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Verkauf wird rationiert: „Hamster“ im Kreis Soest bunkern Öl und Mehl

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Von: Daniel Schröder

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Leere Speiseöl-Regale bei Rewe.
Leere Speiseöl-Regale bei Rewe. © Peter Dahm

„Pflanzenöle sind das neue Toilettenpapier“, sagt Karsten Nüsken, der unter anderem den Edeka am Rigaring führt. Er und sein Rewe-Kollege geben einen Einblick, wo die „Hamster“ im Moment besonders zuschlagen.

Soest – „Beim Mehl ist es extrem – wie zu Pandemie-Hochzeiten. Es wird wieder gebunkert. Aus welchen Gründen auch immer“, berichtet Karsten Nüsken. Ebenso würde es bei pflanzlichen Ölen eng – oder eher licht in den Regalen. Bei den Ölen sei ein direkter Zusammenhang mit der Ukraine-Krise erkennbar. Denn: „Die Ukraine ist die Kornkammer Europas – auch, was Weizen angeht. Die Ukraine ist einer der größten Anbauer“, so Karsten Nüsken.

Die Erfahrung mit den lichten Regalen hat auch Peter Schmitz von Rewe Stolper in Soest gemacht: „Bei Mehl und Öl wird es eng. Wenn Ware da ist, haben die Kunden zuletzt nicht eine Packung, sondern fünf gekauft. Die Lieferanten kommen derzeit nicht nach, weil überproportional gekauft wird“, schildert der Marktleiter. Schmitz erklärt: „Es entsteht ein Jojo-Effekt: Zum einen hakt es in mancher Lieferkette oder in der Produktion. Zum anderen wird deutlich mehr gekauft, wenn die Regal-Lücken dann gefüllt sind.“

Limits beim Einkaufen: „Bei Öl und Mehl gibt es zwei Packungen und Flaschen pro Kunde“

Schmitz und Nüsken haben deswegen Einkaufs-Limits festgelegt: „Bei Öl und Mehl gibt es im Moment zwei Packungen und Flaschen pro Kunde“, so Schmitz. Nüsken: „Pro Kunde gibt es derzeit vier Kilogramm Mehl und zwei Flaschen Öl. Es braucht doch kein Mensch zehn Kilogramm Mehl!“

Komplett auf dem Trockenen liegen die Märkte nicht, betonen beide. Jedoch sei spürbar, dass vor allem die günstigen Produkte aus dem „Preis-Einstiegsbereich“ vergriffen seien. „Es ist nicht so, dass gar kein Öl oder Mehl mehr da ist. Aber es gibt nicht unbedingt die Lieblingsmarke oder die günstigste Marke“, so Nüsken. Eine gesteigerte Nachfrage sei zudem bei den Konserven und auch bei Nudeln wahrnehmbar. „Mancher legt sich da offenbar einen Sicherheitsvorrat an“, sagt Peter Schmitz.

Probleme in den Supermärkten: „Spürbar mehr Schwankungen“

Überhaupt sei es in den vergangenen zwei Jahren häufiger geworden, dass Artikel aufgrund überlasteter Logistik nicht lieferbar sind. „Unterbrochene Produktionsketten, Fahrerproblematik - da gibt es schon spürbar mehr Schwankungen, sodass manche Produkte für drei bis vier Tage nicht lieferfähig sind“, berichtet Schmitz.

Schmitz macht zudem die Erfahrung, dass er nicht mehr überall einfach bestellen kann: „Ich habe bei der Metro angefragt, weil ich dort etwas kaufen wollte. Doch die verkaufen es nur noch an Gastronomen, die irgendwie den Betrieb aufrechterhalten müssen. Als normaler Handelskunde bekommt man gar nichts.“

„Es muss keiner hungern in Deutschland“

Karsten Nüsken betont jedoch: „Es muss keiner hungern in Deutschland. Wir haben während Corona bewiesen, dass wir unsere Bevölkerung versorgen können. Was die Lieferanten da auch geleistet haben, war großartig.“

Bleibt die Frage, was jene, die jetzt die Regale restlos leer kaufen, etwa mit dem ganzen Sonnenblumenöl anstellen, dass sich nun in manchem Hamster-Haushalt stapelt und im Alltag wohl kaum wirklich gebraucht wird.

Eine Antwort darauf bietet das Internet, genauer gesagt die Verkaufsplattform e-Bay. Dort hat sich mittlerweile ein schwunghafter Handel unter anderem mit Sonnenblumenöl etabliert. Eine Flasche günstigster No-Name-Qualität, die sonst für weniger als einen Euro zu haben ist, wird dort für das Drei- bis Vierfache angeboten und auch verkauft. Eine einzelne Literflasche wechselte dort beispielsweise am Sonntag für 4,50 Euro den Besitzer, zuzüglich 4,99 Euro für Porto und Versand.

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