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Erdbeben in Syrien und Türkei: Warsteiner Imbiss Hazal spendet alle Tageseinnahmen für Opfer

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Sind entsetzt über das Erdbeben in der Türkei und in Syrien und möchten mit einer Spendenaktion helfen: Gökhan Cobanoglu, Halil Birge und Halil Cobanoglu (v.l.) spenden am heutigen Dienstag alle Einnahmen in Suttrop und Anröchte an die Opfer der Erdbeben
Sind entsetzt über das Erdbeben in der Türkei und in Syrien und möchten mit einer Spendenaktion helfen: Gökhan Cobanoglu, Halil Birge und Halil Cobanoglu (v.l.) spenden am heutigen Dienstag alle Einnahmen in Suttrop und Anröchte an die Opfer der Erdbeben © Hannah Löseke

Die Zahl der Erdbeben-Opfer in der Türkei und in Syrien steigt weiter. Betroffen sind auch die Familien der Hazal-Imbissbetreiber aus Warstein und Anröchte. Die Tageseinnahmen des heutigen Dienstages, 7. Februar, spenden sie deshalb an die Opfer.

Suttrop/Anröchte – „Ich habe noch nie sowas erlebt“, sagt Halil Cobanoglu. Er zeigt Fotos und Videos aus der Türkei, von eingestürzten Autobahnen und Häusern, die zusammenbrechen. Bilder, die er per WhatsApp von seiner Familie und seinen Freunden aus seiner Heimat, der Türkei, bekommen hat. Dort, wo am gestrigen Montag schwere Erdbeben die Region erschüttert haben. Gemeinsam mit seinem Bruder Gökhan, dem Inhaber des Suttroper Imbiss’ Hazal, hat er sich deshalb überlegt, wie er von hier aus helfen kann: Alle Einnahmen des heutigen Dienstags kommen den Opfern zugute.

„Das ist unsere Stadt, unser Dorf“, sagt Halil Cobanoglu. Es liegt in der Nähe der Provinz Kahramanmaras, die es sehr schlimm erwischt hat. Um 4.17 Uhr Ortszeit gab es das erste Beben, um 4.28 Uhr das zweite, die beiden Brüder und ihr Cousin Halil Birge bekamen sofort Nachrichten von ihrer Familie. Telefonanrufe, WhatsApp-Nachrichten, Videos. „Ganze Familien in unserem Dorf sind gestorben.“ Ein Bekannter zum Beispiel habe seine gesamte Familie in den Trümmern verloren, mehrere Bekannte von den dreien haben es auch nicht überlebt. „Das ist ein Schock.“

Winter erschwert Erdbebenlage

„Geld kann dir dein Leben nicht zurückgeben“, weiß Halil Cobanoglu. „Du kannst die Leute mit Geld nicht glücklich machen. Wenn die Eltern oder die Kinder gestorben sind.“ Trotzdem: Sie selbst haben schon Geld zu ihren Familien geschickt, die heutigen Einnahmen aus dem Suttroper Imbiss an der Kreisstraße 63 und dem Anröchter Imbiss „Halil’s“ an der Lippstädter Straße 6 sollen folgen, es sei aber alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Es ist eine Kleinigkeit. Wir wollen unterstützen, mehr können wir nicht tun.“ Wenn die Kundinnen und Kunden noch mehr spenden möchten, können sie das tun: „Das ganze Geld wird dahingeschickt.“ Am liebsten würden sich die drei sofort ins Flugzeug setzen und vor Ort helfen, die Flüge dorthin seien aber wegen des Bebens allesamt gestrichen.

Besonders schwierig sei die Lage dort durch den Winter: Bei Minusgraden und Schnee kein Dach überm Kopf und alles verloren zu haben, sei hart. Und das, wo die Menschen wegen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage des Landes sowieso schon Geldsorgen haben. Gleichzeitig sei die Hilfsbereitschaft vor Ort aber groß.

Für Halil und Gökhan Cobanoglu und Halil Birge ist die Situation von hier aus aber nur schwer auszuhalten: „Wir rufen an und es geht keiner dran“, erzählt er. Seitdem sie von den Erdbeben wissen, versuchen sie, ihre Lieben zu erreichen. Manchmal kommt der Anruf gar nicht durch, manchmal geht jemand ran, sie hören ihn aber nicht. „Ich bin fast durchgedreht“, betont Halil Cobanoglu. An Schlaf war danach nicht mehr zu denken. Seinen Onkel hat er allerdings erreicht. Er saß gerade im Auto, hatte sich dort mit seiner Familie in Sicherheit gebracht und während des Telefonats gab es ein erneutes Beben. „Ich habe gesagt: Fahr weg! Aber mein Onkel stand unter Schock, der konnte seine Beine nicht mehr bewegen.“ Außerdem habe er Leute sterben sehen und aus einem Nachbarhaus gemeinsam mit anderen zehn Tote geborgen. Cobanoglu ist sich sicher: „Das können die nicht vergessen.“

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