Irgendwann wurde es aber für die Familie im Neubau zu eng, am 24. Februar 1977 zog man ins eigene Domizil in die Rangestraße, das Jürgen Franke auch heute noch mit seiner Frau Monika bewohnt.
Nach der Schule absolvierte Jürgen Franke eine Lehre bei den Bigger Werkstätten, erhielt seinen Gesellenbrief als „Gerätezusammensetzer“. Doch statt in der Industrie landete der junge Jürgen dann in der Verwaltung – ein harter Schicksalsschlag für den jungen Jürgen führte damals dazu. 1978 starb sein Vater, der Tipp mit einer Bewerbung im Rathaus führte zum 1. September 1978 zu einem Job im Rathaus. Er machte den Führerschein, übernahm Botenfahrten im ganzen Stadtgebiet, arbeitete in der Poststelle ebenso wie in der Telefonzentrale mit. „In der Industrie wäre ich untergegangen“, urteilt er mit Blick auf seine Behinderung und die Anforderungen in der freien Wirtschaft. In der Verwaltung – dort diente er unter insgesamt vier Bürgermeistern – aber konnte er sich seinen Fähigkeiten entsprechend entfalten: „Ich bin immer nett aufgenommen worden“ – nicht nur im Haus, auch außerhalb beim Herumbringen der Ortsvorsteher-Post, der Ausschussvorlagen für die Politiker oder der Urkunden und Geldgeschenke für Jubilare oder beim Einholen von Unterschriften.
Wertvolle Post einfach in den Briefkasten werfen, das gab es für den pflichtbewussten Boten nicht, alles wurde persönlich übergeben – entweder an den Empfänger oder auch an die Lebenspartner. „Dadurch habe ich sehr viele Kontakte.“ Und dabei sagte er auch zu einer Tasse Kaffee selten nein: „Zum Glück war ich überwiegend alleine unterwegs, so konnte man auch mal ein paar Minuten sprechen und ein paar private Worte wechseln.“ Jeden Mittwoch ist er früher „durchs gesamte Stadtgebiet“ gefahren, jeweils rund 60 bis 70 Kilometer. Wie viele Kilometer insgesamt, das hat er nie nachgehalten. Aber er weiß, wie weit es von seinem ersten Domizil bis zur zweiten Heimat ist: „Genau 1 000 Meter“ – das musste er mal nachmessen, als es um eine Förderung aufgrund seiner Behinderung ging.
Nach dem ersten Schicksalsschlag fand damals Jürgen Franke sein berufliches Glück, nach dem zweiten auch sein privates: Nach dem Tod der Mutter war es der Versicherungsvertreter, der nach dem Regeln der Formalitäten schließlich zu Amor wurde und Jürgen Franke mit seiner Monika verkuppelte. 1995 war das, 1996 wurde geheiratet. „Im letzten Jahr haben wir Silberhochzeit gefeiert“ – und sind glücklich verliebt wie am ersten Tag. Gemeinsam gehen sie jeden Freitag in Belecke schwimmen. Der Sport stand seit jeher bei Jürgen Franke hoch im Kurs. Am 1. Februar 1972 wurde er in die heutige Behindertensportgemeinschaft Warstein aufgenommen, damals hieß sie noch „Versehrtensportgemeinschaft“. Er war das jüngste Mitglied und der einzige Jugendliche. „Bei Manfred Kumbartzky sollte ich schwimmen lernen, so bin ich damals da reingerutscht“. Ob Schwimmen, Sitzball, Bosseln – Jürgen Franke war immer sportlich aktiv, engagierte sich auch in organisatorischen Dingen. „Ich bin froh, dass ich damals in diese Gemeinschaft reingerutscht bin“, so der 64-Jährige.