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Weihnachten mal anders: Ausländische Studenten erzählen von heimischen Traditionen

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Von: Vanessa Moesch

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Feiern Weihnachten in Deutschland (Bild oben, von links): Vu Thai Son Le (Vietnam), Anahita Garshasebi (Iran), Chiara Mang Okah Afai-Kezih (Kamerun) und Red Bakri (Kanada).
Feiern Weihnachten in Deutschland (Bild oben, von links): Vu Thai Son Le (Vietnam), Anahita Garshasebi (Iran), Chiara Mang Okah Afai-Kezih (Kamerun) und Red Bakri (Kanada). © Moesch, Vanessa

Weihnachten rückt näher, die Welt ist im Ausnahmezustand. Doch nicht überall wird gleich gefeiert. Ausländische Studenten erzählen von ihren Bräuchen zu Hause.

Soest – Noch ist die Party nicht im Gange, aber ein paar Studenten trotzen der Kälte und haben sich bereits vor der Mensa versammelt. Einzig die zwei Feuerschalen und die Körperwärme der anderen sorgen dafür, dass ihnen die Kälte nicht vollkommen in die Knochen kriecht. Für einige Studenten ist es das erste Mal, dass sie Weihnachten in Deutschland feiern, schließlich kommen alle aus dem Ausland.

„Es ist einfach Wahnsinn, was diese jungen Menschen teilweise auf sich nehmen, um hier zu studieren. Einige haben auch nicht die Möglichkeit, über Weihnachten nach Hause zu fahren oder zu fliegen, um bei ihrer Familie zu sein“, staunt Prof. Dr. Valerie Wulfhorst immer wieder über die vielen Nebenjobs und manchmal auch dramatischen Lebensumstände ihrer Schützlinge.

International Christmas-Party: Feiern mit Menschen aus aller Welt

Damit sie aber Weihnachten nicht allein in ihrem Zimmer verbringen müssen, gibt es die International Christmas-Party (Internationale Weihnachtsfeier) für die Studenten. Und das bereits seit mehreren Jahrzehnten.

Nachdem sie aber pandemiebedingt zwei Jahre lang ausgefallen war, habe man sich entschieden, die Feier in diesem Jahr zum ersten Mal draußen zu veranstalten, „aber wir haben nicht gewusst, dass es so kalt wird“, schmunzelt Dina Dreisbach, Professorin und Studiengangsleiterin für das Fach Bachelor Business Administration with Informatics.

Weihnachten mal anders: Ausländische Studenten erzählen von heimischen Traditionen

Die Weihnachtsfeier genießt auch Vu Thai Son Le aus Vietnam, immerhin wird in seiner Heimat kaum Weihnachten gefeiert. „Weihnachten ist ein westliches Fest und bei uns kein offizieller Feiertag. Aber die Christen in unserem Land gehen in die Kirche und einige Geschäfte sind weihnachtlich geschmückt“, erzählt er.

Das wichtigste Fest ist dagegen das Chinesische Neujahrsfest (Lunar New Year). Der Neujahrstag fällt hierbei auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. Er wird nach dem traditionellen chinesischen Lunisolarkalender berechnet. Aus diesem Grund hat der Neujahrstag kein festes Datum. 2023 fällt der Neujahrstag auf einen Sonntag, nämlich den 22. Januar.

Doch auch Weihnachten hat für Vu Thai Son Le seinen Reiz, er hat bereits mehrere Weihnachtsmärkte besucht, unter anderem auch den in Aachen und findet „Es ist eine schöne Erfahrung“.

Selbst von den Nationen, wo wir gedacht haben, dass es da Spannungen geben wird, wie zum Beispiel zwischen Belarus, Russland und Ukraine, waren wir positiv überrascht, dass die Studenten gut miteinander auskommen.

Dina Dreisbach Studiengangsleiterin für das Fach Bachelor Business Administration with Informatics

Schnitzeljagd und Weissagung: Weihnachten in Kamerun und im Iran

Die Weihnachtsmärkte bleiben auch Chiara Mang Okah Afai-Kezih in guter Erinnerung. „Bei uns gibt es keinen Weihnachtsmann, aber zu Weihnachten verteilen wir für die Familie Zettel im Haus, wo sie mithilfe von Hinweisen ihr Geschenk suchen müssen. Gerade für die Kinder ist das ein Riesenspaß“, erklärt sie den Brauch aus Kamerun.

Anders als mit einer Schnitzeljagd, geht es in Anahita Garshasebi Familie eher darum, zufällige Passagen aus Büchern von Goethe vorzulesen. „In der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember schläft bei uns keiner. Die ganze Familie trifft sich im Haus der Großeltern, trinkt Wein, tanzt und liest sich gegenseitig die Passagen vor“, erzählt die junge Frau aus dem Iran. Die kurzen Textabschnitte werden als eine Art Weissagung betrachtet, „aber das muss nicht immer zutreffen.“ Geschenke gebe es dagegen nur für diejenigen, die kürzlich geheiratet haben.

Ausländische Studenten erzählen von heimischen Traditionen: Weihnachten ist ein Familienfest

In Kanada dagegen gibt es Geschenke. Red Bakri erklärt, dass in der Familie jeder eine Socke erhält. Bis zum 24. Dezember werden die täglich mit Süßigkeiten gefüllt. Die richtigen Geschenke gibt es dann am 25. Dezember.

Einig sind sich aber alle: Weihnachten ist ein Familienfest. Und in Deutschland rücken die ausländischen Studenten ebenfalls zusammen. „Selbst von den Nationen, wo wir gedacht haben, dass es da Spannungen geben wird, wie zum Beispiel zwischen Belarus, Russland und Ukraine, waren wir positiv überrascht, dass die Studenten gut miteinander auskommen. Das erleben wir immer wieder und das ist schön“, lobt Dreisbach.

Die Internationale Weihnachtsfeier ist seit Jahren eine feste Tradition der Fachhochschule in Soest.
Die Internationale Weihnachtsfeier ist seit Jahren eine feste Tradition der Fachhochschule in Soest. © Moesch, Vanessa

Drei internationale Studiengänge: Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kommen gut miteinander aus

Auch sie und ihre Kollegen möchten den Studenten gleichwertigen Umgang miteinander bieten. Das beweisen sie, Prof. Dr. Valerie Wulfhorst, Prof. Dr. Till Haumann, Prof. Dr. Dominik Aufderheide und Tafadzwa Mashayamombe, mit einem Theaterstück eindrucksvoll. Gemeinsam, egal ob Professor, studentischer Mitarbeiter oder Student, wird an den Feuerschalen und dem Weihnachtsbaum gesungen, getanzt und Glühwein getrunken. Wie eine große Familie.

In gemeinsamer Runde hat jeder die Chance, in seiner Landessprache einen Weihnachtsgruß auszusprechen und eine Kerze an den kleinen Weihnachtsbaum anzubringen. Bei den ganzen Nationen war es ein Wunder, dass der Baum kein Feuer gefangen hat. Mittlerweile tummeln sich nämlich rund 180 internationale Studenten in drei Studiengängen (Business Administration with Informatics BA, International Management and Information Systems MA und Systems Engineering and Engineering Management) am Campus, der Auslandsanteil an der Fachhochschule Soest liege bei 25 Prozent und sei damit höher als an anderen Standorten, so Dekan Peter Thiemann, der auch mal bei der großen Runde vorbeischaut.

180 Studenten aus dem Ausland bedeuten somit auch etliche Kulturen, die auf dem Campus aufeinandertreffen und zusammen arbeiten und lernen. Und das klappe, so der einheitliche Chor der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter, sehr gut.

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