1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Warstein

Demo und Kundgebung in Warstein: Verdi fordert mehr Geld für Öffentlichen Dienst

Erstellt:

Von: Alexander Lange

Kommentare

Vom LWL-Parkplatz ging es trotz widriger Temperaturen über die Hauptstraße und die Dieplohstraße auf den Marktplatz.
Vom LWL-Parkplatz ging es trotz widriger Temperaturen über die Hauptstraße und die Dieplohstraße auf den Marktplatz.  © Clewing, Christian

Vom LWL-Gelände zog der Verdi-Demonstrationszug über die Hauptstraße zum Marktplatz, wo die große Kundgebung stattfand. Was Verdi fordert und warum auch Bürgermeister Dr. Schöne zu den Streikenden sprach.

Warstein – Mit rund 200 Streikenden aus dem Öffentlichen Dienst hatte Verdi-Westfalen am Dienstagvormittag in Warstein gerechnet. Am Ende dürften es sogar ein paar mehr gewesen sein. „Und das trotz des sch... Wetters“, wie es Gewerkschaftssekretär Dirk Riesner formulierte. Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt, böiger Wind und eine Mischung aus Regen und Schnee: „Aber wir stehen hier nicht, weil wir Spaß daran haben. Wir kämpfen für eine Gehaltssteigerung von 10,5 Prozent, von mindestens 500 Euro.“ Das kollektive Wir bestand aus Mitarbeitern der Stadt- beziehungsweise Gemeindeverwaltungen Warstein, Anröchte, Erwitte, Möhnesee, Rüthen und Arnsberg, Mitarbeitern der LWL-Klinik, des Wohnverbundes und des Pflegedienstes.

Auf dem Gelände der LWL-Klinik hatte sich der Demonstrationszug der Streikenden am Dienstagmorgen in Bewegung gesetzt, führte über die Hauptstraße – wo es nur zu kleineren Verkehrsbeeinträchtigungen kam – über die Dieplohstraße auf den Marktplatz. Auf der Rathaustreppe die Gewerkschaftssprecher, auf dem Marktplatz die streikenden Arbeitnehmer.

Ergebnisse der ersten beiden Verhandlungsrunden seien „eine Provokation“

Die Ergebnisse, wenn man sie überhaupt so nennen dürfe, der ersten beiden Tarif-Verhandlungsrunden seien „eine Provokation“, sagte Riesner: „Das ist eine Schweinerei. Aber Ihr zeigt, dass Ihr kampfbereit seid, dass Ihr für Eure Forderung einsteht.“ Auch im ländlichen Bereich müsse ein Zeichen gesetzt werden, so Riesner: „Eigentlich ist es schon beschämend, dass man das Ritual des Streikes immer wieder durchführen muss.“

Mit Trillerpfeifen, Fahnen und selbstgestalteten Plakaten verliehen die Streikenden ihren Forderungen Nachdruck.
Mit Trillerpfeifen, Fahnen und selbstgestalteten Plakaten verliehen die Streikenden ihren Forderungen Nachdruck. © Clewing, Christian

Die Arbeitnehmer säßen in ihren Elfenbeintürmen, so Riesner, und würden ihre Angestellten mit den Argumenten eines sicheren Arbeitsplatzes und dem ewigen Danke-Sagen abspeisen. Und die Energiekrise würde dadurch bewältigt, indem die Heizungen heruntergedreht werden: „Und dann kommt immer wieder die alte Leier, es sei kein Geld da. Das ist ein vorgeschobenes Argument. Die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes halten die Gesellschaft zusammen.“

Grußworte durch Bürgermeister und Arbeitgeber Dr. Thomas Schöne

Doch in Zeiten von Inflation und explodierten Energiekosten brauche es langfristige tarifliche Anpassungen, so Riesner. Da würden auch keine Bonuszahlungen helfen: „Wir wollen 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 500 Euro.“ Und das tabellenwirksam, denn, so Riesner, werden die Preise für Sprit, Lebensmittel und Energie langfristig hoch bleiben. „Wir müssen mehr werden“, warb auch Gewerkschaftssekretärin Nicole Czyzmowski: „Denn heute ist kein Arbeitstag: Heute ist ein Streiktag.“

Dirk Riesner, Verdi-Gewerkschaftssekretär.
Dirk Riesner, Verdi-Gewerkschaftssekretär. © Clewing, Christian

Dass an einem solchen Streiktag auch die reden, die mit den Gehaltsforderungen konfrontiert werden, hat dabei eher Seltenheitswert. Am Dienstag war es aber so, richtete Bürgermeister Dr. Thomas Schöne Grußworte an die Streikenden – und an die Mitarbeiter „seiner“ Stadtverwaltung, die er an diesem Streiktag natürlich „schmerzlich vermisse“. Es sei ein gutes Zeichen, dass so viele Menschen trotz des widrigen Wetters auf die Straße gehen, man lebe derzeit in „schwierigen Zeiten“, sei von Krisen und Krieg geschüttelt. Schöne hoffe, dass eine Lösung in den Verhandlungsrunden gefunden werden und appellierte: „Bleiben Sie wacker bei Ihrem Recht.“

Streikjahr 2023 und Mitgliederzuwachs

Wenn es nach einigen Experten geht, könnte 2023 zum „Streikjahr“ werden. Schon jetzt summiert sich die Zahl derer, die für ihre Rechte und mehr Geld auf die Straße gehen. Zuletzt wurde unter anderem auch bei der Bahn, im Nahverkehr, in Kliniken und Schwimmbädern gestreikt. Dirk Riesner erklärte am Dienstag, dass auch die Gewerkschaft immer größer werde: „Spätestens seit Ende des vergangenen Jahres wächst die Zahl. Die Menschen merken, dass es keine andere Möglichkeit als den Streik gibt, um den Forderungen Ausdruck zu verleihen. Aber auch durch jeden Streik selber wächst die Mitgliederzahl.“

Auch interessant

Kommentare