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Energie-Krise: Warsteiner Energieberater gibt Tipps zum Sparen beim Heizen

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Von: Alexander Lange

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Energieberater Michael Naujokat gibt Spartipps. Eine energetische Sanierung lohne sich immer, sagt er. Man müsse dabei aber immer das gesamte Haus in Betracht ziehen.
Energieberater Michael Naujokat gibt Spartipps. Eine energetische Sanierung lohne sich immer, sagt er. Man müsse dabei aber immer das gesamte Haus in Betracht ziehen. © Alexander Lange

Die Preise für Strom und Gas sind deutlich angestiegen. Michael Naujokat, selbstständiger Energieberater aus Warstein, gibt deshalb Spar-Tipps. Zudem warnt der Kreis Soest, die Warmwassertemperatur zu senken. Es herrscht Legionellen-Gefahr.

Warstein – Statt die Spendierhosen zu tragen, schnallt Deutschland den Gürtel enger. Die Energiekrise hat die Kosten für Strom und Gas in die Höhe schnellen lassen. Auch die Bundesregierung ruft alle Mitbürger zum Sparen auf. Einer, der Tipps zum Energiesparen geben kann, ist der selbstständige Energieberater Michael Naujokat. Er sagt: „Eine energetische Sanierung lohnt sich immer.“

Die Energiekrise und steigende Strom- und Gaspreise zwingen die Deutschen zum Sparen. Wie bekommen Sie das spüren?

Ich bin seit 13 Jahren selbstständiger Energieberater. Die Nachfrage ist schon immer groß. Seitdem der Krieg in der Ukraine aber ausgebrochen ist, steht das Telefon nicht mehr still. Alle suchen Wege zum Sparen.

Mit welchen direkten Fragen oder Anliegen melden sich die Kunden?

Den meisten geht es darum, Heizkosten zu sparen, weil die natürlich aktuell durch die Decke schießen. Die Menge der Anfragen ist fast nicht mehr zu bewältigen. Es gibt inzwischen schon keine Heizungen mehr, die eingebaut werden könnten. Und genauso fehlt es an Facharbeitern. Hinzu kommt, dass viele Teile aus Asien kommen. Da gibt es enorme Lieferschwierigkeiten.

Wie können Sie den Kunden trotzdem helfen? Welche Tipps zum Sparen haben Sie?

Wenn man ein ungedämmtes Haus hat, dann weiß man auch, dass man hohe Heizkosten hat. Logisch. Und wer dahingehend nichts tut, der wird auch weiterhin die hohen Kosten bezahlen müssen. Und das auch die nächsten zehn, zwanzig oder dreißig Jahre. Wenn ich Geld in die Hand nehme und jetzt energetisch saniere, dann reduziere ich diese Heizkosten. Und nach einigen Jahren rechnet sich das dann häufig schon. Alleine wenn ich überlege, dass der Liter Heizöl aktuell 1,80 Euro statt 70 Cent kostet; dann will man möglichst wenig verbrauchen. Zudem gibt es auch Fördermittel vom Staat, wenn man energetisch saniert.

Worauf kommt es bei einer solchen Sanierung an?

Man muss ein Gebäude immer im Gesamten sehen. Es reicht nicht, einfach nur die Fenster auszutauschen beispielsweise. Man muss so dämmen, dass es sinnvoll ist. Man dämmt erst das ganze Gebäude und geht dann an die Heizung. Wenn ich ein einfaches Zelt heize, brauche ich ein Lagerfeuer. Wenn ich das Zelt von außen mit Heu dämme, dann reicht mir drinnen eine Kerze. Es gibt vom Bund beispielsweise auch einen geförderten Sanierungsfahrplan, nach dem man sich richten kann. Da wird das gesamte Gebäude untersucht und Schwachstellen werden ausfindig gemacht, anschließend Empfehlungen ausgesprochen.

Wie schnell ist so etwas umsetzbar?

Das dauert natürlich und kommt auf die Maßnahme an. Alleine bis ein solcher Sanierungsfahrplan erstellt ist, dauert es aktuell zehn Wochen. Die Gebäudehülle zu sanieren ist zeitintensiv, dafür muss man auch mehr Geld in die Hand nehmen.

Was sind kleinere und kurzfristigere Maßnahmen?

Beispielsweise eine Kellerdecken-Dämmung. Das kann man schnell und einfach selber mit Styropor beispielsweise machen. Gleiches geht mit dem Dachboden, da kann man zum Beispiel Mineralwolle auslegen, das bringt auch immer etwas. Das hilft direkt.

Haben Sie weitere Tipps?

Man sollte auch die Heizungsanlage warten und richtig einstellen. Dafür braucht es aber natürlich Fachpersonal. Und auch wenn man die Heizung um zwei oder drei Grad herunterdreht, mit 34 statt 38 Grad duscht oder nicht in der ganzen Wohnung das Licht brennen lässt, dann hilft das auch schnell und sofort. Oder von Glühbirnen auf LED umstellen. Das sind kleine Stellschrauben. Aber am Ende bringt es etwas. Denn das Öl und Gas war in der Vergangenheit sowieso zu günstig.

Was schätzen Sie: Wie geht es weiter?

Eine Glaskugel habe ich nicht. Aber zu spät zum Sanieren ist es meiner Meinung nach nie. Aber man muss sich das Haus immer vor Ort anschauen. Eine Ferndiagnose per Telefon ist immer schwierig.

Initialberatung bei der Stadt Warstein

Michael Naujokat stammt gebürtig aus Rheinland-Pfalz und arbeitet seit 1997 in Warstein. Selbstständiger Energieberater ist er seit 13 Jahren, sein Büro hat er im Belecker Gewerbegebiet Nord. Einmal monatlich bietet er auch eine kostenlose Energieberatung für die Bewohner der Städte Erwitte, Rüthen und Warstein an. In Warstein ist das an jedem zweiten Donnerstag von 16 bis 18 Uhr möglich. Der nächste Termin ist der 9. September. Anmeldung unter Tel. 02902/81-210 oder m.wulf@warstein.de.

Kreis Soest warnt vor Legionellengefahr

Um Gas und Energie zu sparen, möchten viele Hausbesitzer derzeit die Warmwassertemperatur absenken. Doch dadurch steige die Legionellen-Gefahr, warnt das Kreis-Gesundheitsamt. Dr. Ute Gröblinghoff, für Trinkwasser- und Umwelthygiene zuständige Sachgebietsleiterin, rät: „Nicht an der falschen Stelle sparen, denn sonst geht es auf Kosten der Gesundheit.“ Ein umfangreiches Merkblatt gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen, teilt der Kreis Soest mit.

„Um sich vor Legionellen zu schützen, muss das Warmwasser im Warmwasserwärmer mindestens 60 Grad Celsius haben“, weiß Rüdiger Große, Trinkwasser-Experte im Gesundheitsamt. „Ideale Bedingungen für die Vermehrung von Legionellen herrschen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. Erst ab 55 Grad beginnt das Absterben. Bei 60 Grad sterben sie schnell. Daher ist es nicht sinnvoll, den Warmwasserboiler auf unter 60 Grad zu stellen, um Gas zu sparen. Das kann gefährlich sein.“

Vermehren sich die Legionellen im Wasser und werden dann etwa beim Duschen eingeatmet, kann es nach zwei bis zehn Tagen zu einer schweren Legionellose mit Lungenentzündung kommen – der so genannten Legionärskrankheit oder Legionellen-Pneumonie. Bei milderen Verläufen treten nach fünf Stunden bis drei Tagen Fieber und grippeähnliche Symptome auf.

Für Ein- und Zweifamilienhäuser rät Rüdiger Große: „Wenn das Wasser warm aus dem Hahn kommen soll, muss es vorher auf mindestens 60 Grad erhitzt worden sein. Für größere Wohnhäuser ist das sogar ein Muss.“ Energiespartipps hat er trotzdem: „Hausbesitzer sollten prüfen, ob es noch nicht isolierte Warmwasserrohre im Haus gibt und diese isolieren. Sinn macht es auch, generell warmes Wasser zu sparen. Zum Beispiel durch sparsame Armaturen. Auch eine effizient eingestellte und regelmäßig gewartete Heizung trägt zum Energiesparen bei.“ Diese und viele weitere Tipps sowie Informationen zur Absenkung der Warmwassertemperatur hat das Gesundheitsamt in einem Merkblatt zusammengestellt. Es ist zu finden unter www.kreis-soest.de/trinkwasserueberwachung.

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