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Corona-Ausbruch im Warsteiner DRK-Heim: So geht es weiter

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Von: Reinhold Großelohmann

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Im DRK-Seniorenzentrum in Warstein gibt es einen Corona-Ausbruch.
Im DRK-Seniorenzentrum in Warstein gibt es einen Corona-Ausbruch. © Clewing, Christian

Der Corona-Ausbruch im Warsteiner DRK Seniorenzentrum „Henry Dunant“ beschäftigt auch das Kreisgesundheitsamt. Leiterin Dr. Andrea Gernun beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warstein/Soest – Der Corona-Ausbruch im Warsteiner DRK-Seniorenzentrum „Henry Dunant“ kam in der vergangenen Woche sehr überraschend und seine Auswirkungen waren von vielen in der Schwere nicht erwartet worden. Fast ein halbes Hundert Betroffene mit positivem PCR-Test, darunter nicht nur viele Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch mehr als ein Dutzend Mitarbeiter sowie eine Besuchsperson. Sogar einen Todesfall hat es gegeben. Wie solche Corona-Ausbruchsszenarien in der jetzigen Situation einzuordnen sind, dazu beantwortete Dr. Andrea Gernun, Leiterin des Gesundheitsamtes des Kreises Soest, die Fragen von Reinhold Großelohmann.

Die Zahl der Corona-Infizierten im DRK-Heim ist erheblich. Hatten Sie das im Vorfeld zum jetzigen Zeitpunkt für möglich gehalten?

Dr. Andre Gernun: Andernorts, zum Beispiel in Hamm, wurden bereits entsprechende Ausbruchsgeschehen verzeichnet. Leider ist mit derartigen Ereignissen durchaus überall zu rechnen. Namhafte Virologen in Deutschland gehen von einer weiteren Welle der Geimpften aus.

Waren alle Erkrankten doppelt geimpft, gibt es auch Erkrankte, die schon die 3. Impfung bekommen hatten?

Ja, etwa ein Drittel der Bewohner war bereits dreifach geimpft.

Wie hätte das Szenario bei ungeimpften Bewohnern ausgesehen?

Fragen im Konjunktiv können nur spekulativ beantwortet werden. Aus der Erfahrung der Vergangenheit heraus könnte spekuliert werden, dass mehr schwerere Verläufe gesehen würden.

Wieviel Erkrankte haben einen schweren Verlauf? Befürchten Sie weitere Todesfälle?

Circa 80 Prozent der Erkrankten haben derzeit leichte bis milde Verläufe. Mit Todesfällen bei älteren beziehungsweise alten und multimorbiden Menschen muss leider immer gerechnet werden – wie nicht nur bei Covid-19-Erkrankungen sondern bei anderen Infektionskrankheiten auch.

Hat es im DRK-Heim Defizite bei den Vorsichtsmaßnahmen gegeben?

Nein, diesbezüglich liegen keine Hinweise vor.

Kann eine dritte Impfung so etwas in Zukunft weitgehend verhindern? Hätte man diese schon früher angehen müssen?

Studien zeigen einen deutlichen Anstieg des Antikörpertiters nach Boosterimpfung. Inwieweit tatsächlich derartige Ausbruchsgeschehen nach Drittimpfung verhindert, zumindest aber in kleinem Rahmen gehalten werden können, bleibt abzuwarten. Im Hinblick auf das hohe Lebensalter und häufig vorhandener Multimorbidität bzw. schwere Erkrankungen in derartigen Settings lässt sich nicht immer Schlimmeres verhindern. Nach wie vor lernen wir täglich neue Facetten der Erkrankung, der Wirksamkeit von Impfstoffen, etc. kennen. Endgültiges, abschließendes Wissen über SARS-CoV-2/Covid-19 existiert (noch) nicht. Insofern sind Strategien bei neuen Erkenntnissen bzw. Studienergebnissen anzupassen, werden neue Erkenntnisse Umsetzung finden. Dazu gehören auch Genehmigungsverfahren von Impfstoffen, Verabreichung derselben, etc. Schnellschüsse bergen Risiken. Insofern ist Ungeduld unzweckmäßig, muss Risiko-Nutzen-Abwägung immer Vorrang haben, wenn es um Menschenleben geht.

Müssen wir uns womöglich auch Gedanken über eine 4. Impfung machen - und in der Folge vielleicht sogar regelmäßige Impfungen - etwa im Halbjahresturnus?

Die STIKO wird bei entsprechendem Erfordernis sicherlich Impfempfehlungen geben bzw. anpassen. Auch diese Frage kann nur im Laufe der Zeit geklärt werden, wenn valide Erkenntnisse darüber vorliegen, ob und wann Auffrischungsimpfungen wie bei anderen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel bei Influenza, Tetanus, Polio, etc. zweckmäßig und erforderlich sind. Wir wissen noch zu wenig über diese Infektionskrankheit und die Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe.

Reagiert das Kreis-Gesundheitsamt auf den Vorfall in Warstein mit verschärften Sicherheits-Anforderungen an die Pflege-Einrichtungen im Kreis Soest?

Die aktuelle, seit 15. Oktober geltende Allgemeinverfügung für besondere Schutzmaßnahmen vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus in Einrichtungen der Pflege, der Eingliederungshilfe, der Sozialhilfe und Betreuungsgruppen nach der Anerkennungs- und Förderungsverordnung (CoronaAVEinrichtungen) regelt sehr dezidiert Maßnahmen in derartigen Einrichtungen. Darüber hinaus zu ergreifende Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit der WTG-Behörde (früher Heimaufsicht) und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW getroffen. Ziel dabei ist das Eindämmen der Infektionslage und Verhindern weiterer Infektionsfälle.

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