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Keine Gnade für die dreisten Drei - Bürgerschützen wippten Missetäter

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SOEST - Dass nicht nur Hochmut vor dem Fall kommt, sondern auch die eine oder andere üble Tat, zeigte am Dienstagabend einmal mehr das Wippen der Bürgerschützen.

Für Malheure ganz verschiedener Naturen traten drei prominente Bürger der Stadt den Sturz in die Entengrütze an. Reue sieht anders aus, Herr Kickelbick! Selten dürfte ein Malefikant dem

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rechtschaffenen Volk, das den Großen Teich in großer Zahl säumte, in all den langen Jahren des Wippens auf dreistere Weise vor Augen geführt haben, dass die erzieherische Wirkung dieser Bestrafung möglicherweise begrenzt sein könnte. Statt in stiller Demut die Stufen der Wippe zu erklimmen und sich mit einem beherzten Sprung in das quellkühle Gemisch aus reinstem Wasser und nicht ganz so reinen Ausscheidungen den Schmutz seiner Verfehlungen wenigstens symbolisch aus den Kleidern zu spülen, feixte der stadtbekannte Tanzlehrer und Moderator Torsten Kickelbick nicht nur frech grinsend und hoch erhobenen Hauptes von oben herab – er animierte die Massen zu seinen Füßen auch noch zu allerlei Albernheiten.

Fotogalerie zum Wippen:

Wenig schuldbewusst wirkten aber auch die beiden Mit-Malefikanten, die Scharfrichter Burkhard Schnettler mit schneidender Stimme in die Versenkung schickte: Bürgerschützen-Rendant Burkhard Kunert schwenkte selbst bei seinem Sprung in die Tiefe noch frech einen der

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Mandel-Spezialist Menke im rasanten Tiefflug: Auch das freigebige Verteilen frisch gebrannter Knabbereien rettete „Aki“ Menke nicht vor seiner gerechten Strafe. © Dahm

Bierkrüge, die ihm den ganzen Schlamassel doch erst eingebrockt hatten – unter dem Applaus seiner persönlichen, püschelwschwenkenden Cheerleaderinnen. Und Mediziner Hanns-Joachim „Aki“ Menke hatte gar sein Praxis-Team angeschleppt – zweifellos unter Androhung schmerzhaftester Sanktionen – um Transparente schwingend Stimmung für den Chef zu machen.

Gerne wiederkommen darf dagegen Bürgerschützen-Kommandeur Thomas Carls, für den das Wippen eine echte Premiere war – und zwar eine, die er souverän und unter dem Beifall der Massen um den Teich herum zu einem, angesichts der Schwere der Strafen, versöhnlichen Ende brachte.

Interview mit Scharfrichter Burkhard Schnettler:

Er selber kokettiert ein wenig damit, dass er gar nicht so genau wisse, wie lange er schon als Scharfrichter dafür sorgt, dass wenigstens drei

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Burkhard Schnettler

Übeltäter pro Jahr im Soester Stadtgebiet für ihre Missetaten büßen müssen. Aber es gibt mittlerweile mehr als eine Generation von Beobachtern des Wippens, die das Spektakel gar nicht ohne Burkhard Schnettler kennen. Mit ihm sprach Achim Kienbaum.

Bedarf es eigentlich eines besonders sonnigen Gemütes, um so viele Missetäter ihrer gerechten Strafe zuzuführen und dennoch mit Freude durchs Leben zu schreiten?

Schnettler: Ich muss gestehen, dass mir das Wippen selbst eine geradezu diebische Freude bereitet. Schließlich haben sie es alle verdient, und einige schicke ich sogar besonders gerne in die Entenkacke. Und bei den prominenteren Malefikanten oder bei denen, die ich auch privat gut kenne, macht mir das am meisten Spaß.

Haben Sie eigentlich auch eine ganz persönliche Liste von Bürgern, die Sie gerne einmal wippen würden?

Schnettler: Ja, da würde mir einer ganz speziell einfallen, mit dem ich noch ein Hühnchen zu rupfen habe. Ich will da keinen Namen nennen, aber der hat die Soester Fahne im Moment wie einen schlappen Lappen draußen hängen. Und das ist schon fast ein Dauerzustand. Also bei dem würd's mir schon in den Fingern jucken.

Gab es in all den Jahren nicht doch Malefikanten, die ihr hartes Herz erweichen konnten und bei denen Sie wenigstens ganz kurz mal mit dem Gedanken gespielt haben, Gnade vor Recht ergehen zu lassen?

Schnettler: Ehrlich gesagt nicht. Alleine schon deshalb nicht, weil die das alle aus ganz unterschiedlichen Gründen ja auch selber wollen. Manche versprechen sich davon einen Werbeeffekt, andere machen mit, um ihre Kumpels zu beeindrucken. In allen Fällen machen die Malefikanten aber gerne mit. Deshalb muss mein Herz da gar nicht erweicht werden.

Sie wären nicht der erste Scharfrichter, dem am Ende seiner Karriere selber widerfährt, was er anderen verordnet hat. Gar keine Angst, irgendwann selber in der Entengrütze zu landen?

Schnettler: Nicht die geringste Angst. Die wissen doch alle, dass der Große Teich mit einem Schlag leer wäre, wenn ich da mit meinem Gewicht reinspringen würde. Das will doch wohl niemand riskieren.

Die Urteile:

Das Malheur mit den Männern:

Sucht man den ganz besonderen Kick, geht man zur Schule Kickelbick.

Dort geht es nicht um’s 1x1, sondern um Tango, Walzer, Jive.

Für Rumba und den Wiegeschritt, macht Torsten seine Schüler fit.

Um den Saal voll zu bekommen, hat er sich eine List ersonnen.

Mit Hipp Hopp, Zumba, Damenwahl, lockt er die Mädels in den Saal.

So smart, charmant, ein Kavalier, die Damen lieben ihn dafür

und wollen nur noch tanzen gehen, auf dem Parkett die Runden drehen.

Das Männervolk kann das nicht fassen, sie, die das Tanzen doch so hassen,

solln mit den Hüften sich bewegen und nicht mehr laufen, nur noch schweben.

Der Fußball steht jetzt hinten an, bis der Mann das Tanzen kann.

Für solche Hinterlist und Tücke, muss dieses Bürschchen auf die Wippe.

Das Malheur mit den Zahlen:

Als Bürgerschütze wohl bekannt, ist unser nächster Malefikant.

Burkhard Kunert heißt der Knabe, für den gibt’s heute keine Gnade.

Für die Pauli Hofe druckte er, das Hofes Logo, gar nicht schwer,

auf eine stattliche Zahl von Krügen, die zum Bierverzehr in der Hofe blieben.

Als Zusatz, dachte sicher der Mann, häng ich den Bürgerschützenverein noch an.

Zum letzten Schluss die Jahreszahlen... dass macht sich gut bei den Vorstandswahlen.

Da hatt er Recht, der Malefikant, er wurde gewählt zum 1. Rendant.

Doch dann fiel auf, dass diese Zahlen, auf keinen Fall die richtigen waren.

Verdreht das Ganze, vom Rendant, wo gerade er sollt sein „Pedant“

Die Pauli Hofe freute sich gar sehr, es mussten neue Krüge her.

Seitdem hat ein jeder Pauli-Manne, rechts und links, ne volle Kanne.

Der Burkhard aber muss kapieren, so was darf ihm nicht passieren.

Drum ab mit ihm jetzt auf die Wippe, schmeißt rein ihn in die Entenschitte.

Das Malheur mit den Mandeln:

Als ganz gewiss mag es wohl gelten, dass das Gericht hat Grund zu schelten.

Auf dass es ihn im Teich versenke, den Lump in Weiß mit Namen Menke.

Da schaut Ihr Leute, ich staune auch, heut muss ein Doktor in die Jauch.

Als Aki Menke wohl bekannt ist er im ganzen Bördeland.

Mit strammem Schritt und coolem Witz marschiert er auch als Bürgerschütz.

Er schaut in Hälse und in Nasen hat viele Ohr’n schon durchgeblasen.

Wenn er die Stirn in Falten legt, so manchem es ans Leder geht.

Denn hat der Aki was entdeckt schnippelt er gnadenlos es weg.

Und ganz besonders angetan hab’n es die Mandeln diesem Mann.

So viele Mandeln... ungezählt seit Jahren er aus Hälsen schält.

Dafür dacht sich das Bürschchen nun, könnt ihm die Stadt was Gutes tun.

Den Plan hat er sich schon ersonnen: die Lizenz dafür bekommen,

zur Soester Kirmes aufzubauen n’en Mandelstand, man glaubt es kaum.

Kann doch als Doktor mehr verdienen, wo ist nur sein Verstand geblieben?

Die Mandelsucht trieb ihn soweit, drum Büttel macht Euch jetzt bereit.

Wer soviel Unvernunft besitzt, der muss nun in die Entengrütz.

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