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Opel hat Händlervertrag mit Autohaus Rosenthal & Rustemeier gekündigt

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Von: Achim Kienbaum

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Opel Autohaus Rosenthal und Rustemeier an der Werler Landstraße
Erst vor zwei Jahren eröffnete Rosenthal & Rustemeier den neuen Standort an der Werler Landstraße. Das Logo und die Vertragspartnerschaft mit Opel nahmen sie damals mit. © Peter Dahm

Es sind keine leichten Zeiten für Autohäuser: In ganz Europa verändern die Fahrzeughersteller ihre Marktstrategien und kündigen Verträge mit ihren oft langjährigen Vertriebspartnern. Davon betroffen ist auch ein Soester Autohaus, das viele Jahrzehnte lang eine besonders enge Beziehung zu Opel hatte.

Soest – Fast ein Jahrhundert lang waren sie sich treu: Das Soester Autohaus Rosenthal & Rustemeier und Opel, das gehörte einfach zusammen. Wie in einer guten Ehe waren die Partner nicht immer ein Herz und eine Seele, aber wenn es drauf ankam, rauften sich beide Seiten doch zusammen. Derzeit aber würde Geschäftsführer Bernhard Rosenthal den Status seiner Beziehung mit der Marke mit dem markanten Blitzlogo wohl eher als „Es ist kompliziert“ bezeichnen: Eine Trennung scheint beschlossene Sache, möglicherweise werden beide sogar auch gute Freunde bleiben – bloß: Einer der beiden hat schon einen Neuen.

In einem Markt, in dem Mobilität das Kerngeschäft ist, kann es nicht verwundern, wenn viel in Bewegung ist – und das ist es tatsächlich im Autohandel. Das klassische markengebundene Autohaus als Ansprechpartner für Kunden und selber wiederum Kunde und Vertragspartner von Herstellern, das scheint ein Auslaufmodell zu sein – für Rosenthal & Rustemeier und den gesamten Autohandel hat das jetzt und zukünftig durchaus einschneidende Folgen.

Seit 1927 verkaufte das Unternehmen Neuwagen von Opel (siehe Infokasten), hatte als offizieller Vertragspartner eine Alleinstellung und übernahm auch die Wartung der Gebrauchtfahrzeuge als Vertragswerkstatt.

Opel, das sich auf Anfrage unserer Zeitung generell nicht näher zu Vertragssituationen mit Händlern äußern wollte, hat die bundesweit gekündigten Händlerverträge, die im nächsten Sommer auslaufen, mit Rosenthal & Rustemeier bisher nicht neu verhandelt.

„Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keinerlei konkrete Aufschlüsse darüber, was Opel von uns als Vertragspartner erwarten würde“, erklärt Joachim Zensen, mit Rosenthal einer der beiden Geschäftsführer des Autohauses an der Werler Landstraße.

Die neugestalteten Verträge liegen dem Handel bis heute nicht vor.

Dier Geschichte einer „Ehe“

1922 gegründet als Händler für Fahrräder und Nähmaschinen, wurde das Sortiment in den folgenden Jahren um Motorräder und schließlich auch Automobile erweitert.

Bereits 1927 wurde die vertragliche Partnerschaft mit der Firma Opel geschlossen, die seitdem durchgehend Bestand hatte.

In den 80er-Jahren wurde das Unternehmen um das Paderborner Autohaus Bauer & Bickmeier erweitert, einen dritten Standort hat Rosenthal & Rustemeier aktuell auch in Arnsberg. Neben Fahrzeugen der Marke Opel werden an den drei Standorten auch Autos des italienischen Herstellers Fiat angeboten.

Die beiden sehen sich dabei in einer langen Reihe mit anderen Autohändlern, sowohl in Soest als auch im ganzen Land: Der Markt befände sich in einem tiefgreifenden Umbruch, Politik und Produzenten mischten dabei nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entwicklungen beim Thema Mobilität insgesamt kräftig mit – auf der Strecke blieben dabei die teilweise jahrzehntelangen Vertragspartnerschaften zwischen Herstellern und Händlern.

Beide Geschäftsführer sehen in dieser Entwicklung aber auch eine große Chance für ihr Unternehmen: „Wir werden ganz sicher weiter ein leistungsfähiges Autohaus bleiben, das sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen verkauft und sie in der Werkstatt fachgerecht warten wird“, versichern sie.

Und das werde, in der ein oder anderen noch vertraglich zu regelnden Form, auch für Opel-Fahrzeuge gelten.

Sie sehen darüber hinaus aber vor allem auch nachhaltige Perspektiven als Dienstleister, der umfassende Mobilitätslösungen anbieten kann – wobei Autos nur eine von mehreren Lösungen sein werden. Und natürlich sei es auch eine Option, so Bernhard Rosenthal, in Zukunft eine deutlich größere Palette an Marken an der Werler Landstraße anzubieten.

Einige Hundert Meter weiter wird sein Kollege Alexander Regett genau das ganz sicher bald tun: Das Autohaus an der Ringstraße, das bislang unter anderem Fahrzeuge der Marken Fiat, Mazda und Skoda verkauft, hat einen „Letter of Intent“, also eine Absichtserklärung, unterzeichnet, wird ab 1. Januar 2023 offizieller Opel-Vertragspartner in Soest und baut bereits eine neue, 600 Quadratmeter große Halle, wo voraussichtlich vom Sommer an Opel-Fahrzeuge ausgestellt werden – die natürlich gerne auch gekauft werden dürfen.

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