Die Arbeit hat ihm Spaß gemacht, das Team fand er toll – ganz im Gegensatz zur Arbeit in seinem Tischlerei-Ausbildungsbetrieb ein paar Wochen später. „Ich wollte wirklich etwas lernen“, sagt er. Das sei da nicht in der Weise möglich gewesen, wie er es sich gewünscht hatte. Also hat er schon im ersten Monat den Entschluss gefasst, zu wechseln und konnte nahtlos in der Belecker Glaserei anfangen.
Die Entscheidung hat er nie bereut: „Die Arbeit ist vielfältig, man macht jeden Tag etwas anderes und lernt immer wieder neue Leute kennen“, erklärt der Suttroper.
Von Schaufenstern und Fensterscheiben über Bleiverglasung bis hin zu Vitrinen und anderen Möbeln hat ein Glaser nämlich eine breite Produktpalette und arbeitet dabei mit unterschiedlichsten Werkstoffen und Gewerken. „Ich kenne jetzt jeden Handwerker aus der Umgebung“, sagt Ben Gutsche schmunzelnd. Und: Jede Woche hatte er vier Tage im Betrieb und nur einen in der Schule – das sei eine ausgewogene Mischung.
„Ben ist so ein Typ, der lernt relativ schnell“, sagt Thomas Schmalz-Jürgen. Er sei seit 15 Jahren der erste gewesen, der keine Nachhilfe brauchte, weil der Satz des Pythagoras und Winkelberechnung zum Beispiel ein Begriff für ihn gewesen seien. Ihm sei in den drei Jahren schon viel kaputt gegangen, sagt Ben Gutsche, aber Thomas Schmalz-Jürgens erklärt: „Im Glasbereich ist das so, dass man sich die Erfahrung erarbeiten muss.“ Da mache man eine Sache schon drei-, viermal, bis man Erfahrung hat. „Man versucht, wenig kaputt zu machen, aber es passiert halt“, so Gutsche. „Dann mache ich’s beim nächsten Mal besser.“
Dass ihm hier viel zugetraut wird und dass er schon in der Ausbildung viel Verantwortung hatte, gefällt ihm besonders. Das sei der Vorteil in kleinen Teams – in der Glaserei arbeiten drei feste Mitarbeiter und eine Handvoll Aushilfen. Hier wird über alles gesprochen, gesagt, wenn der Schuh drückt.
Im dritten Lehrjahr ist er sogar schon allein zu Kunden gefahren. „Das ist ganz anders, als wenn jemand dabei ist.“ Und sein Ausbilder weiß: „Das hat Ben super gelöst – zur Zufriedenheit der Kunden und zu unserer Zufriedenheit.“
Zufrieden waren auch seine Prüfer, denn Bens Gesellenstück kann sich richtig sehen lassen: ein gläserner Schreibtisch mit gesandstrahltem Wappen. Sehr aufwendig, „hart an der Grenze für ein Gesellenstück“, weiß Thomas Schmalz-Jürgens. Zwei klitzekleine Rechenfehler hat er zuvor in der Planung gemacht, ansonsten seien die Prüfer richtig begeistert gewesen.
Generell seien die theoretische wie die praktische Prüfung super gelaufen, auch wenn Ben Gutsche richtig nervös gewesen sei, weil die Zwischenprüfung coronabedingt ausgefallen war.
„Man plant, hat eine Idee im Kopf und verwirft das wieder“, beschreibt Ben Gutsche den aufwendigen Prozess für sein Gesellenstück. „In der letzten Woche ist es erst richtig ausgereift.“
In der Berufsschule hat Ben Gutsche in einer Klasse mit 32 Azubis angefangen. Zehn davon sind noch zur Prüfung angetreten, eine gute Handvoll hat sie dann im ersten Anlauf bestanden – und Ben eben als bester. Was er jetzt vorhat? Einen Meister oder Techniker machen, sagt er. Denn wenn die Fächer Spaß machen, ist es gar nicht mehr so schlimm, die Schulbank zu drücken.