Gleichwohl fühlt sich Kreiskunstvereins-Vorsitzende den Arbeiten aus dem Haus Kätelhön verpflichtet. Schließlich handelt es sich nicht nur um Grafiken von Hermann selbst, sondern auch von zahllosen Aldegrever-Stipendiaten und Künstlern, die in den Werkstätten druckten oder drucken ließen. Ungezählte Drucke aus der Kätelhön-Werkstatt befinden sich in der Artothek.
Gemeinsam mit Klaus Kösters, dem pensionierten wissenschaftlichen Referenten beim LWL-Museumsamt für Westfalen, hat Schubert-Hartmann recherchiert und musste feststellen, dass rund 50 Arbeiten aus dem Kätelhön-Nachlass fehlen. Die beiden Kunstfreunde teilen die traurige Gewissheit: „Die werden wohl nicht mehr auftauchen.“
Aber: „Dem Kreiskunstverein ist es wichtig, das Andenken an die früheren Galerietag aufrecht zu erhalten“, sagt Schubert-Hartmann. Darum organisiert der Verein gemeinsam mit Horst Rellecke, Künstler und Nachbar der ehemaligen Druckwerkstätten, seit einigen Jahren ebenfalls Galerietage.
Diesmal hat Rellecke aus dem Kätelhön-Archiv und eigenen Beständen eine besondere Präsentation zusammengestellt. Gezeigt und verkauft werden an diesem Wochenende Werke von Horst Antes, Bele Bachem, Hans Borchert, Karl-Fred Damen, Rolf Escher, Pit Morell, Alfred Pohl, Reiner Schwarz Alf Welski und anderen, die bei Kätelhön druckten. Für die Soester dürfte das Exponat von Hugo Kükelhaus interessant sein. Ein Großteil der gezeigten Grafiken stammt auch von Horst Rellecke selber.
Auf der Einladungskarte heißt es als Reminiszenz an die Werkstätten: Nirgends wird die Vielfalt der gestalterischen und technischen Möglichkeiten druckgrafischer Werke so deutlich wie dort, wo sie entstanden sind – in der Druckerei Kätelhön.
Derweil wandelte Kösters in drei Künstlerkolonien auf den Spuren von drei „Soester“ Künstlern. Zwischen Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts arbeitete Eduard Bischoff in Nissen/Ostpreußen, Otto Modersohn in Worpswede bei Bremen und Hermann Kätelhön im hessischen Willingshausen.
Kösters stellte fest, dass Kätelhön die Idee des gemeinsamen Lebens und künstlerischen Arbeitens in ländlicher Abgeschiedenheit offenbar aus Willingshausen mitgebracht hatte.
Der junge Mann war fasziniert von der Landschaft, fühlte sich sehr wohl zwischen den Kollegen und brachte zahlreiche Werke hervor. Kösters und Schubert-Hartmann vermuten, dass die Willingshausener Erfahrungen Kätelhön bei der Gründung der Werkstätten am Möhnesee, die ein Treffpunkt für Künstler waren, beeinflusst hat.
Das Arbeiten in ländlicher Umgebung und die naturalistischen Darstellung schützten die Künstler vor Nazi-Verfolgung, machten sie stattdessen für diese attraktiv.
Die rückwärts gewandten, gegenständlichen Drucke und Gemälde wurden gefeiert und ausgezeichnet. Impulse für die Zukunft gingen von diesen Künstlern selten aus. Die für Dezember geplante Ausstellung will Parallelen und Unterschiede der Künstler in den Kolonien aufzeigen. Dazu soll ein aufschlussreicher Katalog erscheinen.
Öffnungszeiten: Zum 54. Galerietag ist der Kunstsaal des Kreiskunstvereins an der Klosterstraße 13 von Sonntag, 23. Oktober, bis Sonntag, 6. November, jeweils mittwochs von 15 bis 18 Uhr, donnerstags von 17 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 13 Uhr sowie an den Sonntagen von 15 bis 17 Uhr geöffnet. www.kunstverein-kreis-soest.de. Die Ausstellung zu den Künstlerkolonien wird am 18. Dezember 2022 eröffnet.