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Brandstifter-Serie in Warstein: Polizei ist „sensibilisiert“, Feuerwehr fürchtet weitere „Eskalation“

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Von: Alexander Lange

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Zuletzt brannte an der Hauptstraße ein Traktor - auch hier stehen die Zeichen auf Brandstiftung.
Zuletzt brannte an der Hauptstraße ein Traktor - auch hier stehen die Zeichen auf Brandstiftung. © Feuerwehr Stadt Warstein

In den vergangenen zwei Monaten kam es zu acht Brandstiftungen im Warsteiner Kernstadtbereich. Insbesondere die Fälle an der Hauptstraße lassen aufhorchen. Was die Polizei zu bisherigen Ermittlungen sagen kann und wie Donat Ahle als Leiter der Feuerwehr die Situation wahrnimmt.

Warstein – Inzwischen ist die Liste beachtlich lang. Und hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Denn in den vergangenen rund zwei Monaten ist es im Warsteiner Kernstadtgebiet zu insgesamt acht Brandstiftungen gekommen. Verletzte gab es glücklicherweise nie und dennoch richteten die Brände teilweise immense Schäden an. Und auch die Feuerwehr kommt immer wieder an ihre Belastungsgrenze.

6. August, 1.51 Uhr:

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Feuerwehr ins Legoland-Wohngebiet alarmiert. Dort brennt ein Wintergarten in voller Ausdehnung. Der Feuerwehr gelingt es, ein Übergreifen der Flammen auf anliegende Wohnhäuser zu verhindern, der Wintergarten samt Mobiliar ist aber nicht zu retten. Nach Ermittlungen vor Ort erklärt die Polizei, dass es Brandstiftung war.

10. August, 17.12 Uhr:

Die Feuerwehr wird zum Kohlmarkt in Warstein alarmiert. Dort brennt es an zwei Hecken, die kleinen Feuer können aber durch Anwohner bereits gelöscht werden. Auch diese Feuerchen wurden gelegt.

11. August, 16.49 Uhr:

Tags darauf, am Donnerstag, 11. August, wird der Löschzug in den nördlichen Park der Alten Kirche alarmiert. Hier brennt Buschwerk und Gras, die Feuerwehr muss löschen, hat das Feuer aber schnell im Griff. Das Feuer wurde gelegt.

In den vergangenen zwei Monaten kam es zu acht Brandstiftungen in Warstein: Drei davon an der nördlichen Hauptstraße, hier im Bereich des ehemaligen Kinos.
In den vergangenen zwei Monaten kam es zu acht Brandstiftungen in Warstein: Drei davon an der nördlichen Hauptstraße, hier im Bereich des ehemaligen Kinos. © Alexander Lange

26. August, 0.41 Uhr:

Knapp zwei Wochen ist Ruhe, dann brennt es aber umso heftiger. Und zwar in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im ehemaligen Kino an der nördlichen Hauptstraße. Fast 20 Stunden ist die Feuerwehr im Einsatz, zwischenzeitlich sind sämtliche Kräfte aus dem Stadtgebiet inklusive der Drehleiter aus Rüthen vor Ort. Es kommt zudem zu enormen Verkehrsbeeinträchtigungen. Die Kripo nimmt die Ermittlungen auf, das Ergebnis: Brandstiftung.

11. September, 23 Uhr:

In einem Anbau der Alten Post an der Warsteiner Hauptstraße brennen Gummiteile. Das Feuer ist nach kurzer Zeit unter Kontrolle, die Ursache ist Brandstiftung.

16. September, 16.54 Uhr:

Es brennt auf der Toilettenanlage in der Warsteiner Tiefgarage. Mal wieder. Papiertücher wurden mutwillig entzündet, der Einsatz ist aber schnell abgearbeitet.

30. September, 1.42 Uhr:

Ein Traktor brennt in einem Steinbruchgebiet an der Warsteiner Hauptstraße, unweit vom Einsatzort an der Alten Post entfernt. Es ist ein enormer Löschwasserbedarf erforderlich, um den Flammen etwas entgegen zu setzen, so die Feuerwehr. Der Einsatz dauert über zwei Stunden an.

Am 30. September brannte ein Traktor in einem Steinbruchgelände an der Warsteiner Hauptstraße.
Am 30. September brannte ein Traktor in einem Steinbruchgelände an der Warsteiner Hauptstraße. © Feuerwehr

Diana Kettelhake, Pressesprecherin der Polizei im Kreis Soest, erklärt, dass die Ermittlungen nach wie vor noch laufen: „Das geht nicht von heute auf morgen, auch für den Traktorbrand gibt es noch kein abschließendes Ergebnis.“ Aufgrund der Einsatzuhrzeit dürfte Brandstiftung aber nicht ausgeschlossen sein. Aber die Ursachenermittlung sei immer das eine, die Ermittlung von möglichen Tätern das andere.

Zu Zeugenhinweisen, abgesehen von denen, die das Feuer entdeckten und die Feuerwehr alarmierten, gebe es „noch nichts weiter“. Es wäre „überragend“, so Kettelhake, wenn sich jemand melden würde, der etwas in dem Bereich , Täter auf frischer Tat oder Ähnliches gesehen habe. Dass die vergangenen großen Brände alle im Bereich der nördlichen Hauptstraße stattgefunden haben, fällt natürlich auf: „Die Kollegen in Warstein sind sensibilisiert. Aber wir können die Hauptstraße auch nicht 24 Stunden im Blick haben.“

Am Ende kommt der Steuerzahler für die Einsätze auf

Doch auch für die Kräfte der Warsteiner Feuerwehr sind die Einsätze belastend, sagt Donat Ahle, Leiter der Wehr: „Ich habe Angst davor, dass es irgendwann auch um Menschenleben geht. Solche Täter streben nach Eskalation.“

Wenn der Melder wieder an die Hauptstraße alarmiere, überlege er direkt, wo genau der Einsatz sein könne: „Das löst gleich Gänsehaut aus.“ Der Feuerwehr sei genauso wie der Polizei daran gelegen, den oder die Täter schnellstmöglich dingfest zu machen: „Wir arbeiten da mit der Polizei auch gut zusammen. Denn es geht hier auch um die Leistungsfähigkeit der Leute. Wenn jemand in Not gerät, kommen wir und helfen wir gerne. Aber das hier hat eine andere Handschrift und eine andere Qualität.“

Und nicht nur, dass am Ende der Steuerzahler die Einsätze und die damit verbundenen Materialkosten und beispielsweise Verdienstausfälle tragen muss, so Ahle: „Es sind auch immer Rettungsmittel gebunden, die woanders vielleicht gerade nötig sind. Hier missbraucht jemand das System, damit er Spaß hat. Das ist hochgradig kriminell.“

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