Investition in die Ewigkeit in Soest

Soest - Im Laufe seiner Geschichte hat der Soester Wall der Stadt und ihren Bürgern Schutz geboten und alle Angreifer überlebt – jetzt ist sein größter Feind die Zeit. Der Erhalt und die Pflege des imposanten Bauwerks ist für eine Stadt von der Größe Soests eine wahre Herkulesaufgabe.
Mit dem Wallentwicklungskonzept, das am Donnerstagabend in einem ersten Teil im Stadtentwicklungsausschuss (STEA) beschlossen werden soll, wollen Politik und Verwaltung nicht nur die Existenz des Walls nachhaltig sichern, sondern ihn auch (noch) besser ins historische Stadtbild einfügen.
Viele Köpfe haben geraucht, viele Gespräche wurden geführt, viel Papier wurde bedruckt – jetzt soll es endlich auch mit der Umsetzung losgehen: In einem ersten Abschnitt sollen in den kommenden fünf Jahren eine ganze Reihe von Maßnahmen den Dassel- und Brunowall fit für die nächsten Jahrzehnte machen. Dazu kommt ein weiteres Projekt am Nelmannwall, wo eine „Festwiese“ entstehen soll.
All das wird seinen Preis haben, und der fällt um einiges höher aus als noch im Juni kalkuliert worden war: Waren damals noch 6,3 Millionen Euro an Gesamtkosten für diesen Abschnitt eingeplant gewesen, sind es in der Vorlage, über die der STEA heute Abend entscheiden soll, rund 7,96 Millionen Euro. Erklärt wird dieser Anstieg mit einer zwischenzeitlichen „Konkretisierung“ der zuvor geschätzten Einzelposten und zu erwartenden Steigerungen von Preisen für Material und Dienstleistungen.
Stadt Möglich wird die Umsetzung des im Rahmen des „Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes“ (ISEK) entwickelten Großprojektes überhaupt nur, weil 80 Prozent der Aufwendungen aller Voraussicht nach aus Fördergeldern gestemmt werden können – vorbehaltlich eines positiven Votums heute vom STEA und später vom Rat. Der verbleibende Anteil von 20 Prozent würden den Soester Haushalt bis 2021 mit jährlich rund 300 000 Euro belasten. Und was gibt es für dieses Geld?
Zuerst natürlich einmal ein historisches Bauwerk, das Jahrhunderte überdauert hat, dessen Erhalt in den kommenden Jahrzehnten eine Soester Dauerbaustelle sein wird – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Hinzu kommen viele Einzelmaßnahmen, die das mit Abstand größte historische Bauwerk in der Stadt im städtebaulichen Gesamtzusammenhang aufwerten sollen.
Dazu gehört zum Beispiel die „Begeh- und Erlebbarmachung“ des Kattenturmes, für die eine Aussichtsplattform in den Turm gebaut werden soll, von der aus ein möglichst ungehinderter Blick auf die Altstadt möglich wäre. Um den Zugang zu dieser Plattform aber barrierefrei zu gestalten, müsste außerhalb des Turms ein Aufzug installiert werden. Für dieses Projekt sind in der Vorlage knapp 200 000 Euro vorgesehen.
Barrierefreiheit spielt auch beim Thema Wallaufgänge eine wichtige Rolle. Die sind nicht nur zu steil für viele Menschen mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten, ihre Oberfläche ist an vielen Stellen auch in einem schlechten Zustand. Im Wallkonzept vorgesehen ist daher, die Rampen mit einer gleichmäßigen sanfteren Steigung als bisher und mit „Ruhepodesten“ auszustatten.
Der heutige Belag soll zudem durch Pflaster ersetzt werden. Eine komplette Barrierefreiheit (Steigung von maximal sechs Prozent) wäre zwar nicht möglich, eine „deutliche Verbesserung“ aber sehr wohl. Allerdings müssten dafür auch einige Linden weichen.