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Unwetter in Soest: Flutwelle reißt Luka (16) fast in den Tod

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Von: Daniel Schröder

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Luka Nowak (links) und Nelson Lakämper erlebten während des Starkregens am Montag wohl den Schrecken ihres Lebens. Mit Glück wurde Nowak nur leicht verletzt.
Luka Nowak (links) und Nelson Lakämper am Tag nach dem Unwetter an dem Ort, der fast zur tödlichen Falle geworden wäre. © Daniel Schröder

Der Starkregen in Soest brachte Luka Nowak (16) am Montag in akute Lebensgefahr. Er wurde von einer Flutwelle erfasst.

Soest – Luka Nowak (16) ist dem Tod am Montag von der Schippe gesprungen. Zusammen mit seinem Freund Nelson Lakämper hatte er Schutz vor dem Unwetter gesucht – und wurde in der Eisenbahnunterführung von einer plötzlich heranströmenden Flutwelle mitgerissen. Binnen Sekunden rauschte durch das eigentlich trockene Schledde-Bett ein Fluss, der den 16-Jährigen in akute Lebensgefahr brachte. Mit Glück konnte er sich nach etwa 50 Metern ans Ufer retten. Er, Mutter Klaudia und Stiefvater Daniel sind sich sicher: Mit einer vor dem Gewitter schützenden Unterstell-Möglichkeit im Stadtpark hätte diese lebensgefährliche Situation verhindert werden können.

Rückblick: Luka Nowak und Nelson Lakämper treffen sich am Montagnachmittag an der Skateanlage im Stadtpark. Zwar sind Gewitter angekündigt, doch lässt der Himmel vermuten, dass Soest vom Regen verschont bleiben wird. Schlagartig wird den beiden Jugendlichen ihr Trugschluss bewusst: Große Regenmengen prasseln auf sie nieder, Blitze zucken am Himmel, Donnergrollen.

Für Luka Nowak wurde der vermeintlich sichere Unterschlupf fast zur Todesfalle.
Luka Nowak entkam der schrecklichen Situation mit leichten Verletzungen. © Daniel Schröder

Auf der Suche nach Schutz flüchten sie vor dem Gewitter in die Eisenbahnunterführung im Norden des Stadtparks. Sie wird vom Bett der Schledde durchzogen – doch wann floss hier zuletzt tatsächlich Wasser? „Da waren nur ein paar Regenpfützen zu sehen“, erinnert sich Luka.

Flutwelle erfasst Soester bei Unwetter: Binnen Sekunden schießen Wassermassen durch den Kanal

Sein E-Bike lässt er an einem Baum lehnend im Regen stehen, auf dem Plateau am Rande des Tunnels stehend kommt ihm jedoch die Furcht davor, dass das Wasser den Motor zerstören könnte. So wagt er sich zurück in den Regen, stellt das Rad im trockenen Bachlauf ab und steigt zurück auf das Plateau. Irgendwann steht das Wasser knöchelhoch. Nowak zieht Schuhe und Socken aus, nimmt das Handy aus der Tasche, steigt ins niedrige Wasser, um das Rad zu holen. Eine kaum wahrnehmbare Mini-Welle lässt in den Jugendlichen kein Unbehagen wachsen – doch wenige Augenblicke später kommt die Flut.

Binnen Sekunden schießen die Wassermassen hüfthoch durch den Kanal, reißen Luka mit. Der 16-Jährige schreit nach Hilfe. Auf dem Plateau stehend, muss Nelson die Situation ungläubig mit ansehen. „Ich wusste nicht, was ich machen soll“, sagt er.

Flutwelle erfasst Soester bei Unwetter - ein schockierender Anruf

Nach schätzungsweise 50 Metern und bangen Momenten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, findet Luka Halt am Ufer, schafft es, sich zu retten. Als er sich hochkämpft, reißt er sich den Fuß auf. Nelson eilt herbei, zieht seinen Freund weiter an Land, wählt den Notruf. Der Verletzte bittet um sein Handy, ruft Mutter Klaudia an. Die erfährt am Telefon den Schock ihres Lebens: „Es ist etwas Schreckliches passiert“, sagt ihr Sohn am anderen Ende der Leitung und erzählt, was los ist. Er versucht, seine Mutter zu beruhigen: „Mach dir keine Sorgen, der Rettungswagen kommt, ich melde mich dann gleich.“

In der Unterführung fanden die beiden Jugendlichen nur vermeintliche Sicherheit.
In der Unterführung fanden die beiden Jugendlichen nur vermeintliche Sicherheit. © Schröder, Daniel

Das Warten macht Klaudia und Daniel verrückt, sie rufen den Sohnemann noch einmal an, er soll ihnen seinen Standort schicken. Sie kommen. Wenige Minuten später kommen Mutter und Stiefvater panisch am genannten Standort an. Doch von Luka fehlt jede Spur. Sie sehen lediglich das rauschende Wasser und Lukas’ Schuhe am Ufer. Anrufversuche scheitern, über den Notruf fragt der Stiefvater, wo Luka ist. Wenig später kommt ein Rückruf, der Rettungsdienst ist dran: „Wir haben Ihren Sohn, er hat eine leichte Schnittverletzung, wir fahren ihn ins Marienkrankenhaus.“

Dort wird der Fuß des klitschnassen und verdreckten Jugendlichen genäht. Wenig später kommen alle mit einem gehörigen Schrecken in den Knochen nach Hause. Alle sind sich bewusst: Das hätte auch ganz anders ausgehen können.

Flutwelle erfasst Soester bei Unwetter: Forderung nach Regen-Unterstand

Was bleibt nach diesem Horror-Erlebnis außer einer Narbe? Zum einen, die Forderung der Betroffenen nach einem ausreichend großen Regen-Unterstand im Stadtpark. „Dafür stünde doch genug Platz zur Verfügung“, unterstreicht Stiefvater Daniel. Zum anderen die Erkenntnis, welch unvorstellbare Kraft Wasser hat und wie schnell aus einem trockenen Bachlauf ein reißender Fluss werden kann.

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