Wohnraumentwicklung, Geburtenrückgang: Kita-Planung wird immer schwerer

Der Kindergartenbedarfsplan für die Stadt Soest geht davon aus, dass im nächsten Kindergartenjahr alle Kinder einen Platz bekommen werden. Solche Prognosen anzustellen, wird immer schwieriger.
Soest – Das Jahr 2022 hat einiges durcheinandergewirbelt. Hohe Inflation, Baukostensteigerungen, explodierende Energiepreise: Die Auswirkungen werden an unerwarteter Stelle sichtbar. So in der Kindergartenbedarfsplanung. Die Stadt Soest hatte in ihre Prognosen für die nächsten Jahre stets einen gewissen Zuzug in die Neubaugebiete eingepreist. Schwierig genug, abzuwägen, ob mehr Familien mit einem, zwei oder vielleicht mehr Kindern nach Soest ziehen. Oder ob junge Paare bauen, die erst in einigen Jahren Nachwuchs erwarten. Die Preisentwicklungen, und damit eine unerwartete Veränderung der Nachfrage, macht es den Planern im städtischen Jugendamt nicht leichter. Die Marktsituation habe sich seit 2022 erkennbar verändert, heißt es in der am Dienstag (28. Februar) vom Jugendhilfeausschuss verabschiedeten Bedarfsplanung fürs Kindergartenjahr 2023/2024 „und macht heute konkrete Aussagen zur Wohnraumentwicklung, die noch 2021 galten, unmöglich“.
Dazu kommt: In Soest ist die Geburtenquote nach einem längeren Zeitraum des Anstiegs in 2022 erheblich zurückgegangen. „So lag die Geburtenquote 2016 noch bei 485 Geburten und reduzierte sich 2022 auf 413 Geburten. Dieser Trend bestätigt sich bundesweit.“ Immerhin im Hinblick auf den Zuzug von Flüchtlingen geht die Stadt davon aus, dass der vorausgesagte steigende Bedarf mit den vorhandenen Betreuungsplätzen ausreichend berücksichtigt ist. Grund dafür ist vor allem die Zentrale Unterbringungseinrichtung in Soest (ZUE). Kinder, die mit ihren Eltern hier unterkommen, werden in der ZUE betreut und in der kommunalen Bedarfsplanung nicht berücksichtigt. Kinder ukrainischer Flüchtlinge, die nach Kriegsausbruch zu Jahresbeginn nach Soest kamen, sind dagegen in die Planung mit eingerechnet.
Kita-Planung: 99 Prozent aller Über-Dreijährigen werden betreut
Für das neue Kindergartenjahr geht die Stadt Soest davon aus, dass 99 Prozent aller Soester Kinder, die drei Jahre und älter sind, eine Kindertageseinrichtung besuchen werden. Das sind 1417 Kinder, dazu rechnet das Jugendamt mit einem Zuzug von 21 Kindern ins neue Baugebiet Soester Norden. Der Platzbestand, inklusive vereinbarter Überbelegung von zehn Plätzen, liegt bei 1429. Auf dem Papier geht die Zahl der Kinder in den folgenden Kitajahren zurück, gleichzeitig werden die Gruppen kleiner, weil mehr Integrationskinder im Ü3-Bereich betreut werden müssen. Ein Platz-Überhang wird sich dadurch relativieren. Noch schwieriger, als den künftigen Bedarf dreijähriger Kinder vorauszusagen, ist, die Entwicklung im Bereich der U3-Betreuung vorherzusehen. Denn diese Kinder sind zum Teil noch nicht geboren.
Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz besteht grundsätzlich für Kinder ab einem Jahr, bei Berufstätigkeit oder anderen zwingenden Gründen auch schon früher. Wie viele Eltern ihren Anspruch auch einfordern, ist aber immer wieder aufs Neue ungewiss. Die Entwicklung zeigt aber deutlich, dass immer mehr Eltern immer früher einen Betreuungsplatz für ihr Kind in Anspruch nehmen, auch in Soest. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Neben der früheren Wiederaufnahme der Arbeit nach der Geburt geht es vielen Eltern auch um die frühkindliche Bildung. Und häufig spielt der Wunsch eine Rolle, die Kinder von Beginn an in der Wunscheinrichtung unterbringen zu wollen.
Für das Kindergartenjahr 2023/24 geht die Stadt Soest von einer Versorgungsquote aller 1301 Unter-Dreijährigen von 41,2 Prozent aus. Bei den Ein- und Zweijährigen ist die Quote mit 62,2 Prozent bereits deutlich höher und liegt über dem NRW-Mittelwert (60,3 Prozent). Insgesamt stehen 574 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren in Soest zur Verfügung, davon 140 in der Kindertagespflege. Das Jugendamt geht davon aus, im neuen Kindergartenjahr den Bedarf decken zu können.