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150 Erzieher und Sozialarbeiter streiken in Warstein für bessere Arbeitsbedingungen

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Von: Alexander Lange

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sozial- und Erziehungsdienst streikten am Mittwoch auf dem Marktplatz.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sozial- und Erziehungsdienst streikten am Mittwoch auf dem Marktplatz. © Alexander Lange

Die Gewerkschaft ver.di hatte zum Warnstreik aufgerufen, rund 150 Mitarbeiter aus dem Sozial- und Erziehungsdienst folgten. Was sie forderten, welche Rolle dabei die Corona-Pandemie spielte und was das für den regulären Kita-Betrieb bedeutete.

Warstein – Bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, höhere Entgelte: Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sozial- und Erziehungsdienst erhoben am Mittwochmorgen auf dem Warsteiner Marktplatz ihre Stimmen – mit Trillerpfeifen, Rasseln und Fahnen. Die Gewerkschaft ver.di hatte zum Streik aufgerufen. „Unsere Forderungen liegen bereits seit 2020 auf den Tischen der Arbeitgeber“, erklärte Gewerkschaftssekretär Dirk Riesner: „Wobei es uns gar nicht in erster Linie um das Entgelt, sondern vielmehr um die Anerkennung unserer Arbeit geht. Die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozialbereich und in der Erziehung sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.“

„Twersbraken“-Bandmitglied Dieter Beckmann spielte Lieder auf der Gitarre.
„Twersbraken“-Bandmitglied Dieter Beckmann spielte Lieder auf der Gitarre. © Alexander Lange

Riesner erinnerte an 1990, als das Arbeitsfeld der Erzieher noch in „Regeltätigkeiten“ und „Schwierige Tätigkeiten“ unterteilt war: „In dieser Aufteilung wird heute immer noch gedacht, dabei befinden wir uns quasi nur noch im Feld der schwierigen Tätigkeiten.“ Es gehe um U3-Betreuungen, Integrationsmaßnahmen, Flüchtlinge und die Zusammenarbeit mit sozial schwachen Familien: „Unsere Arbeitswelt hat sich verändert, das muss anerkannt werden.“

Ein Erzieher ist teilweise für 18 bis 25 Kinder zuständig

Es entwickele sich zum Teufelskreis, denn seien Bezahlung und Arbeitsbedingungen schlecht, bleiben auch die Fachkräfte aus. Und das verschärft die Situation in den Kitas und Einrichtungen umso mehr: „Wir sind überlastet, Erzieher sind teilweise alleine für 18 bis 25 Kinder zuständig.“

Martina Stork, Erzieherin in der Kita Rappelkiste.
Martina Stork, Erzieherin in der Kita Rappelkiste. © Alexander Lange

Die Corona-Pandemie habe das Fass zum Überlaufen gebracht, berichtete Martina Stork, Erzieherin in der Kita Rappelkiste in Sichtigvor, die ebenfalls am Mittwoch streikte: „Ich kämpfe hier für die Zukunft der Erzieher. Wir müssen immer noch eine Schippe mehr leisten, dadurch fehlt aber die Zeit für die Kinder, die ja aber der Grund der Arbeit sind.“ Durch die Pandemie habe man sich vielmehr mit Verordnungen und Corona-Regeln auseinandersetzen müssen: „Ich arbeite bald 45 Jahre bei der Stadt. Aber die Corona-Pandemie hat uns platt gemacht.“ Während der Kundgebung, die bis zu den Mittagsstunden dauerte, sprachen die Gewerkschaftssekretäre Dirk Riesner und Nicole Kürpick über die ver.di-Verhandlungspositionen, während Dieter Beckmann, bekannt als Bandmitglied der „Twersbraken“, Lieder auf der Gitarre spielte.

Kitas blieben zum Großteil geschlossen

Die rund 150 Streikteilnehmer kamen am Mittwoch nicht nur aus Warstein, sondern aus dem gesamten Kreis Soest, dem Hochsauerlandkreis, auch aus Hamm und Bergkamen. Die Streikteilnahme hatte in Kombination mit der sowieso schon angespannten Corona- und Quarantäne-Lage in den Kitas am Mittwoch deutliche Auswirkungen: Abgesehen vom Dornröschenkindergarten und dem „Haus für Kinder“, die mit reduziertem Kontingent arbeiteten, blieben die restlichen Einrichtungen am Mittwoch komplett geschlossen.

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