Bei der Versteigerung am Donnerstagmorgen ging es um zwei unbebaute Grundstücke mit einer Fläche von insgesamt 10.116 Quadratmetern. Der Verkehrswert wurde zuvor von einem unabhängigen Gutachter auf 485 000 Euro geschätzt. „Der Bebauungsplan deklariert diese Fläche für den Gemeinbedarf, sie besitzt noch keine Baureife, da sie noch nicht erschlossen ist“, hieß es zuvor auf der Homepage des Amtsgerichts.
Dass das Grundstück nicht zum Schnäppchenpreis einen neuen Besitzer finden würde, war gleich zu Beginn des Termins klar. Denn der Vertreter der Sparkasse beantragte nicht nur, dass die Grundstücke ausschließlich zusammen versteigert werden sollen, sondern informierte darüber hinaus, dass die Bank nur ein Gebot oberhalb der 7/10-Grenze akzeptiere. Das bedeutet: Das Mindestgebot muss mindestens 70 Prozent des Schätzwertes betragen.
Um 8.55 Uhr forderte das Gericht zur Abgabe von Geboten auf. 30 Minuten lang konnte anschließend geboten werden – bei einem Mindestgebot von 334 900 Euro.
Das erste Gebot gab kurze Zeit später die Vertreterin eines Unternehmens aus Istanbul ab: 340 000 Euro. In der nächsten Viertelstunde blieb es ruhig im Saal. Die Vorsitzende wies bereits darauf hin, dass es wenig Sinn mache, mit einem Gebot bis zuletzt zu warten. Das erschwere dem Gericht lediglich die Arbeit.
Dann wurde es spannend. Das zweite Gebot für das Grundstück von dem Vertreter eines Unternehmens aus Lippstadt betrug 345 000 Euro. Und dann ging der Preis schnell nach oben, nahezu in 5000-Euro-Schritten. Der Vertreter eines Düsseldorfer Unternehmens sowie der Mann aus Lippstadt überboten sich gleich mehrfach. Mit dem 39. Gebot in Höhe von 520 000 Euro schien der Düsseldorfer die Oberhand zu behalten, ehe sich die Vertreterin des türkischen Unternehmens einschaltete.
Sie hatte bis dato nur dreimal mitgeboten. Die von ihr gebotenen 550 000 Euro bekamen schlussendlich den Zuschlag.
Damit bewahrheitete sich auch eine Vorhersage von Amtsgerichtsdirektor Thomas Schulze. Der hatte zuvor erklärt, dass Immobilien und Grundstücke bei Zwangsversteigerungen zuletzt sehr begehrt waren und häufig Preise erzielt wurden, die über dem Schätzwert lagen.
Im Anzeiger-Gespräch verriet die Vertreterin des Istanbuler Unternehmens, dass ihr Auftraggeber auf rund eine Million Euro von der Firma warte, dem das Grundstück vor der Zwangsversteigerung noch gehörte. „Jetzt wollte er wenigstens das Grundstück haben“, sagte sie über ihren Auftraggeber. Was mit dem Grundstück jetzt geschehe? Unklar. Vielleicht baue man Mehrfamilienhäuser, heißt es. Weiterverkaufen wolle das Unternehmen aber nicht.