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Ein Jahr nach der Flut: Wo die Warsteiner Feuerwehr half und wie man sich für die Zukunft rüstet

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Von: Alexander Lange

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Die Mitglieder der Warsteiner Feuerwehr unterstützten die Einsatzkräfte in Altena. Ihnen bot sich ein Bild der Zerstörung.
Die Mitglieder der Warsteiner Feuerwehr unterstützten die Einsatzkräfte in Altena. Ihnen bot sich ein Bild der Zerstörung. © Feuerwehr Stadt Warstein

Vor einem Jahr erlebte Deutschland in Teilen die größte Flutkatastrophe. Warstein blieb zwar verschont, die Kräfte der Feuerwehr halfen aber in den Flutgebieten. Wie man sich aber auch vor Ort zukünftig schützen will.

Warstein – Es war ein Jahrhunderthochwasser, das mehr als 180 Menschen das Leben kostete, Existenzen zerstörte, Schäden in Milliardenhöhe verursachte. Vor einem Jahr, am 14. Juli und in der Nacht auf den 15. Juli, sorgten heftige Regenfälle für die größte Naturkatastrophe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte auf deutschem Boden. Zwar blieb Warstein von den Regenmassen und dem Unwetter verschont, einige Nachbar-Kommunen oder -Kreise traf es aber durchaus heftiger. Zahlreiche Mitglieder der Warsteiner Feuerwehr eilten zur Hilfe, unter anderem nach Altena im Märkischen Kreis. Die Geschehnisse und Bilder haben viele Mitglieder bis heute nicht vergessen.

Die Flut in der Nachbarschaft

Starkregen und Hochwasser sorgten auch im benachbarten Stadtgebiet Meschede für zahlreiche Einsätze der Feuerwehren und Löschgruppen. Schwerpunkte waren die Ortsteile Visbeck, Berge und Olpe. Die Schäden an der kommunalen Infrastruktur wurden je nach Schadensumfang zeitnah beseitigt, heißt es vonseiten der Stadt Meschede. „Ebenso hat die Stadt Meschede nach einem entsprechenden Beschluss des Ausschusses für Nachhaltigkeit und Ordnung im September 2021 zwei Werkverträge mit Fachunternehmen zur Erstellung eines kommunalen Starkregenrisikomanagementes für das Stadtgebiet Meschede abgeschlossen. Sobald dazu Ergebnisse vorliegen, sollen diese mit Betroffenen vor Ort sowie in Workshops aufgearbeitet werden.“

Kritisch war die Lage zeitweise auch an der Talsperre: Der Hennesee war an einigen Stellen über die Ufer getreten. Verletzt wurde im Stadtgebiet Meschede aber zum Glück niemand. Kniehoch flossen die Wassermassen auch durch das Zentrum von Sundern sowie den Ortsteil Hachen, beispielsweise Schmallenbergs Orteil Dorlar und Eslohe waren ebenso stark betroffen.

Den Kräften zeigte sich ein Bild der Zerstörung.
Den Kräften zeigte sich ein Bild der Zerstörung. © Feuerwehr der Stadt Warstein

Auch in Marsberg kam es zu Überflutungen und voll gelaufenen Kellern, besonders der Ortsteil Udorf war betroffen. Dort trat der Bachlauf Orpe über die Ufer und breitete sich in eine Wohnsiedlung aus. Es sei zum Glück jedoch nur zu Sachschäden gekommen, Menschen seien nicht verletzt worden, resümiert die Stadt Marsberg: „Die Schäden sind mittlerweile alle behoben. Um im Katastrophenfall gut reagieren zu können, haben die Feuerwehr und das Ordnungsamt den Katastrophenablaufplan aufgearbeitet und Vorkehrungen für unterschiedliche Szenarien getroffen.“

Unterstützung durch die Warsteiner Wehr

Nicht im Hochsauerlandkreis, sondern im Märkischen Kreis unterstützte der überörtliche Löschzug aus Warstein die örtlichen Einsatzkräfte. Einer, der dabei war, war Maschinist Kim Schulte, Gruppenführer der Löschgruppe Mülheim/Sichtigvor: „An dem 14. Juli kam ich von der Nachtschicht, hatte mich schlafen gelegt, als gegen Mittag der Melder ging.“ Er hatte zwar in den Nachrichten von den heftigen Regenfällen gehört, Bilder hatte er aber noch keine gesehen: „Ich wunderte mich schon, warum wir in den Märkischen Kreis fahren. Das war ja eine ordentliche Strecke.“ An der Belecker Wache sammelten sich die Kräfte aus dem Stadtgebiet, fuhren dann über Soest mit weiteren Einsatzzügen nach Altena. „Das war dort ein katastrophales Bild“, erinnert sich Schulte: „Und wir waren nur am Ortsrand im Einsatz. In den Kern kam man überhaupt nicht mehr.“ Ganze Straßenzüge waren unterspült, überall Wasser, Geröll und Dreck: „Wir waren alle motiviert zu helfen, aber teilweise konnte man gegen die Wassermassen gar nicht mehr ankommen.“

Im sogenannten Bereitstellungsraum stellten die Warsteiner Kräfte dann den Grundschutz für den Ort. Am frühen Morgen des 15. Juli wurden Schulte und die weiteren Warsteiner Feuerwehrmitglieder durch weitere Kräfte aus der Heimat abgelöst: „Als es hell wurde und der Pegel sank, hat man erstmal das komplette Ausmaß gesehen. So etwas habe ich in meinen 15 Jahren bei der Feuerwehr noch nicht erlebt.“

Die Warsteiner Feuerwehr im Bereitstellungsraum.
Die Warsteiner Feuerwehr im Bereitstellungsraum. © Wiemar

2007 sei das Möhnetal auch vom Hochwasser betroffen gewesen, erinnert sich Schulte: „Aber nur vereinzelt, nicht in dieser Größenordnung.“

Schutzmaßnahmen für die Zukunft

Donat Ahle, Leiter der Warsteiner Feuerwehr, war selber in der Einsatzleitung im vom Unwetter betroffenen Leverkusen eingespannt: „Auf solche Ereignisse kann man sich nie einhundertprozentig vorbereiten. Aber nach jedem Einsatz kann man natürlich schauen, was man anders machen kann oder welche Dinge man, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, verbessern kann.“

Denn auch Warstein – zuletzt wie beschrieben 2007 – ist vor Hochwassern nicht gefeit. Es gebe langfristige Maßnahmen wie die damals gebauten Regenrückhaltebecken, so Ahle, und kurzfristige Maßnahmen in Form von Einsatzwerkzeugen, um der Flut Herr zu werden und Menschenleben zu schützen. Beispielsweise gibt es in diesem Jahr ein neues Schlauchboot für die Warsteiner Feuerwehr. Zudem will man zukünftig nicht mehr nur auf die klassischen Sandsäcke setzen, sondern diese mit mobilen Deichanlagen durch beispielsweise Doppelkammerschläuche kombinieren, um Regenwasser abzuhalten. „Aber es geht bei Unwettern auch viel um den Selbstschutz. Wir können nicht von jetzt auf gleich jedem helfen, deshalb muss sich die Bevölkerung immer auch selber vorbereiten und schützen.“

Dass solche extremen Unwetterereignisse in Zukunft häufiger vorkommen werden, davon ist Ahle überzeugt. Das können Hochwasser genauso wie Stürme oder Waldbrände sein. Die Feuerwachen in Warstein und Belecke haben beispielsweise eigene Stromgeneratoren für eine autarke Stromversorgung im Bedarfsfall, zudem gibt es im gesamten Stadtgebiet 27 betriebsbereite Sirenen, die auch individuell bespielt werden können.

„Bei dem Unwetter vor einem Jahr hat Warstein Glück gehabt, das hätte uns genauso gut treffen können“, so Ahle.

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