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Ehemalige Warsteinerin Hélène Fontaine mit Designpreis des Umweltministeriums ausgezeichnet

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Die Verleihung des Bundespreises Ecodesign war für die Oppmann-Auszubildende ein wichtiger Moment.
Die Verleihung des Bundespreises Ecodesign war für die Oppmann-Auszubildende ein wichtiger Moment. © Privat

Gebürtig stammt sie aus Frankreich, über Belecke kam sie nach Warstein. Ausgebildet wurde sie bei Raumausstatter Thomas Oppmann. Nun wurde Hélène Fontaine mit dem Designpreis des Bundesumweltministeriums ausgezeichnet.

Warstein/Berlin – Als Hélène Fontaine am 5. Dezember im Bundesumweltministerium geehrt wurde, da war sie mächtig stolz: Ihr Projekt „2harvest – OPV-Gewächshausfolie“ wurde mit dem Bundespreis Ecodesign, der höchsten staatlichen Auszeichnung für ökologisches Design, in der Kategorie „Nachwuchs“ ausgezeichnet. Mit allem drum und dran: Laudatio, Handschlag und Pressefotos, Buffet, Sekt und Netzwerken und Reden von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) und Dirk Messner, dem Präsident des Umweltbundesamts in Dessau-Roßlau.

Geboren ist Hélène Fontaine in Frankreich, als Kind zog sie gemeinsam mit ihrer Mutter zunächst nach Belecke und später nach Warstein. Dass sie Design studieren möchte, wusste sie schon als Jugendliche. „Das ist voll das Glück“, weiß sie. Zu wissen, was man machen möchte. Nach ihrem Abitur in Rüthen habe sie sich aber erst nicht getraut, sich an der Münster School of Design zu bewerben und machte auf Anraten ihrer Mutter erst einmal eine Ausbildung zur Raumausstatterin bei Oppmann. Mit Handwerken und Heimwerken sei sie ohnehin aufgewachsen. „Das war ein solides Fundament“, sagt sie heute. „Das hat mir unheimlich viel im Studium gebracht.“ Den Umgang mit Vorgesetzten zum Beispiel und selbstständig Aufgaben zu erledigen.

Kurz vor dem Ende des Masterstudiums beworben

Sowieso findet sie: „Es ist immer gut, ein Handwerk zu lernen. Das sind Lifeskills.“ Mit der Ausbildung im Gepäck sei sie vielseitig aufgestellt – „was Handwerk angeht, gibt’s wenig, was ich mir nicht zutraue“ – denn die Ausbildung umfasst die Bereiche Gardinen, Sonnenschutz, Polster, Wände, Tapeten, Wandbespannungen und Böden. „Der Job ist super abwechslungsreich“, betont sie. „Eins der abwechslungsreichsten Handwerke.“ Hélène Fontaine wollte aber trotzdem studieren. Weg vom Land, rein ins Stadtleben – auf zum Studium nach Münster. Nachdem sie die Ausbildung als Jahrgangsbeste der Handwerkskammer Dortmund abschloss, startete also ihr Designstudium. Nach dem Bachelor in Münster bewarb sie sich an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle für den Masterstudiengang Industrial Design und wurde angenommen. Die Kunsthochschule hat einen fantastischen Ruf, ist praxisnah, bietet viele Exkursionen an. „Man lernt sehr viel“, betont sie.

Die von ihr entwickelte Gewächshausfolie verfügt über integrierte organische Photovoltaikzellen. So wird gleichzeitig Strom produziert.
Die von ihr entwickelte Gewächshausfolie verfügt über integrierte organische Photovoltaikzellen. So wird gleichzeitig Strom produziert.  © Privat

Anfang des Jahres, kurz vor Ende ihres Masterstudiums, bewarb sie sich für diesen Preis, reichte Produktbeschreibung, Produktfotos, einen Fragebogen und das Modell ein. „Das ist relativ streng“, erzählt sie. Eine Vorjury aus Expertinnen und Experten aus Bereichen wie Nachhaltigkeit, technischen Gewerken und Materialtechnologie wählt in der ersten Runde seine Favoriten, in der zweiten erfolgt eine Ausstellung im Internationalen Design Zentrum (IDZ) in Berlin, denn das IDZ ist gleichzeitig Ausrichter des Preises. Etwa 35 Projekte werden da nominiert, 14 davon ausgezeichnet – Hélènes OPV-Gewächshausfolie ist eins davon.

Entwickelt hat sie „2harvest – OPV-Gewächshausfolie“ als Semesterprojekt in ihrem Masterstudiengang Industrial Design an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Im Prinzip ist es Gewächshausfolie mit integrierten organischen Photovoltaikzellen (OPV), um die Flächen auf den Feldern doppelt zu nutzen: für Obst- und Gemüseanbau in Folientunneln und um gleichzeitig Strom zu gewinnen. Die Energie für die Beheizung wird also selbst produziert. „Das ist eine neue Anwendungsmöglichkeit“, erzählt die 30-Jährige. Denn die OPV sind nicht so hart und brüchig.

Nicht die einzige Auszeichnung

„Für Landwirtschaft und Solarenergie werden sonnenexponierte Flächen benötigt. Das führt zu Flächenkonkurrenz. Das Projekt 2harvest von Hélène Fontaine stellt eine zukunftsweisende Lösung hierfür dar. Sie verwendet organische Photovoltaikzellen auf Gewächshausfolien und ermöglicht dadurch die Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Fläche. Die gewonnene Energie kann ins Netz eingespeist werden“, wird Dr. Bettina Rechenberg auf der Homepage des Bundespreises zitiert.

Dabei ist der Bundespreis Ecodesign bei Weitem nicht die einzige Auszeichnung der Industriedesignerin: „Dieses Jahr habe ich mich für fünf Preise beworben und vier gewonnen“, erzählt sie. „Das war ein Rundumschlag mit Anmeldungen.“ Die Zeit nach dem Studium nutzte sie nämlich, um noch ein paar Semesterprojekte einzureichen – in erster Linie zum Netzwerken, um Leute kennenzulernen und um einen Job zu finden. Für ihre „i-si – Easy-to-Open Schalenverpackung“, eine barrierefreie Lebensmittelverpackung, bekam sie den dritten Preis des Hessischen Staatspreis für Universelles Design in der Kategorie Nachwuchs, den Sonderpreis Nachwuchs des Gold Awards vom Deutschen Verpackungspreis und den Winner Consumer des Universal Design Competition für „Droplet – Medizin sicher dosieren“, einem Pumpspender mit integriertem Löffel.

Ab dem 1. Februar geht es nach Wien

Mittlerweile packt sie auch in Halle schon fast wieder ihre Kisten: Ab dem 1. Februar geht’s für sie noch weiter weg – nach Wien. Und das, obwohl sie sich langfristig eigentlich eher im Münsterland oder Norddeutschland sieht. Das Praktikum in einer Designagentur ist für sie aber vielversprechend: Von Wasserhähnen über Zahnbürsten bis zu Straßenlaternen hat sie dort die volle Bandbreite der Gebrauchsgegenstände und arbeitet wahrscheinlich an der Neu- oder Umgestaltung oder technischen Neuerungen schon vorhandener Produkte, setzt sich mit Form, Farbe und Ergonomie auseinander und arbeitet in einem Team, das ihr schon auf der Homepage sympathisch vorkam. „Das wird spannend“, ist sie sich sicher. Vor allem freut sie sich darauf, endlich auch mitzuerleben, ein Produkt mit allen Korrekturschleifen, die es durchläuft, marktreif zu machen. So weit kommt es bei Projekten an der Uni ja nicht. Und wenn’s gut läuft, dann werde sie auch übernommen.

Auch Raumausstatter Thomas Oppmann freut sich über den Erfolg seiner ehemaligen Auszubildenden: „Man sieht, was aus dem Handwerk heraus möglich ist.“ Es müsse nicht immer direkt der Weg über das Studium sein, will Oppmann ermutigen, sich auch mit den Möglichkeiten im Handwerk auseinanderzusetzen. Spannend zusätzlich: Rolf Bürger, Künstler aus Münster, lernte vor 50 Jahren ebenfalls bei Oppmann und erhielt im Anschluss unterschiedlichste Preise und Auszeichnungen

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