City Point in Allagen nicht mehr Post-Agentur - Interimsfiliale kommt in die Möhnestraße 330

Sechs Jahre lang hat Jürgen Ferber in seinem City Point in der Dorfstraße in Allagen die Post-Agentur betrieben, so wie zuvor bereits seine beiden Vorgängerinnen. In dem Gebäude, in dem seit den 1960er bis zur Schließung auch die reguläre Post-Filiale beheimatet war. Doch seit Montag gibt es zum ersten Mal seit knapp 60 Jahren keine Briefmarken mehr in der Dorfstraße, können dort keine Pakete mehr aufgegeben werden oder abgeholt werden. „Es hat sich einfach nicht mehr rentiert“, begründet Ferber seinen Rückzug aus dem Postgeschäft, betont aber: „Der City Point bleibt natürlich geöffnet.“
Allagen – Damit widerspricht Jürgen Ferber Gerüchten, dass er auch seinen Laden aufgeben würde. Das hat Ferber nämlich nicht vor, vielmehr hat er kürzlich erst noch in den City Point investiert, hat einen Brotbackautomaten angeschafft und kann so seinen Kunden immer frische Brötchen anbieten. Besonders die Allagener Dorfbrötchen sind gefragt – mit 35 Cent zu einem günstigen Preis.
Und Jürgen Ferber hat weitere Ideen, um die Bedürfnisse seiner Kunden zu befriedigen. So bietet er seit der Schließung der Fleischerei Ernst Wurstwaren an – „die Bratwürstchen gibt es auch auf der Aida, da müssen sie gar nicht in den Urlaub fahren“, erklärt er einer Kundin, die gerade ein Fünferpack für den Abend kauft. Erweitert werden soll die Geschenkartikelsparte. Und es gibt die Überlegung, mittwochvormittags, wenn die kleine Markthalle gegenüber seines Ladens geöffnet ist, Matjesbrötchen zu verkaufen.
Dass er die Post-Agentur aufgegeben hat, sei traurig und „nicht so schön“, sagt Jürgen Ferber, doch: „Es rechnet sich einfach nicht mehr. Wir sind quasi nur noch Abholstation.“ Zu viele Postdienstleistungen würden heutzutage über das Internet abgewickelt. Damit der normale Ladenbetrieb und die Postgeschäfte gleichzeitig laufen können, müsse man aber immer mit zwei Personen im City Point sein. „Dann ist der Aufwand größer als der Ertrag“, so Ferber, der deshalb den Vertrag mit der Post gekündigt hat – nicht im Bösen, das sei eben „ein ganz normaler Geschäftsvorgang“.
Bei der Deutschen Post arbeitet man aktuell an einer Nachfolgelösung. In einem ersten Schritt soll in der Möhnestraße 330 eine Interimsfiliale eingerichtet werden, erklärte Rainer Ernzer von der Unternehmenspressestelle in Düsseldorf. Ein erstes Schild am Haus weist bereits darauf hin. „Das machen wir immer dann, wenn wir unsere Dienstleistungen anbieten wollen, aber noch keinen Kooperationspartner haben“, erläutert er. Die Interimsfiliale werde eingeschränkte Öffnungszeiten haben, aber täglich geöffnet sein. Eine ganztägige Öffnung einer Filiale nur mit Postdienstleistungen sei „wirtschaftlich nicht abbildbar“, so Ernzer.
Den genauen Zeitpunkt der Öffnung der Interimsfiliale konnte Rainer Ernzer noch nicht benennen, sie solle aber innerhalb der nächsten Wochen erfolgen. Da die Deutsche Post selbst keine eigenbetriebenen Filialen mehr habe, werden solche Interimslösungen von einer Tochterfirma des Unternehmens organisiert.
Um auch in Allagen wieder „kundenfreundliche Öffnungszeiten“ anbieten zu können, so der Unternehmenssprecher, sei man auf der Suche nach einem Einzelhändler. In der Kooperation zwischen Einzelhandel und Deutscher Post sieht Ernzer eine „Win-win-Situation“, denn: „Die Postdienstleistungen bringen dem Händler zwar keine Reichtümer, aber Laufkundschaft.“