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124 Meter tiefe Löcher im Garten: Suttroper Jürgen Mues setzt auf Geothermie

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Von: Alexander Lange

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Jürgen Mues (links) und Installateur Ralf Meier an der Sonde, die per Kran in die 124 Meter tiefen Löcher gelassen wird.
Jürgen Mues (links) und Installateur Ralf Meier an der Sonde, die per Kran in die 124 Meter tiefen Löcher gelassen wird. © Alexander Lange

Vier Löcher im Garten, jeweils 124 Meter tief und 30 Zentimeter breit. Jürgen Mues, Geschäftsführer der „Mues + Schrewe“-Agentur, setzt in seinem denkmalgeschützten Gebäude auf Geothermie. Wie das funktioniert.

Suttrop Die vergangenen Tagen luden nicht zum Entspannen im Garten ein. Doch selbst wenn, wäre das für Jürgen Mues keine Alternative gewesen. Denn sein Garten war eine Baustelle. Beziehungsweise ist es immer noch. Aber das ist gewollt. Mit massivem Gerät wurden dort vier Löcher ins Erdreich gebohrt. 124 Meter tief, 30 Zentimeter breit. Jürgen Mues setzt zukünftig auf Geothermie, also Erdwärme. Und dabei auf die Unterstützung von Installateur Ralf Meier. Damit erhält Suttrops zweitältestes Gebäude modernste Wärmetechnik, sagt Mues: „Wir sichern damit auch den Wert des Gebäudes und des Denkmals. Ich glaube, wer in fünf Jahren keine Wärmepumpe hat, wird sich noch ärgern.“

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Das Gebäude, in dem Jürgen Mues mit seiner Familie am Suttroper Ortsausgang lebt, in dessen Erdgeschoss auch „seine“ Agentur „Mues + Schrewe“ untergebracht ist, ist rund 300 Jahre alt: „Mit der Kirche das älteste Gebäude in Suttrop.“ Früher war es Verwaltungsgebäude des dortigen Gutshofes, bis in die 1990er Jahre in Besitz der Familie von Fürstenberg, seit 1997 gehört es Mues: „1998 haben wir dann auch die Agentur hier untergebracht, die damit in diesem Jahr 25. Geburtstag feiert.“

25 Jahre alte Gaskessel kommt wieder raus

Schon beim Einzug wurde das gesamte Gebäude energetisch auf hohem Standard saniert. Doch nun kommt der 25 Jahre alte Gaskessel wieder raus. Eine Luftwärmepumpe mit Ventilator vor dem Haus wollte Mues nicht: „Wir wollten die optische und akustische Belästigung möglichst verhindern.“ Die Entscheidung fiel auf eine Erdwärmepumpe.

Ist das Loch gebohrt und die Sonde mit den Rohren eingebracht, wird das Loch verfüllt. Zwei Schläuche gehen jeweils in das Erdreich und führen wieder hinaus.
Ist das Loch gebohrt und die Sonde mit den Rohren eingebracht, wird das Loch verfüllt. Zwei Schläuche gehen jeweils in das Erdreich und führen wieder hinaus. © Alexander Lange

Sechs Tonnen ist das Bohrgerät in seinem Garten schwer, pro Loch braucht es rund acht Stunden, jeweils sechs Meter liegen die Löcher auseinander. Sind die 124 Meter Tiefe erreicht, werden die Rohre mit einer Sonde hinabgeschickt. Zwei Rohre pro Loch, die hinein- und wieder hinausführen, in denen dann bei Betrieb die Sole zirkuliert. Den Prozess vereinfacht, nimmt die Sole die Wärme in der Tiefe auf und transportiert sie nach oben zur Wärmepumpe. Mithilfe von Kältemitteln wandelt die Pumpe dort die Wärme der Sole in Heizenergie um. Das 124 Meter tiefe Loch wird verfüllt, um Erdreich und Rohe gleichermaßen zu schützen. „Damit decken wir 100 Prozent unseres Wärme- und Brauchwasserbedarfes“, sagt Mues: „Und das für 500 Quadratmeter Fläche. Wir haben noch dazu zehn Jahre Garantie auf die Wärmeleistung, maximal 26 KW schafft die Wärmepumpe ohne elektrische Zuleistung.“

Abgesehen von den Arbeiten im Garten und der Installation der Wärmepumpe im Gebäudekeller seien kaum Eingriffe nötig. Auch 40 der 44 Heizkörper im Haus können bleiben, das Rohrleitungssystem ebenso.

Konstruktive Zusammenarbeit mit den Behörden

Weil sein Haus denkmalgeschützt ist und Bohrungen genehmigungspflichtig sind, habe er von Beginn an mit der Denkmalbehörde der Stadt sowie der Unteren Wasserbehörde zusammengearbeitet. Sehr konstruktiv, sagt Mues: „Es gab keine Probleme, weil das Gebäude an sich durch die Geothermie nicht beeinflusst wird.“ Es sei ein gutes Miteinander gewesen, alles sei schnell und ohne Schwierigkeiten über die Bühne gegangen: „Großes Lob.“

Und neben der Geothermie im Garten gibt es bald auch eine Photovoltaikanlage auf dem Carport vor dem Haus. Damit werde dann auch noch die Hälfte des Strombedarfs gedeckt. Den E-Fuhrpark der Agentur bereits eingeschlossen.

Rund acht Stunden wird gebohrt, bis der Kopf in 124 Meter Tiefe angekommen ist.
Rund acht Stunden wird gebohrt, bis der Kopf in 124 Meter Tiefe angekommen ist. © Lange, Alexander

All das habe ökonomische, aber auch ideelle Gründe, sagt Mues: „Wir sind dann fast CO2-neutral. Wir wollen Autarkie schaffen und unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Die Installation der Photovoltaikanlage rechne sich schon in etwa zehn Jahren, die der Geothermie vermutlich in etwa 20 Jahren – wahrscheinlich aber auch schon eher, sagt Mues: „Die Fördergelder helfen uns dabei natürlich ganz enorm.“

Geothermie noch eher die Seltenheit

Luftwärmepumpen hat Installateur Ralf Meier in diesem Jahr schon einige verbaut. Anfragen wie die von Jürgen Mues? „Davon haben wir in diesem Jahr bislang erst zwei, das ist noch eher die Seltenheit.“ Es müsse dabei aber gar nicht 124 Meter tief gehen, Geothermie funktioniere auch in der Fläche und dann nur 1,50 Meter tief: „Wie eine Fußbodenheizung. So etwas haben wir in Kallenhardt verbaut.“

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird nichts mehr im Garten zu sehen sein. „Die Rohre verlaufen dann alle unter der Grasnarbe.“ Und dann lädt das Wetter vielleicht auch wieder zum Entspannen im Garten ein.

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