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Windkraft kommt, Kritik bleibt - Bürgerversammlung überzeugt Gegner nicht

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Von: Kathrin Bastert

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Südlich der Autobahn, hier mit Blick auf Ampen, sind drei Windräder geplant. Nördlich soll ein weiteres entstehen.
Südlich der Autobahn, hier mit Blick auf Ampen, sind drei Windräder geplant. Nördlich soll ein weiteres entstehen. © daj,

Auch wenn Investor, Stadt und Gutachter auf beinahe jeden Einwand eine Antwort wussten: Überzeugen konnten sie die Gegner des Windkraft-Vorhabens in den Soester Dörfern offenbar nicht.

Soest – Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Bekannt sind Höhe und – vor allem – Abstand der vier Windräder, die bald im engen Umfeld von Ampen, Meiningsen, Epsingsen und Röllingsen stehen werden. Gutachten sind geschrieben, Beteiligungsangebote gemacht. Die Stadt hat die rechtlichen Bedingungen erläutert. Fakt ist auch: Die Interessen des Investors, der Politik und der Verwaltung lassen sich mit denen der Bürger in den vier Ortsteilen nicht übereinanderbringen. Das wurde deutlich auf der Bürgerversammlung in der Amper Schützenhalle am Dienstagabend (28. März). Die Veranstaltung ist bereits ein Bestandteil des Bebauungsplanverfahrens, das die Stadt durchführt, um den Windradbau genehmigen zu können, obwohl derzeit in NRW noch eine Abstandsregel von 1000 Metern gilt – und damit ist der Kern des Konflikts schon treffend beschrieben.

Dirk Bröcking ist einer von denen, die die hohen Mühlen bald direkt vor der Nase haben werden, konkret weniger als 600 Meter vor seiner Haustür in Ampen eine 200-Meter-Anlage. Er war einer aus den Reihen der gut 100 versammelten Bürger, die ans Mikrofon traten, nachdem Stadtbaurat Matthias Abel und Sabrina Raser vom Planungsbüro Düser die Windrad-Pläne samt Rahmenbedingungen noch einmal ausführlich erläutert hatten. Er erinnere sich, dass es zu Beginn des ganzen Verfahrens geheißen habe, Politik und Verwaltung wollten „die Bürger mitnehmen“, sagte Bröcking. „Ich habe die ganze Herrlichkeit direkt vor meinem Haus stehen. Ich bitte Sie jetzt, mich dabei mitzunehmen.“

Ob er sich letztlich mitgenommen fühlte von dem Bedauern, dass Investor Andreas Düser über seine Situation zum Ausdruck brachte? „Es ist leider so, dass die Anlage sehr nah an Ihrem Haus steht.“ Düser erläuterte auch, warum aus den ursprünglich angedachten 150-Meter-Anlagen nun 180- bzw. 200 Meter hohe Windräder wurden. „Die Wirtschaftlichkeit ist bei 150-Meter-Anlagen überhaupt nicht mehr gegeben“, versicherte er. Grund dafür sei, dass die Hersteller ein Größenwachstum hingelegt hätten. Kaum einer biete überhaupt noch die niedrigeren Anlagen an, und wenn, dann seien sie zu teuer.

Weitere Fragen zielten auf die Wirtschaftlichkeit. So fragte der Meiningser Walter Schulte, ob Düsers „Windfarm“ nicht auch mit einem Windrad weniger funktionieren würde – was der Investor bezweifelte, auch angesichts des womöglich nötigen Baus eines eigenen Netzzugangspunktes. Auf Fragen nach seiner Renditeerwartung sprach der Enser von „reinem Risikokapital“ – auszugehen sei derzeit von einem Investitionsvolumen von 24 bis 25 Millionen Euro. Er könne aber zurzeit weder sagen, zu welchem Zinssatz er finanzieren könne, noch, wie hoch die Einspeisevergütung ausfallen werde. Bedenken zur Sicherheit der Windräder begegnete Andreas Düser mit dem Verweis auf Wartungsintervalle und Wahrscheinlichkeiten – wenn er auch betonte, dass der Abbruch eines Rotorblatts, ein Brand oder Blitzeinschläge nicht vollständig auszuschließen seien. Schon die Versicherungsprämie für Windräder spreche aber dafür, dass sie sehr selten seien: „Eine Haftpflichtversicherung kostet 100 Euro. Da kostet jeder Dackel mehr.“

Nach mehr als zwei Stunden hatten der Investor, die Verwaltung oder einer der Gutachter auf ziemlich jeden Einwand eine Antwort gegeben: Die Schallimmission überschreite nachts nicht die erlaubten 40 Dezibel für den nahen Siedlungsbereich, und falls doch, schalte die Anlage automatisch ab. Nein, eine Addierung von Autobahn- und Windradlärm gebe es nicht. Schlagschatten werde auf drei Stunden/Jahr reduziert. „Schlaggefährdete“ Vogelarten brüteten nicht im betroffenen Gebiet. Für die Kompensation von Landschaftseingriffen müsse der Investor 112 000 Euro zahlen, die der Kreis verwende, um für Ausgleich zu sorgen. Alles gesagt also, doch überzeugen ließ sich das Publikum offenkundig nicht. Auch angesichts der Aussichten, die Matthias Abel für die nächsten Jahre skizzierte: Die Ausweisung von Windenergieflächen wird über den Regionalplan Sache der Bezirksregierung – in Soest wurde also nicht zum letzten Mal darüber gesprochen.

Stadtbaurat Matthias Abel (stehend), Investor Andreas Düser (Zweiter von links) und Sabrina Raser (rechts) erläuterten die Windrad-Pläne.
Stadtbaurat Matthias Abel (stehend), Investor Andreas Düser (Zweiter von links) und Sabrina Raser (rechts) erläuterten die Windrad-Pläne. © bastert

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