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Brand in Warstein: Bäckermeister Bernd Schulte rettete seine Familie über Feuerleiter

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Von: Alexander Lange

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Aus der Backstube (vorne) rannte Bäckermeister Bernd Schulte zu seinem brennenden Haus, um die Familie zu retten.
Aus der Backstube (vorne) rannte Bäckermeister Bernd Schulte zu seinem brennenden Haus, um die Familie zu retten. © Hannah Decke

In dem Haus, das am Dienstag an der Warsteiner Hauptstraße brannte, lebte Bäckermeister Bernd Schulte mit Familie. Er schildert, wie er das Feuer erlebte. Feuerwehrchef Donat Ahle sagt im Nachgang: „Ich habe das Schreien der Leute am Fenster nicht aus dem Kopf bekommen.“

Warstein - Noch immer unter dem Eindruck des Brandes steht Bäckermeister Bernd Schulte. Als das Feuer in seinem Haus ausbrach, befand er sich noch in der Backstube. Seine Familie war zuhause. „Mein Sohn hat mich angerufen, dass das ganze Treppenhaus voller Rauch sei, er auch nichts mehr sehen könnte“, berichtet Schulte: „Ich habe in der Backstube sofort alles stehen und liegen gelassen und bin losgerannt.“

Auch der Rettungsdienst war mit einem Großaufgebot vor Ort: Acht Verletzte waren zu beklagen, glücklicherweise kein Toter.
Auch der Rettungsdienst war mit einem Großaufgebot vor Ort: Acht Verletzte waren zu beklagen, glücklicherweise kein Toter. © Alexander Lange

Der Brandherd lag direkt hinter der Haustür an der Hauptstraßenseite. Schulte vermutet, der Täter sei eingebrochen, habe dann das Feuer gelegt „Die Flammen waren etwa einen Meter hoch, da bin ich dann durch und habe meine Familie geweckt. Über die Veranda sind wir nach draußen, dann über die Feuerleiter auf den Woolworth-Parkplatz geklettert.“ Währenddessen wurden Schultes Sohn und eine weitere Person per Drehleiter aus dem dritten Obergeschoss gerettet. Sie standen mitten im Brandrauch, es ging um Leben und Tod, berichtete die Feuerwehr. Das Wohnhaus der Familie ist unbewohnbar. „Ich kann auch immer noch nicht rein“, sagt Schulte. Bei allem materiellen Schaden sei er froh, dass es „nur“ Verletzte gab, jeder gerettet werden konnte: „Solch eine Situation gönne ich niemandem.“

Es sei schon schlimm, wenn Brandstifter leer stehende Lagerhallen anzünden, um die Flammen lodern zu sehen, sagt Schulte: „Aber ein Wohnhaus? Das ist eine ganz anderem Dimension. Und wir hoffen, dass diese Brandstifter-Serie jetzt vorüber ist.“

Donat Ahle, Leiter der Feuerwehr: Aufatmen, dass Brandstifter kein Feuerwehrmann war

„Es war für mich einer der dramatischsten Einsätze in den vergangenen Jahre“ schilderte Donat Ahle, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Warstein, am Donnerstagmittag: „Gerade in den ersten Minuten, der sogenannten Chaosphase, lagen die Nerven blank.“ Der Einsätze stecke in den Knochen, aber auch im Kopf: „Das alles hat mich auch psychisch getroffen. Ich habe das Schreien der Leute am Fenster nicht aus dem Kopf bekommen.“ Wäre die Drehleiter nicht gewesen, hätten die Personen im dritten Obergeschoss nicht überlebt, sagt Ahle: „Es ging hier nicht um Minuten, sondern um Sekunden.“

Bereits im Laufe des Einsatzes sei Donat Ahle schnell klar gewesen, dass es sich erneut um Brandstiftung gehandelt habe: „Wenn man immer tiefer in den Einsatz einsteigt, gewinnt man neue Erkenntnisse. Mir war früh klar: Das war er wieder.“ Das teilte er auch gleich der Polizei mit, mit denen man als Feuerwehr über die vergangenen Monate eng und „sehr gut“ zusammengearbeitet habe, um den Brandstifter zu fassen: „Dass es wieder Brandstiftung war, macht mich als erstes wütend.“

Aber er atme auch auf, dass der Täter gefasst sei „und das es keiner von uns ist. Das beruhigt mich, auch nach den ganzen Parolen, die man sich anhören musste. Ich bin mächtig stolz auf meine Truppe.“ Es sei ein gemeinsamer Erfolg mit der Polizei, „die Zusammenarbeit war genial, das ging Hand in Hand. Auch wir haben in dieser Zeit viel von der Polizei für Einsätze gelernt“.

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