Fast 600 Besucher beim 8. Neujahrsempfang

Suttrop - Mehr als 300 Stühle ließen sich in der St. Hubertus-Schützenhalle nicht an den Tischen stellen. Also musste fast die gleiche Anzahl Besucher stehen, als zwar nicht mit den „Hell’s bells“ von AC/DC, aber mit tiefem Glockengeläut der 8. Neujahrsempfang des Anzeigers und der Stadt Warstein eröffnet wurde. Am Eingang hatten Redaktionsmitarbeiterin Monika Nolte, Bürgermeister Dr. Thomas Schöne und Redaktionsleiter Reinhold Großelohmann jeden Teilnehmer mit Handschlag begrüßt - darunter auch über 20 Flüchtlinge. Ihnen war der Empfang thematisch gewidmet, wobei der Bürgermeister diesen Aspekt in einer mehrfach von Beifall unterbrochenen Rede ebenfalls besonders hervorhob.
So sagte Dr. Schöne eindringlich, dass die Stadtverwaltung massiv auf Hilfe der Bevölkerung angewiesen sei: „Um es deutlich zu sagen: Wir bitten um ihre Hilfe!“ Womit er angesichts des nicht nachlassenden Flüchtlingsstromes die Unterbringungssituation meinte. Genauso betonte er aber auch: „Wir fordern nicht, und zwangsweise Maßnahmen wie Beschlagnahmen und was da sonst noch unterschwellig durch die Diskussionen geistert, schließe ich ausdrücklich aus“.
Einen Einblick in die Aufgabenstellung für die Verwaltung, die aktuell zu einem großen Teil von der Flüchtlingsarbeit geprägt ist, gab der von Reinhold Großelohmann als „Mr. Refugee“ vorgestellte Sachtgebietsleiter Soziales, Schule, Sport Josef Pieper. Es sei schon entlastend, so Pieper, dass die Ankunft neuer Menschen in diesem Jahr fünf Tage und nicht erst zwei oder drei Tage vorher vom Regierungspräsidenten angekündigt würde. Man müsse aber davon ausgehen, dass die Zahl von 30 bis 40 pro Woche nicht kleiner werde: „Sie wird eher größer“.
Eingeleitet hatten Monika Nolte und Reinhold GroßeLohmann das für eineinhalb Stunden kalkulierte und schließlich um 40 Minuten überzogene aber an keiner Stelle langatmige Programm mit Begrüßungen neben Deutsch auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Arabisch.
Zum dritten Male waren die Mixed Voices unter der Leitung von Elvira Steinwachs die tragende musikalische Säule mit zwei Medley-Blöcken mit Liedern der 60-er und 80-er Jahre, ausgesteuert von den Gebrüdern Stockhausen, die auch für das Duo Sophia Vitale und Lennart Hölter für den „guten Ton“ sorgten. Chor und Duo trafen voll den Geschmack des Publikums aus allen Teilen der Stadt, darunter politische Vertreter ebenso wie Vereinsrepräsentanten und eben Bürgerinnen und Bürger, die aus eigenem Interesse diese im Kern heitere, aber ernste Themen nicht auslassende Begrüßung des neuen Jahres einfach mögen. Und dabei vom Team des Partyservice Rottke aus Belecke in dessen 150. Bestehensjahr gewohnt aufmerksam versorgt wurden.
Unter den Teilnehmern befand sich der anfangs seine Nervosität kaum verbergen könnende Muhammad Faruk aus Pakistan, der am Mühlweg in Suttrop untergebracht ist und sich unter Betreuung von Volkert Bahrenberg bereiterklärt hatte, seinen eigenen Weg nach Deutschland zu schildern. In der entspannten Atmosphäre konnten die Stationen nur staunend verfolgt werden.
150 „Ehrenamtliche“ für 611 Flüchtlinge
Welche Strapazen Faruk wie Hundertausende andere auf sich genommen hat, war maximal zu erahnen. Jedenfalls genoss er den Beifall am Ende seiner Ausführungen sichtlich, und auch die anderen Frauen und Männer im Saal, die seine Situation teilten, haben hoffentlich verstanden oder es wurde ihnen übersetzt, was Monika Nolte schon in der Anmoderation gesagt hatte: „Seien Sie sicher, dass Sie hier (in der Stadt Warstein) am richtigen Platz sind!“ Die Suttroperin moderierte auch eine Gesprächsrunde, die einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ. Aus Sichtigvor wurden Judith Eickhoff, Judith Schulte, Melanie Oldenburg und Hartmut Peitz auf die Bühne geholt. Sie gehören zu den mittlerweile 150 ehrenamtlichen Helfern, die sich um die 611 im Stadtgebiet lebenden Flüchtlinge (Stand Samstag) kümmern. Das Quartett ist von Beginn an für die Menschen im Haus Teiplaß im Einsatz, und Hartmut Peitz meinte: „Vor wenigen Wochen haben wir überhaupt noch nicht daran gedacht, dass wir einmal gemeinsam auf einer Bühne von einer gemeinsamen Aufgabe berichten würden!!“
Der Sichtigvorer und die drei jungen Frauen warben dafür, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren - auch deshalb, weil die derzeit tätigen Menschen an ihre mentalen und körperlichen Grenzen stoßen. Dieser Gefahr waren die Mitglieder des TV Suttrop nicht ausgesetzt, die sich dankenswerterweise um die Kinder kümmerten, damit die Eltern am Empfang teilnehmen konnten. Die Aufgabe war überschaubar, gehörte aber ganz einfach zum Standard des Neujahrsempfangs.