Kehraus für den Schornsteinfeger? Wie sich der Beruf durch die Heizwende wandelt

Die Bundesregierung will das Aus für Gas- und Ölheizungen und ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen installieren. Wo nichts verbrannt wird, gibt‘s keinen Kamin – folglich muss auch kein Schornsteinfeger kehren. Wie sich der Beruf des Kaminkehrers durch die Heizwende verändert.
Soest – Die Bundesregierung will das Aus für Öl- und Gasheizungen und verstärkt auf Wärmepumpen setzen. Was machen künftig die rund 21.000 Schornsteinfeger im Land? Wo kein Kamin ist, da muss folglich auch nicht gekehrt werden.
Wärmepumpe | Kraftwärmemaschine |
Einsatz | Heizzwecke |
Bereiche | Erwärmen von Gebäuden, Trinkwassererwärmung, die Erzeugung von Prozesswärme und der Einsatz in Wäschetrocknern. |
„Es ist absehbar, dass sich unser Beruf in einem Zweig stark wandeln wird“, sagt Meik Gebhardt, Vorstandsmitglied der Schornsteinfegerinnung Arnsberg, die den kompletten Regierungsbezirk und damit auch den Kreis Soest abdeckt. „Das Messen und Überprüfen von Gasheizungen ist ein Bereich, der immer mehr abnehmen wird.“
Doch Gebhardt sieht Potenzial für andere Bereiche, in denen die schwarze Zunft tätig werden könnte. Auch Wärmepumpen müssten schließlich gewartet werden – wenn auch seltener als ein Ölbrenner. „Wir Schornsteinfeger werden da vom Gesetzgeber in einem Atemzug mit den Heizungsbauern genannt“, sagt Gebhardt.
Heizwende: Schornsteinfeger kehren seltener
Der Wandel der Schornsteinfeger könnte sich letztlich auch in der Kleidung zeigen: Statt in klassischer schwarzer Arbeitskluft die Feuerstätten und Heizungen auf ihre Sicherheit hin zu kontrollieren und zu überwachen, sollen Schornsteinfeger auch die Einhaltung ganz neuer Vorschriften kontrollieren, an denen der Gesetzgeber gerade arbeitet. Das geht ohne Rauch und Ruß auch in Jeans und Hemd. In diesem Bereich sieht Gebhardt seine Zunft im Vorteil: „Wir sind dafür prädestiniert, weil wir unvoreingenommen und komplett frei an die jeweilige Anlage herangehen und sie beurteilen können.“ Anders als Heizungsmonteure gehe es ihnen nicht um eventuelle Folgeaufträge oder andere finanzielle Vorteile, die sich dadurch ergeben könnten. Im Feld der Wärmepumpen hätten Schornsteinfeger aber schon jetzt gut zu tun. Immer häufiger würden er und seine Kollegen von Heizungsfirmen gefragt, ob sie die Heizlastberechnung im entsprechenden Gebäude übernehmen könnten.
Bauchschmerzen, jungen Leuten seinen Beruf zu empfehlen, hat Gebhardt deshalb keine. „Ich kann Schulabsolventen unser Handwerk, das auch weiterhin goldenen Boden haben wird, nur ans Herz legen“, sagt er. Das Schornsteinfegerwesen sei ein Gewerk, das in vielen Bereichen von Veränderungen geprägt ist. „Man muss offen sein gegenüber neuen Technologien.“ Zum Beispiel gegenüber der Wärmepumpe, die dem Schornsteinfegerhandwerk neue Arbeitsfelder schafft.
Heizwende: Neue Tätigkeiten dazu gewinnen
„Wir werden uns neue Felder erarbeiten müssen“, sagt Bezirksschornsteinfegermeister Sören Kristmann. „Da bricht für uns schon einiges weg.“ Im Januar 2022 hatte er den Betrieb von Schornsteinfegermeister Klaus Dörfer übernommen.
Sein Kehrbezirk 20 verläuft in der Stadt Soest zwischen Deiringser Weg und Arnsberger Straße bis Jahnstadion und schließt die Dörfer Ampen, Meiningsen, Epsingsen, Deiringsen, Hewingsen, Wippringsen, Theiningsen, Volbringen, Bilme, Bittingen, Westrich und Delecke ein. Als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger übernimmt er hoheitliche Aufgaben für die Bezirksregierung. Hierzu zählen die Bauabnahme, die Feuerstättenschau, das Führen des Kehrbuchs und das Erlassen von Feuerstättenbescheiden. Aufgaben, die künftig abnehmen könnten: Wärmepumpen haben keinen Schornstein.
Aktuell aber können sich Kristmann und sein Team vor Arbeit kaum retten. „Im Moment habe ich viel zu tun. Vor allem im Bereich Pellet- und Holzheizungen, die es in meinem Bezirk oft gibt“, sagt er.
Heizwende: Jetzt noch schnell eine Gasheizung
Verschreckt sind die Leute wegen der Energie-Wirren durch Krieg und Politik nicht. Viele würden sich noch schnell eine Gasheizung einbauen lassen. Dabei reiche es meist, sich einmal mit der vorhandenen Heizung näher zu beschäftigen, anstatt gleich eine neue anzuschaffen. Kristmann: „Mit Kleinigkeiten und richtigen Thermostat-Einstellungen lässt sich oft richtig Geld sparen.“
Energiestammtisch
Beim Energiestammtisch des Vereins „Umschalten in der Energieversorgung Soest“ am Montag, 17. April, um 20 Uhr im Kulturhaus Alter Schlachthof, Raum 5, geht es um Fragen rund um das aktuelle Thema Heizungstausch. Welche Heiztechniken kommen für mein Gebäude in Frage? Welche Alternativen zur Öl- oder Gasheizung gibt es? Kommt eine Wärmepumpe infrage? Und wie viel Energie lässt sich einsparen? Hubertus Pieper, Energieberater für die Verbraucherzentrale NRW gibt Antworten. Er informiert über Kosten und Fördermittel. Die Teilnahme ist kostenlos.