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Der Giersch als „Tausendsassa“

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Von: Astrid Gunnemann

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Ulrike Schulte-Overbeck bietet spannende Wildkräuterspaziergänge an.
Ulrike Schulte-Overbeck bietet spannende Wildkräuterspaziergänge an. © Bund Soest-Welver

Giersch, Löwenzahn, Brennnessel oder Schafgarbe – um nur einige der Wildkräuter zu nennen – das sind die Pflanzen, die Ulrike Schulte-Overbeck ins Zentrum ihrer Kräuterspaziergänge setzt. Das Angebot der Kräuterspaziergänge mit Ulrike Schulte-Overbeck hat der BUND Soest-Welver neu in sein Programm aufgenommen.

Soest - Die Soesterin ist zertifizierte Kräuterpädagogin des BUND. „Ich habe das Angebot bewusst Wildkräuterspaziergänge genannt, damit sich Jung und Alt gleichermaßen angesprochen fühlen. Wildpflanzen sind wichtig für Menschen und Tiere, sie sind Schönheiten fürs Auge, aber auch als Heil- und Nutzpflanze und zum täglichen Gebrauch in der Küche zu nutzen“, sagt die Kräuterpädagogin. Zum Beweis hat sie kleine Häppchen mitgebracht, die mit Giersch hergestellt wurden und der Speise Würze verleihen.

Am Beispiel des Giersch, der lateinisch Aegopodium Podagraria heißt, zeigt sie auch die heilende Wirkung auf: Giersch, das bedeut „Die Gicht heilend“, als Heilpflanze baue sie zu viel Harnsäure im Blut ab.

Aber auch als Gewürz im Salat oder im Smoothie sei Giersch ein „Tausendsassa“ mit seiner geballten Kraft an Kalium, Magnesium, Calcium, Eisen, Proteinen sowie Vitamin a und c. Obwohl es einige Menschen gebe, die sich über den wachsenden Giersch in ihrem Garten ärgern, sagt Ulrike Schulte-Overbeck: „Wer den Giersch im Garten hat, der ist ein reicher Mensch.“

Bei ihren Wildkräuterspaziergängen gibt Ulrike Schulte-Overbeck auch ganz praktische Tipps, wie etwa zu Brennnesseln im Garten, die man in einer Ecke des Gartens stehen lassen soll. Schmetterlinge nutzen die Brennnesseln zur Eiablage, so werde die Nessel später zur Futterpflanze für die Schmetterlingsraupen.
Auch auf die Wichtigkeit von Wildgehölzhecken mit Schlehe und Weißdorn will Ulrike Schulte-Overbeck eingehen.

Dass es nun in den Herbst geht, störe dabei nicht: An Wildkräutern sei immer etwas zu finden, auch wenn die Vielfalt im Frühling größer sei und die Pflanzen frischer. Auch praktische Workshops inklusive der Herstellung von Kräuterseifen und -cremes bietet die Kräuterpädagogin an. Wildpflanzen hätten einen hohen ökologischen Nutzen auch für die Artenvielfalt und den Klimaschutz.

Gesundes Ökosystem: „Bienen und Blumen gehen zusammen“

Dabei machen Ulrike Schulte-Overbeck und Sabine Schumacher, Sprecherin des BUND Soest-Welver, auf einen weiteren Umstand aufmerksam: Wildpflanzen seien wichtig, weil sie Nahrung für Insekten böten und Insekten die Grundlage für ein gesundes Ökosystem seien. „Bienen und Blumen gehen zusammen“, sagt Sabine Schumacher.

Deshalb appelliert sie, Grünflächen nicht zu früh abzumähen, wie es häufig der Fall sei. Teilweise würden die Grünflächen mit wichtigen Pflanzen für Insekten schon im August abgemäht. Das sei zu früh, so Schumacher. „Man sollte intakte Lebensräume länger erhalten und erst mähen, wenn die Saatgutkapsel ausgereift ist und die Pflanze sich selbst aussähen kann“, so Schumacher.

Auch sei es nicht gut, Grünflächen mit Wildpflanzen bis auf den Erdboden abzumähen, denn dort am Boden steige die Temperatur. Wo noch Pflanzen stehen, dort sei es für das Stadtklima angenehmer. Derweil konnte der erste Wildkräuterspaziergang von Ulrike Schulte-Overbeck am 27. August seine Premiere feiern und viele Bürger für das Thema begeistern.

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