Während der Pandemie seien Stimmen laut geworden, das Schützenfest – wie es bislang gefeiert wurde – zu überdenken, berichtete Oberst Rüdiger Schulte eingangs und dankte den rund 30 Mitgliedern (Schützen, Nichtschützen, Frauen und Musikern) des zu diesem Zweck ausgerufenen Arbeitskreises, der sich in den vergangenen Wochen mit dem Thema auseinandergesetzt hatte und Lösungsvorschläge erarbeitet hatte. Drei Risikobereiche habe man herausgefiltert. „Personell“ wolle man zukünftig an einem neuen Nachwuchs- und Integrationskonzept arbeiten und zudem eine Kleiderbörse für Aktive ins Leben rufen. Im „sozio-kulturellen“ Bereich wird ein, für alle zugängliches Vereinsarchiv gewünscht und der Punkt „Kirche und Beerdigungen“ werde der heutigen Zeit angepasst.
Im Fokus des Abends aber sollte der Punkt „ökonomische Maßnahmen“ stehen. „Wir möchten hier einen gemeinsamen Vorschlag unterbreiten, in dem sich hoffentlich jeder wieder finden kann“, so Schulte. Die anschließend gezeigte Schützenfestfolge unterschied sich nur wenig vom bisherigen Ablauf, so wurden etwa der Gottesdienst und das Frühstück am letzten Tag für die ganze Familie angeboten und soll nicht mehr ausschließlich den Schützen vorbehalten sein.
„Was hier vorgestellt wird, ist das heutige Schützenfest, mit der Ausnahme, dass wir am Freitag anfangen. Wir vom Arbeitskreis sehen uns hier nicht wieder“, kritisierte Martin Mühlenschulte und eröffnete die anschließende Diskussion.
Der Vorschlag des Arbeitskreises sieht etwa vor, die Ehrungen komplett am ersten Tag abzuhalten, nach dem Vogelschießen am zweiten Tag direkt in der Halle weiterzufeiern (ohne Unterbrechung/Umzug) und den Kindertanz zusätzlich am letzten Tag vor der abschließenden Party zu positionieren.
Der Schützenvorstand intervenierte gegen Mühlenschultes Einwand: „Du hast am letzten Workshop-Tag nicht teilgenommen, dies ist der gemeinsame Vorschlag von Arbeitskreis und Vorstand.“ Das sahen die Arbeitskreisteilnehmer anders. Die Stimmung wurde hitzig. Kritisiert wurde auch das alleinige Vorschlagsrecht des Vorstandes. „Der Vorstand ist seiner Pflicht nachgekommen. Der Arbeitskreis hat zugearbeitet. Wir können hier nur über einen Vorschlag des Vorstandes abstimmen, das ist satzungskonform“, beschwichtigte Hermann Kroll-Schlüter und fragte: „Entscheidend ist jetzt doch: Was ist wichtiger: Ein zweiter Festzug oder ein besonderer Tag der Gemeinsamkeit?“
Emotional waren die Worte des amtierenden Schützenkönigs Matthias Sellmann: „Mit würde das Herz bluten, wenn wir keinen zweiten Festzug mehr haben.“ Dem pflichtete Major Volker Manthey bei: „Wir überrumpeln gerade unser Königspaar. Wir sollten unserem amtierenden König gegenüber fair sein. Er war – als er den Vogel abgeschossen hat – auf einen zweiten Festumzug vorbereitet.“ Nach langem Für und Wider, vor allem was den zweiten Umzug und den geänderten Ablauf nach dem Vogelschießen angeht, einigten sich Vorstand und Versammlung zunächst auf eine Wahl bezüglich des zukünftigen Feierns von Freitag bis Sonntag. Der Vorschlag des Vorstandes in einem ersten Wahldurchlauf für oder gegen eine Verlegung des Festes aufs Wochenende und die Annahme des ersten Vorschlags zu voten wurde abgelehnt.
Mit einer Enthaltung und einer Gegenstimme wurde die Verlegung angenommen. Viele forderten im Anschluss, den zweiten Vorschlag explizit vorzustellen und als Gegenvorschlag zur Wahl zu stellen. Marc Schenuit: „Ich fühle mich veräppelt. Wir haben mit nur einem Vorschlag keine Entscheidungsgrundlage!“ Vor allem eine Umsetzung des zweiten Vorschlags, noch in diesem Jahr, sahen aber einige Mitglieder problematisch. Hermann-Josef Nürenberg: „Wir bekommen in 2023 keine so großen Änderungen mehr hin.“ Schließlich einigte man sich darauf, in diesem Jahr noch nach weitestgehend altem Muster zu feiern. Bei der anschließenden Abstimmung darüber, ob 2024 das erste Konzept oder das des Arbeitskreises greifen soll, sprachen sich 115 Mitglieder für den AK-Vorschlag aus. „Das ist eindeutig“, so Schulte.
Kontrovers zeigte sich nach über drei Stunden auch die Diskussion, ob das Belecker Schützenfest zukünftig am Wochenende nach Pfingsten gefeiert werden soll oder ob der bisherige Termin im Sommer bleiben soll. Die Befürworter argumentierten mit wirtschaftlichen Faktoren (Vermietung der Halle in den Ferien) und Erreichen jener, die mit Kindern in den Sommerferien in Urlaub fahren. Die Gegner hingegen verwiesen auf die Tradition, dass Schüler den Ferientermin bevorzugen und Schützenfestfreunde sich für das Hochfest immer Zeit nähmen. „Wer kein Bock auf Schützenfest hat, den erreicht man auch nicht außerhalb der Ferien“, fasste es Marco Gerte zusammen.
Die neue Schützenfestfolge: Freitag unter dem Thema „Würdigung“: 17 Uhr: Antreten, Ständchen bringen. 20 Uhr Ehrungen. Ab 21 Uhr: Party. Samstag: Thema „Gemeinsamkeit“: 14 Uhr: Antreten. Sternmarsch zu den Kirchen. 14.30 Uhr: Abholen des Königspaares/Fahnen/Oberst aus der Kirche. 15 Uhr Vogelschießen. 17 Uhr Krönung. 18.15 Uhr Kindertanz anschließend Blasmusik. 19 Uhr Eintreffen der Gastvereine. 20 Uhr Einzug des Königspaares/Tanzeröffnung. Anschließend: Party. Sonntag: Thema „Feierlichkeit“: 10.30 Uhr Schützenmesse. 11.30 Uhr Frühschoppen. 14 Uhr Antreten an den Kompanielokalen. 14.30 Uhr Abholen der Fahnen/Oberst aus der Kirche. 15 Uhr: Abholen des Königspaares /Festzug. 15.30 Parade auf dem Wilkeplatz. 17.30 Kindertanz. 20 Uhr Party.