Ende einer mehr als 100-jährigen Ära: Kein Baustoffhandel mehr, Fokus auf Transporte

Die gute Nachricht vorweg: Wer als Privatmann die Fuhre Sand oder den Sack Zement braucht, wird weiterhin versorgt, auch wenn die Firma „Franke Baustoffe“ am heutigen Mittwoch mit dem letzten November-Tag die Pforten schließt. Allerdings kann die Abholung zukünftig nur nach telefonischer Anmeldung am Standort im Belecker Gewerbegebiet Wiebusch erfolgen, denn der Hauptarbeitsschwerpunkt für Albert Franke und seine Ehefrau Sandra Montenari sowie ihr auf fast 50 Mitarbeiter angewachsenes Team liegt fortan auf „Franke Transporte“ und damit auf dem Transport von „Schüttgütern jeglicher Art“.
Belecke - „Die Baustoffhandlung war so einfach zu klein“, erläutert Sandra Montenari die Aufgabe des Geschäftszweigs. Man habe zwar „alles, was man brauchte, bekommen“, aber unterm Strich sei man halt doch nur „ein Tante-Emma-Laden wie früher“ gewesen, der mit den großen Baufachmärkten nicht konkurrieren konnte. Genauer, nicht konkurrieren wollte, daher erfolgte auch nie der Anschluss oder die Kooperation mit den großen Ketten der Branche. Vor gut einem Jahrzehnt begann bei der Firma Franke der „Lkw-Boom“, wie es Sandra Montenari bezeichnet. Der Geschäftszweig wuchs und innerhalb der Chefetage wurde mit Blick auf den Baustoffhandel bald klar, „irgendwann wird es den Zeitpunkt geben, wenn wir zu machen“. Und dieser ist jetzt, am heutigen 30. November 2022.
Ausschlaggebend für die Fokussierung auf den Transportbereich mit Kippsattel- und Planenzügen waren verschiedene Aspekte. „Wir haben einige gute Aufträge an Land gezogen“, so Disponent Christoph Sellmann, „wir haben jetzt die Chance, nochmal zu wachsen und mehr Lkw anzuschaffen.“ Da wäre der Baustoffhandel nur noch das fünfte Rad am Wagen gewesen und hätte die Weiterentwicklung der Firma gebremst: „Das wäre zu viel gewesen“, zumal auch der „große Einbruch im Bausektor“ bereits spürbar war und 2023 vermutlich noch deutlicher werde. „Damit wären wir nicht zukunftsfähig gewesen“, so Sellmann weiter: „Es machte einfach keinen Sinn, hier noch Energie und Ideen zu investieren.“
Am Firmensitz im Wiebusch ist die Fliesenausstellung drinnen und die Steinpräsentation draußen längst abgebaut, die Regale im Verkaufsraum ebenso. Stattdessen sind draußen mehr Parkflächen und drinnen mehr Büros entstanden. In die ist zum Teil schon die nächste Generation eingezogen, Nico und Michelle Bergmeier arbeiten bereits im Familienbetrieb mit, der jüngste Spross Leon lernt als Mechatroniker-Azubi aktuell das Schrauben, ab Februar zieht auch er am Wiebusch ein, wird nicht nur den kaufmännischen Bereich erlernen, sondern will selber auch noch den Lkw-Führerschein machen und „aufn Bock“. „Sie wollen die Spedition später mal weiterführen“, freuen sich Sandra Montenari und Albert Franke, dass die nächste Generation den Fortbestand als Familienunternehmen sichern will. Das besteht im Transport-Bereich aktuell aus 19 Lastwagen mit dem Franke-Logo, auf 22 will man in Kürze aufstocken, sucht dafür auch weiterhin Berufskraftfahrer.
„Alles richtig gemacht“, urteilt Christoph Sellmann daher auch in Richtung der Konzentration auf den Transport und die dortigen Zuwächse. Im Schüttgutbereich beliefere man große Industriebetriebe, beispielsweise fahre man zu den Hütten im Ruhrgebiet technische Zuschlagstofffe. Auch Baubetriebe werden beliefert, Asphalt für den Straßenbau transportiert. „Wir sind breit aufgestellt“, so der Disponent.
„Das „Nebengeschäft Baustoffhandel“, wie Sandra Montenari es bezeichnet, wird man aber „weiterlaufen lassen“, jedoch ganz anders als bisher. „Wenn sich die Leute fragen: Was ist mit dem Eimer voller Sand oder dem Anhänger voller Kies? Wir machen den Bereich Schüttgüter weiter“, beruhigt Christoph Sellmann – „für Jedermann, auch für Privatleute“, ergänzt Sandra Montenari. Einziger Haken: „Es gibt keine festen Öffnungszeiten mehr, man muss sich telefonisch melden und die Abholung absprechen.“ Auch drei so genannte „Sackwaren“ sind noch auf Lager, denn „wenn jemand Betonsand holt, bekommt er natürlich auch den passenden Zement dabei“, so Christoph Sellmann. Auch Estrich sowie Putz- und Maurermörtel gibt es noch in der Gebindeform. Neben der Abholung ist auch die Auslieferung weiterhin möglich. Und auch hier soll die modernere Technik Einzug halten: Es ist an den Aufbau eines Shop-Systems auf der Homepage gedacht, um sich Schüttgüter zusammenzustellen und auf Wunsch auch liefern zu lassen. „Das ist eben unsere Stärke: Schüttgüter“, so Christoph Sellmann. „Und auf das Pferd setzen wir weiter, sind nun aber für die Zukunft viel, viel besser aufgestellt.“