Zu trocken: Gewässer bereiten Sorgen - Kreis untersagt Wasserentnahme

Wegen der Dürre schränkt der Kreis Soest die Entnahme aus oberirdischen Gewässern ein. „Es ist sehr, sehr trocken“, sagt Kreissprecherin Birgit Kalle.
Soest – Die Dürre der vergangenen Tage und Wochen hat den Wasserpegel von Rhein und Ruhr auf einen Tiefpunkt gedrückt. Aber nicht nur die großen Flüsse führen wenig Wasser, auch die Pegelstände im Kreis Soest sind – teils besorgniserregend – niedrig. Eine Gefahr für Flora und Fauna – deshalb schränkt die Untere Wasserbehörde des Kreises Soest nun die Entnahme von Wasser aus oberirdischen Gewässern ein. Die Stadt Soest versorgt derzeit den Großen Teich mit Sauerstoff, um Algenbildung zu verhindern. „Es ist sehr, sehr trocken“, sagt Kreissprecherin Birgit Kalle. So seien die Schledde bei Soest, die Biber bei Rüthen oder der Trotzbach bei Erwitte trockengefallen oder „nur noch ein Rinnsal“.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) des Landes NRW, die Wasserverbände und weitere Dritte betreiben Pegel an oberirdischen Gewässern. So werden Wasserstände automatisiert zur Messnetzzentrale übertragen. Demnach hat beispielsweise die Ahse bei Lohne (Stand 24. August) zurzeit einen Wasserstand von acht Zentimetern. Im August 2021 Jahres führte der kleine Fluss in Bad Sassendorf noch rund 13 Zentimeter Wasser. Durchschnittlich liegt der Wasserstand bei 21 Zentimetern – im Februar war es in der Spitze sogar knapp ein halber Meter.
Trockenheit: Soestbach liegt noch auf Vorjahresniveau
Der Soestbach hingegen führt zwar etwas weniger Wasser als üblich, liegt mit rund 45 Zentimetern aber noch auf Vorjahresniveau. Nicht weit entfernt führt der kleine Kolk im Bereich der Wiesenstraße gar kein Wasser mehr. „Wasser ist ein kostbares Gut“, sagt Birgit Kalle, dementsprechend sollte es – vor allem in heißen Perioden – sparsam verwendet werden. Es sei keine Schande, wenn die Rasenfläche im Moment eher gelb als grün sei. Wer seinen Garten dennoch bewässern will, sollte dies in den Morgen- oder Abendstunden tun, sonst sei der Effekt ohnehin deutlich geringer. „Bei der Sonne verdunstet sonst zu viel Wasser“, sagt Kalle.
Im Juli hatte der Kreis verfügt, dass genehmigte Wasserentnahmen erlaubt bleiben, aber neue Genehmigungen nicht ausgestellt werden. Das ändert sich jetzt. „Zu wenig Wasser in Gewässern führt dazu, dass sich die Temperatur erhöht und der Sauerstoffgehalt sinkt. Dies kann zu Fischsterben führen. Darüber hinaus erhöht sich die Konzentration von gereinigtem Abwasser aus den Kläranlagen durch geringere Durchmischung mit Wasser“, erklärt Birgit Dalhoff, Sachgebietsleiterin Wasserwirtschaft des Kreises. Da der Niederschlag derzeit überwiegend von der Vegetation aufgenommen werde, fließe kaum Wasser in die Gewässer ab. Es bestehe die Gefahr, dass der Gewässerlebensraum nachhaltig gestört werde.
Deswegen werde ab Donnerstag, 25. August, per Allgemeinverfügung untersagt, Wasser aus oberirdischen Gewässern zu entnehmen, heißt es vom Kreis. Weiter: „Der sonst erlaubnisfreie Gemein-, Eigentümer- und Anliegergebrauch ist auf dem Gebiet des Kreises, mit Ausnahme der Gewässer Ruhr und Lippe, untersagt. Ab sofort ist an den Gewässern verboten, Wasser mit Hilfe von Pumpen, Saugvorrichtungen und fahrbaren Behältnissen zu entnehmen. Ausgenommen von dieser Regel sind das Tränken von Vieh und das Schöpfen mit Handgefäßen. Für die Ruhr und Lippe wird die Bezirksregierung Arnsberg bei Bedarf eine gesonderte Verfügung erlassen.“ Genehmigte Wasserentnahmen dürfen demnach weiterhin betrieben werden.
Aber: „Bereits bei der Genehmigung wurden entsprechende Vorgaben zur Niedrigwasserführung gemacht und beispielsweise Staumarken gesetzt. Beim Unterschreiten der gesetzten Marken, ist die Entnahme sofort einzustellen. Allerdings können keine neuen Entnahmen zur Beregnung von landwirtschaftlichen Flächen oder ähnlich zugelassen werden“, erläutert Dalhoff. Weidetiere benötigen bei dem warmen Wetter viel Wasser, dieses wird von einigen Landwirten aus Gewässern entnommen und mit Wasserfässern zu den Weiden transportiert. Die Sachgebietsleiterin Wasserwirtschaft erklärt: „Diese Entnahmen sind auch nicht mehr möglich. Landwirte können hierzu auf Trinkwasser zurückgreifen. Die Kosten für zirka 1000 Liter Wasser betragen je nach Versorger zwischen ein und zwei Euro.“
Besonders leiden stehende Gewässer unter Sauerstoffmangel – ein Indiz: Sie stinken erbärmlich. Schuld daran sind Nährstoffe, die winzige Algen rasch wachsen lassen – was bei hohen Temperaturen und viel Licht besonders schnell abläuft. Die Stadt Soest wirkt diesem Vorgang entgegen. „Es gibt fünf Düsen, die den Großen Teich außerhalb der Frostperioden mit Sauerstoff versorgen“, erklärt Stadtsprecher Thorsten Bottin. Ganz eindämmen lässt sich der Algenwuchs trotzdem nicht. Deswegen sei der Kommunalbetrieb zusätzlich zweimal wöchentlich mit einem Boot auf dem Teich unterwegs, um die Algen in zwei Richtungen zu schieben – etwa in ein Gitter nahe der Teichsmühle.