über ihre Motivation, „sinnvolle Hobbys“ und psychische Belastungen.

Warstein – Noch immer sind Frauen in der Feuerwehr eine Rarität. „Eigentlich unverständlich“, sagt Kathi Enste. Die 25-jährige Warsteinerin hat vor wenigen Wochen ihren Grundlehrgang absolviert und ist seitdem mit Melder, Uniform und Helm ausgerüstet Teil des Löschzugs Warstein der Freiwilligen Feuerwehr. Im Interview spricht sie über ihre Motivation, sinnvolle Hobbys, Kameradschaft und psychische Belastungen.

Deine Name steht schon am Spind, Helm und Ausrüstung hast du auch schon. Nur der erste Einsatz fehlt noch. Aber wie bist du überhaupt dazu gekommen, zur Feuerwehr zu gehen?

Ich muss zugeben, dass ich ziemlich lange gebraucht habe, um mich für das Hobby zu entscheiden. Eigentlich hatte ich schon im Kindergarten gesagt, dass ich entweder Polizistin oder Feuerwehrfrau werden möchte. Und jetzt, mehr als 20 Jahre später, hat es dann auch geklappt (lacht). Die Faszination war schon immer da, Blaulicht hat mich immer fasziniert. Aber irgendwie hatte es sich dann verloren durch Schule oder andere Hobbys. Und durch meinen Job in Soest, wo ich als Kfz-Mechatronikerin direkt neben der Feuerwache arbeite, bekomme ich das ja hautnah mit. Und dann bekommt man da schon Bock drauf. Einen Freund, der schon im Löschzug ist, habe ich dann vorsichtig gefragt, ob auch Frauen genommen werden. Und so nahm es dann seinen Lauf.

Wie viel Zeit lag denn zwischen der Frage, ob auch Frauen aufgenommen werden, und dem Beginn des Grundlehrgangs?

Ich glaube nicht einmal eine Woche (lacht). Das war im Januar und da ging gerade der neue Grundlehrgang los. Am Freitagabend rief Christian Risse (Anm. d. Redaktion: Löschzugführer) an und meinte, dass es am Samstag darauf los geht. So schnell war ich dann nicht, aber eine Woche später war ich dabei.

Große Autos, Blaulicht, über rote Ampeln fahren, Feuer löschen, Adrenalin. Ist das auch der Grund für deinen Weg zur Feuerwehr?

Nicht nur. Ich habe mir gedacht, dass ich ein Hobby brauche, das auch Sinn macht. Also eine Beschäftigung, von der nicht nur ich, sondern auch andere etwas haben. Und das wird heutzutage in der Gesellschaft leider immer weniger. Und eine Alarmierung ist ja eine ernste Sache, da brauchen in dem Moment Leute deine Hilfe. Und ich will helfen.

Unter anderem die Menschenrettung wurde bei der Abschlussprüfung des Grundlehrgangs trainiert.
Unter anderem die Menschenrettung wurde bei der Abschlussprüfung des Grundlehrgangs trainiert. © Daniel Schröder

Aber auch ein zeitintensives Hobby...

Ja, das stimmt, das habe ich schon beim Grundlehrgang gemerkt. Aber wenn man da Bock drauf hat, dann ist das machbar, dann macht man es ja gerne. Und man merkt im Grundlehrgang auch erst einmal, was Feuerwehr eigentlich bedeutet. Vor allem auch für die Einsatzkräfte. Da macht man sich als Laie ja keine Gedanken drüber.

Das, was man bei Bränden oder Unfällen zu sehen bekommt, wird nicht immer schön sein.

Das ist mir bewusst, das war in Ansätzen auch Teil des Grundlehrgangs. Das ist nicht ohne, aber dadurch, dass man immer im Team arbeitet, fängt das viel auf. Und die Einsatzleiter achten ja auch auf so etwas, gerade bei Neulingen wie mir. Da hat jeder ein Auge auf.

Der erste Einsatz fehlt aber noch, richtig?

Ja leider, der Melder ging zwar einen Tag nachdem ich ihn bekommen habe, aber da war ich selber verletzt und konnte nicht mitfahren.

Was erwartest du von deiner ersten Einsatzfahrt? Das wird sicher aufregend, selbst wenn es nur die Katze auf dem Dach ist.

Adrenalin – ich fahre selber viel Mountainbike – ist schon meins (lacht). Aber die Kameraden werden mir da sicher bei helfen und ein wenig die Nervosität nehmen, davon gehe ich aus. Aber ich freue mich total, dann wo und wie auch immer helfen zu können.

Den Melder gab es von Feuerwehrchef Donat Ahle.
Den Melder gab es von Feuerwehrchef Donat Ahle. © Daniel Schröder

Es werden zwar mehr, aber mit jetzt vier Frauen im Warsteiner Löschzug seid ihr noch mehr oder weniger eine Rarität, in anderen Zügen oder Gruppen sieht das nicht viel anders aus. Warum ist das noch so?

Es kommt auch immer auf den Typ Frau an. Man sollte Bock haben, körperlich mit anzupacken. In meinem Bekannten- und Freundeskreis fanden es alle gut, dass ich jetzt bei der Feuerwehr bin. Wenn man dann aber fragt, ob sie nicht auch Lust haben, dann trauen sie sich das häufig nicht zu.

Wie könnte man denn noch mehr Frauen für die Feuerwehr begeistern? Bei den Aufgaben der Feuerwehr kommt es ja nicht nur auf Muskelkraft an, wo Männer vielleicht einen Vorteil haben.

Ich glaube, viele wissen nicht, dass man ja immer als Trupp arbeitet. Bei der Feuerwehr machst du nichts alleine, sondern immer im Team. Da bekommst du jederzeit Unterstützung. Und durch meinen Job bin ich es gewohnt, nur mit Männern zusammenzuarbeiten. Aber Sprüche aus alten Zeiten, nein, das gibt es bei der Feuerwehr sowieso nicht mehr (lacht).

Mitgliederzahlen

Die Zahlen der aktiven Mitglieder in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr: 261 männlich, 31 weiblich, 0 divers.

In der Jugendfeuerwehr: 64 männlich, 20 weiblich, 0 divers.

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