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9-Euro-Ticket auf dem Markt: Macht das auch für Warsteiner Sinn?

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Von: Alexander Lange

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Vom Warsteiner Marktplatz in Richtung Soest: Wer diese Strecke regelmäßig per Bus nutzt, profitiert zukünftig vom 9-Euro-Ticket. Wer touristische Ziele ansteuert, muss Kosten und Zeit aber gut abwägen.
Vom Warsteiner Marktplatz in Richtung Soest: Wer diese Strecke regelmäßig per Bus nutzt, profitiert zukünftig vom 9-Euro-Ticket. Wer touristische Ziele ansteuert, muss Kosten und Zeit aber gut abwägen. © Alexander Lange

Mit dem 9-Euro-Ticket kann für neun Euro ein ganzer Monat der Nah- und Regionalverkehr in der gesamten Bundesrepublik genutzt werden. Ist das eine gute Alternative zum Auto? Und wie lange braucht es damit von Warstein bis nach Sylt? Der Praxis-Check für Touristen und Pendler:

Warstein – Seit dem vergangenen Montag ist das 9-Euro-Ticket erhältlich. Ab Juni ist es dann gültig, vorerst für eine Probezeit von drei Monaten. Und das Ticket soll halten, was sein Name verspricht: Für lediglich neun Euro einen Monat mit Regional- und Nahverkehr durch die gesamte Bundesrepublik fahren. Die Nachfrage nach dem Ticket, für das sich der Bundesrat trotz einiger Kritik und Skepsis aus den Bundesländern entschied, ist durchaus groß. Doch wirklich merken, wie gut der „Freifahrtschein für neun Euro“ tatsächlich ankommt, wird man erst ab Juni, wenn es dann auch genutzt wird.

Einige befürchten schon jetzt überfüllte Regionalbahnen und Busse, andere sehen darin eine kostengünstige und klimaschonende Alternative zum Pkw – gerade bei den hohen Spritpreisen.

Doch ist das Ticket auch für die Warsteiner Bevölkerung interessant? Kein Ziel ist mit dem Ticket unerreichbar, doch auch die Zeit ist ein Faktor, denn: Schnellzüge wie ICEs beispielsweise dürfen damit nicht genutzt werden.

Ziele für Pendler

Wer in Warstein wohnt, hier aber nicht arbeitet, pendelte bislang in der Regel mit dem Auto. Viele arbeiten in Paderborn, Soest oder Lippstadt, aber auch in Arnsberg, Meschede oder Schmallenberg. Mit dem 9-Euro-Ticket gibt es jetzt die günstige Zugalternative, lohnt sich aber der Zeitaufwand?

Den Warsteiner Marktplatz als Startpunkt genommen ist man in exakt einer Stunde am Bahnhof in Soest – und das auch schon in den frühen Morgenstunden und etwa im 30-Minuten-Takt. Stündlich fährt der S60 nach Lippstadt, braucht 45 Minuten, der erste fährt werktags schon um 4.58 Uhr. Nach Paderborn braucht man mindestens 72 Minuten mit Bus und Bahn.

Um zum Arnsberger Bahnhof zu kommen braucht es ebenso Bus und Regionalexpress, aber das ist teilweise in weniger als einer Stunde machbar. In Meschede ist man schnell mit dem Bus, nach Schmallenberg in den Morgenstunden zu kommen ist, abgesehen von wenigen Verbindungen, kaum unter zwei Stunden möglich.

Ziele für Touristen

Shoppen in Dortmund, Weihnachtsmarkt in Münster, feiern in Köln oder Düsseldorf, Wandern in Brilon, Besuch des Fort Fun in Wasserfall. Vor allem an den Wochenenden dürften Fahrkartenkontrolleure in Zukunft häufig das 9-Euro-Ticket zu Gesicht bekommen, denn auch für Ausflüge bietet sich der neue Spar-Fahrschein an. Entspannt und günstig in der Bahn Platz nehmen statt hinterm Lenkrad sitzen. Aber lohnt das zeitlich? Wie ist die Verbindung zu den beliebten touristischen Zielen?

Wer beispielsweise am Samstag zum Einkaufen nach Dortmund fahren möchte, muss rund zwei Stunden einplanen, ähnlich sieht es für Münster aus. Für Köln braucht es schon 3,5 Stunden, für Düsseldorf zwischen 2,5 und 3,5 Stunden – in diesen Fällen ist die Autobahn wohl der schnellere Weg. Auch nach Brilon zum Bahnhof schafft man es mit Bus und Bahn an Samstagen nicht unter einer Stunde, für Fahrten zum Fort Fun in Wasserfall braucht es inklusive Umstiegszeiten etc. rund eine Stunde und 45 Minuten.

Und die viel zitierte Zugfahrt nach Sylt? Macht das Sinn mit Start am Warsteiner Marktplatz? Wer am Freitagmorgen um 6.55 Uhr losfährt, ist nach sechs Umstiegen um 16.50 Uhr auf Sylt (Westerland).

Wer lieber gen Süden nach Garmisch-Partenkirchen will, braucht noch länger. Abfahrt um 6.35 Uhr, Ankunft 19.24 Uhr, sechs Umstiege, 12 Stunden und 49 Minuten Fahrtdauer. Dafür für nur neun Euro.

Fazit

Für Pendler ist das Ticket durchaus eine Alternative, sofern Arbeits- und Abfahrtszeiten koalieren kann hier jede Menge Geld gespart werden. Klassische touristische Ziele, die regelmäßig angefahren werden, lassen sich mit dem 9-Euro-Ticket gut und günstig erreichen.

Für spezielle Ziele fernab der Bahnhöfe oder der gängigen Abfahrtszeiten bleibt aber wohl das Auto Verkehrsmittel Nummer eins.

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