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Dank vieler Spenden: Warsteiner Feuerwehrfahrzeuge sind jetzt in der Ukraine im Einsatz

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Von: Christian Clewing

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Mit der Übergabe einer offiziellen Urkunde an Bürgermeister Dr. Thomas Schöne stellvertretend für die Verwaltung und alle Bürger sowie einer Fahne ihrer Einheit für Warsteins Feuerwehr sagten die drei ukrainischen Feuerwehrleute Danke für die Hilfe.
Mit der Übergabe einer offiziellen Urkunde an Bürgermeister Dr. Thomas Schöne stellvertretend für die Verwaltung und alle Bürger sowie einer Fahne ihrer Einheit für Warsteins Feuerwehr sagten die drei ukrainischen Feuerwehrleute Danke für die Hilfe. © Clewing, Christian

Zwei ausgemusterte Tanklöschfahrzeuge, die zuvor in Allagen und Hirschberg standen, sind dank vieler Spenden nun in der Ukraine im Einsatz. Am Dienstag und Mittwoch waren die Ukrainer zu Gast, um die Fahrzeuge mitzunehmen. Was sie zur Ukraine-Lage sagen und wie sie sich bedankten.

Belecke – „Wenn die Raketen über uns hinwegfliegen, verstecken wir uns unter den Achsen der Feuerwehrautos hinter den Reifen.“ Das ist dann für Wachleiter Juri Vlasiuk und seine Einsatzkräfte der sicherste Ort, wenn es rundherum keinerlei Deckung gibt. Mit beeindruckenden Worten schilderte der 39-Jährige am Dienstagabend, wie sich in der ukrainischen Stadt Nikopol der Arbeitsalltag für die Berufsfeuerwehrleute seit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges verändert hat. Waren es sonst ein bis zwei Einsätze pro Tag, „quasi wie bei uns“, so Donat Ahle als Leiter der Feuerwehr Warstein, sind es inzwischen Dutzende, wenn von der anderen Seite des Dnipro-Flusses mal wieder 50 Granaten, mitunter auch geächtete Phosphor-Geschosse, auf die einst 120 000 Einwohner zählende Stadt niederprasseln. Im Kampf gegen die Folgen der Angriffe helfen in wenigen Tagen zwei Tanklöschfahrzeuge aus der Stadt Warstein, die die Ukraine-Hilfe Berlin nach einer Spendenaktion erworben hat. Am Mittwoch machten sich die drei Berufsfeuerwehrleute mit den Fahrzeugen auf die Heimreise.

Das Kennenlernen der deutschen Fahrzeugtechnik stand am Mittwoch bei der rund dreistündigen Unterweisung mit Feuerwehr-Gerätewart Carsten Schannath im Mittelpunkt. Begleitet wurden die Feuerwehrleute dabei auch von einem Kamerateam des WDR um Reporter Matthias Heise. Gezeigt werden soll die fünfminütige Reportage am Freitag zwischen 19.30 und 20 Uhr in der Lokalzeit Siegen.
Das Kennenlernen der deutschen Fahrzeugtechnik stand am Mittwoch bei der rund dreistündigen Unterweisung mit Feuerwehr-Gerätewart Carsten Schannath im Mittelpunkt. Begleitet wurden die Feuerwehrleute dabei auch von einem Kamerateam des WDR um Reporter Matthias Heise. Gezeigt werden soll die fünfminütige Reportage am Freitag zwischen 19.30 und 20 Uhr in der Lokalzeit Siegen. © Clewing, Christian

Zwei Stunden lang tauschten sich bereits am Dienstagabend deutsche und ukrainische Feuerwehrleute aus. Zwar war mit Vitali Olijnik von der Ukraine-Hilfe Berlin ein Dolmetscher mit an Bord, doch oft ging es auch ohne: „Feuerwehrleute sprechen doch alle überall auf der Welt die gleiche Sprache“, freute sich Donat Ahle darüber, dass die Verständigung mit Händen, Füßen und Gerätschaften auch ohne Sprachkenntnisse funktionierte. Wie etwa auf dem Dach des nagelneuen Allagener Staffellöschfahrzeugs, dessen Vorgängermodell nun in die Ukraine geht. Pierre Gomoll und Nico Kemper führten dort Juri Vlasniuk und Dmytro Dychenko die Beladung und die Wasserwerfertechnik vor – mit wenigen Worten, aber mit viel praktischem Vorführen. In luftige Höhen ging es mit Christian Büenfeld und Markus Klaus, die gleich die ganze Gruppe der ukrainischen Gäste über Belecke hoben in der ebenfalls hochmodernen Drehleiter. Natürlich wurden überall auch die Beladung, die Mannschaftskabinen mit den Atemschutzgeräten und die Fahrerplätze („wie in einem Spaceshuttle“) begutachtet. „Wir sind sehr beeindruckt“, resümierte am Ende Dmytro Dychenko.

Tanklöschfahrzeuge waren in Hirschberg und Allagen stationiert

Besonders interessiert war das ukrainische Feuerwehr-Trio auch an der Struktur und Organisation der Freiwilligen Feuerwehren, denn in der Ukraine gibt es nur militärisch-staatlich organisierte Berufsfeuerwehren. Da zeitgleich eine Ausbildungseinheit des Atemschutzgeräteträgerlehrgangs der Ausbildungsgemeinschaft mit Rüthen im Belecker Gerätehaus stattfand, gab es hier ganz praktische Einblicke in die Ausbildung der ehrenamtlichen Retter in Deutschland. Dass hier inzwischen auch viele Frauen den Weg in die Feuerwehr finden, war neu für die Gäste. Ausführlich berichteten die Ukrainer ihrerseits von ihrem im Vergleich zu deutschen Verhältnissen großen Einsatzradius von 50 Kilometern, zeigten Videos von den Folgen der Geschosseinschläge bis hin zum Bergen von Raketen per Seilwinde, berichteten von langen Diensten und Rufbereitschaften aufgrund des großen Einsatzaufkommens.

Bei der Bewältigung dieser Einsätze werden in kürze die beiden allradgetriebenen Tanklöschfahrzeuge, ehemals bei der Löschgruppe Allagen und der Löschgruppe Hirschberg stationiert, helfen. „Mit den neuen Fahrzeugen werden wir viel effektiver und schneller sein“, ist sich Wachleiter Juri Vlasniuk sicher. Damit sie die deutsche Technik auch optimal bedienen können, erfolgte am Mittwochmittag die rund dreistündige Unterweisung in die Fahrzeuge und ihre Besonderheiten.

Das Kennenlernen der deutschen Fahrzeugtechnik stand am Mittwoch bei der rund dreistündigen Unterweisung mit Feuerwehr-Gerätewart Carsten Schannath im Mittelpunkt. Begleitet wurden die Feuerwehrleute dabei auch von einem Kamerateam des WDR um Reporter Matthias Heise. Gezeigt werden soll die fünfminütige Reportage am Freitag zwischen 19.30 und 20 Uhr in der Lokalzeit Siegen.
Das Kennenlernen der deutschen Fahrzeugtechnik stand am Mittwoch bei der rund dreistündigen Unterweisung mit Feuerwehr-Gerätewart Carsten Schannath im Mittelpunkt. Begleitet wurden die Feuerwehrleute dabei auch von einem Kamerateam des WDR um Reporter Matthias Heise. Gezeigt werden soll die fünfminütige Reportage am Freitag zwischen 19.30 und 20 Uhr in der Lokalzeit Siegen. © Clewing, Christian

Am Nachmittag machte sich der Konvoi aus den beiden Tanklöschfahrzeugen und einem Mannschaftstransporter, sie alle konnten Dank zahlreicher Spender von der Ukraine-Hilfe Berlin aufgekauft werden, auf den rund 2 500 Kilometer langen Rückweg. Im Bus haben die drei Feuerwehrleute für die Hinfahrt 44 Stunden gebraucht, am Steuer der Feuerwehrfahrzeuge wird es bedingt durch erforderliche Ruhepausen, die erste wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Berlin eingelegt, eine deutliche längere Reise. In Nikopol wartet man bereits sehnsüchtig auf die neue Technik, vermutlich am Sonntag wird man dort eintreffen...

Wortlaut der Dankesurkunde

An die Freiwillige Feuerwehr und Bürger der Stadt Warstein

Vor dem Hintergrund einer andauernden russischen Aggression, wenn unsere Einheiten täglich deren Folgen beseitigen müssen, ist die Unterstützung des Staatlichen Rettungsdienstes der Ukraine von außerordentlicher Bedeutung. Im Namen aller Rettungskräfte der Region Nikopol möchte ich mich bei Ihnen vom ganzen Herzen für Ihre Unterstützung und technische Hilfe zur Verbesserung der technischen Versorgungslage unserer Einheiten bedanken! Ich bin überzeugt, dass wir als Staatlicher Notfalldienst – mit Ihrer Hilfe – alle unsere Aufgaben erfolgreich meistern werden.

Leiter der 7. Regionalabteilung des Staatlichen

Rettungsdienstes der Ukraine im Gebiet Dnipropetrowsk

Oberst des Zivilschutzes Denis Solowjow

Spendenkonto

Die Arbeit der Ukraine-Hilfe Berlin kann unterstützt werden durch Spenden:

Ukraine-Hilfe Berlin e.V., Deutsche Skatbank,

IBAN: DE24 8306 5408 0004 8722 15.

Weitere Infos: www.ukraine-hilfe-berlin.de.

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