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Zurück zum Öl: Soester Groß-Unternehmen reduzieren Gasverbrauch

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Von: Daniel Schröder

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Carsten Werner von Kuchenmeister vor dem 30.000-Liter-Heizöl-Tank, der den Ofenbetrieb sicherstellen soll.
Carsten Werner von Kuchenmeister vor dem 30.000-Liter-Heizöl-Tank, der den Ofenbetrieb sicherstellen soll. © Daniel Schröder

Die Energiekrise bereitet den Soester Großunternehmen große Sorgen. Wir haben uns bei Kuchenmeister und Kampschulte umgehört, wie dort die Krisenlage eingeschätzt und was in den Unternehmen unternommen wird, um Energie und Gas zu sparen.

Soest – Die Großwäscherei Kampschulte mit ihrer über 170-jährigen Geschichte stehe durch die aktuelle Energiekrise vor „nahezu nie da gewesenen Herausforderungen“, betont Vertriebsleiter Sascha Schulte.

Jährlich benötige der Betrieb circa 9 Millionen kWh Gas und circa 1,3 Millionen kWh Strom.

Energie sparen: Bei Gas-Lieferstopp könnten Krankenhäuser, Seniorenheime und Industrie nicht mehr beliefert werden können

Schulte: „Unsere Anlagen werden mit Gas betrieben. Somit sehen wir das Risiko, dass wir bei einem Gas-Lieferstopp unsere Kunden wie Krankenhäuser, Seniorenheime und Industriekunden nicht mehr beliefern können. Ein Krankenhaus würde ohne unsere Dienstleistung nur wenige Tage den Betrieb aufrecht erhalten können. Auch die Lebensmittelindustrie benötigt zwingend hygienisch einwandfrei bearbeitete Arbeitskleidung, ohne die ein Betrieb kaum weiter fortgeführt werden könnte.“ Die Folgen wären „eine Kettenreaktion“, die für Außenstehende auf den ersten Blick „nicht klar ersichtlich“ sei.

Energie sparen: Heizung runter, LED-Technik und Energiesparlampen

Mit dem Umzug an die Lange Wende im vergangenen Jahr seien „die energieeffizientesten Maschinen am Markt“ beschafft worden. „Beim Gas können wir im Betrieb keine Einsparungen vornehmen, in der Verwaltung werden wir der Empfehlung folgen, die Heiztemperaturen auf circa 19 Grad einzustellen. Um den Stromverbrauch zu senken, setzen wir ausschließlich Energiesparlampen beziehungsweise LED-Technik ein.“

Zusätzlich wolle man in die Wärmerückgewinnung und Wasseraufbereitung investieren. „Aber grundsätzlich bleiben wir weiterhin von der Gasversorgung abhängig. Wir können an dieser Stelle nur hoffen, dass wir gemeinsam durch diese schwere Zeit kommen.“ Wie stark genau die Steigerung der Energiepreise einschlagen wird, sei noch nicht zu prognostizieren. „Jedoch sind wir uns bewusst, dass wir die Kostensteigerungen und die aktuellen Umlagen kalkulatorisch berücksichtigen müssen“, so Schulte.

Energie sparen bei Kuchenmeister: Öl statt Gas

Die Großbäckerei Kuchenmeister hat den Betrieb ihrer Brenner auf Heizöl umgestellt, erklärt Carsten Werner als stellvertretender technischer Leiter.

Durch die betriebseigene Nachhaltigkeitsstrategie mit Photovoltaik-Anlagen und Blockheizkraftwerk habe Kuchenmeister beim Energieverbrauch „eine gewisse Autarkie erreicht“. Carsten Werner: „Dennoch konnte niemand vorhersehen, in welcher Situation wir heute stehen.“ Ein Arbeitskreis beschäftige sich intensiv mit Lösungsansätzen. „Dies gestaltet sich aber aktuell aufgrund der unklaren Zukunft noch schwierig. Die immensen Kostensteigerungen werden wir in unsere Kalkulation aufnehmen, da wir diese nicht kompensieren können.“

Neben der autarken Energie-Erzeugung versuche Kuchenmeister bereits „seit Jahren“, den zusätzlichen Energie-Verbrauch zu reduzieren. Man setze auf „eigene Entwicklungen und Weiterentwicklungen von Öfen“, die energiesparender arbeiten. Die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt.

Energie sparen: So funktioniert die Umstellung von Gas auf Öl

In der Produktion kommen hauptsächlich Thermoöl-Öfen zum Einsatz: Bei ihnen wird Öl über einen Brenner erhitzt und in Rohrleitungen durch den Ofen gepumpt. Mit der Abwärme des bis 300 Grad heißen Öls wird gebacken. „Bisher wurden diese Brenner durch Gas betrieben, diese können wir zum Teil kurzfristig auf Heizöl umstellen.“ Bei der Umstellung der Brenner wird auf „Zwei-Stoff-Brenner“, die Heizöl oder Gas verbrennen können, gesetzt. So könne auch wieder auf Gas umgestellt werden. Die Brenner wurden bereits vor mehreren Jahren angeschafft und mussten jetzt lediglich umgerüstet werden.

Energie sparen: Verbrauch soll um 70 Prozent reduziert werden

Durch die Maßnahmen soll der Erdgasbedarf um etwa 70 Prozent reduziert werden. 50 Prozent der Öfen laufen bereits im Testbetrieb, ab Oktober sollen 75 Prozent auf Heizöl laufen. Dadurch werde die Versorgungssicherheit gesichert – und somit auch die Arbeitsplätze.

Die Energiekosten haben sich laut Kuchenmeister im Vergleich zu 2020 verdoppelt. „Für den weiteren Verlauf des Jahres rechnen wir mit einer Steigerung um bis zu 500 Prozent im Vergleich zu 2020.“

Energie sparen - Kuchenmeister: „Bereiten uns auf alle Szenarien vor“

Einen genauen jährlichen Energieverbrauch nennt Kuchenmeister nicht, erklärt aber, dass man als einer der größten Arbeitgeber im Kreis Soest mit rund 100.000 Tonnen produzierter Backwaren pro Jahr noch „nicht der größte Energieverbraucher im Kreis“ sei. Carsten Werner: „Einer unserer Grundsätze ist es, positiv in die Zukunft zu schauen. Die Zeiten sind schwer, aber wir bereiten uns auf alle möglichen, für uns beherrschbaren, Szenarien vor.“

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