Die Erstversorgung gestaltet sich schwer, der Krankentransportwagen hat nicht alle nötigen Geräte an Bord, die in solch einer Situation gebraucht werden. Er ist eben kein Rettungswagen. „Wir waren mit unserem Latein schnell am Ende“, sagt Beard. Doch wenige Augenblicke später hören er und sein Kollege schon die Martinshörner der anderen Rettungskräfte. Rettungswagen, Notärzte, Feuerwehr und Polizei sind gleich da.
Ein ganz bestimmter Moment lässt Christopher Beard nicht mehr los: „Als der junge Mann da so vor mir lag und wir uns unterhielten, sagte er plötzlich, dass er so ein komisches Gefühl in den Beinen habe, so ein Taubheitsgefühl. Als Einsatzkraft soll man nicht lügen. Ein solches Taubheitsgefühl ist ein schlechtes Zeichen, dafür braucht es kein Medizinstudium.“
Der 18-Jährige wird in ein künstliches Koma versetzt, ein Hubschrauber fliegt ihn in eine Spezialklinik nach Bielefeld. „Er hat diesen Unfall ganz knapp überlebt. Das hat mich überrascht. Es war alles andere als sicher, dass er es schafft.“ Christopher Beard erzählt, dass die Polizei durch ihre Ermittlungen herausfinden konnte, dass zwei junge Männer – unter ihnen der 18-jährige Corsa-Fahrer – sich ein Rennen geliefert hatten.
Der Notfallsanitäter sagt nachdenklich, aber voller Überzeugung: „Ich fahre selbst Motorrad. Rennen gehören auf Rennstrecken und nicht auf die Straße. Im Straßenverkehr sollte man stets überlegen, ob man sich gegenseitig stadteinwärts überholen sollte, ob sich das lohnt. Ich denke nicht.“
„Retter berichten“
Teil 1: Tödlicher Tritt aufs Gaspedal: Jessica und Thomas verloren durch einen Raser ihr Leben
Teil 2: Er flog an Menschengruppe vorbei: Junger Motorradfahrer überschreitet Grenze einmal zu oft
„Crash Kurs NRW“ ist eine Zusammenarbeit zwischen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Notfallseelsorge, Verkehrsunfallopfern und deren Angehörigen. Ziel ist es, den jungen Teilnehmern zu verdeutlichen, welch hohe Gefahr im Straßenverkehr von Raserei, Alkohol und Drogen am Steuer, Leichtsinn, überhöhter Geschwindigkeit, fehlenden Gurten und Ablenkung durch das Handy am Steuer ausgeht. In fünf Serien-Teilen erzählen wir die Geschichten von Einsatzkräften und einer Unfall-Beteiligten.