Tulpen und Co. - In diesem Jahr blüht im Garten alles länger

In diesem Jahr erfreuen uns die Frühblüher besonders lange mit ihrer Farbenpracht. Gartenexperte Klaus Fischer erklärt, warum das schlechte Wetter auch mal eine gute Seite haben kann.
Soest – Bislang hat der Frühling uns nur seine kalte Schulter gezeigt. Gartenarbeit macht bei dem unangenehmen Ostwind überhaupt keine Freude. Und die Kübelpflanzen habe ich bis auf den Oleander wieder ins schützende Innere geräumt. Denn immer noch gab es fast jede Nacht Frost. Der Oleander verträgt allerdings einige Minusgrade.
Tulpen und Co. - In diesem Jahr blüht im Garten alles länger
Einen Vorteil aber hat die Kälte: Die Tulpen, die uns wieder einmal mit üppiger Farbenpracht verwöhnen, blühen doppelt oder gar dreimal länger als bei Temperaturen um die 20 Grad. So können wir das Frühlingsspektakel der Zwiebelgewächse viel länger genießen. (Hier geht es zu allen Teilen der Soester Gartenserie).
Aber irgendwann wird damit Schluss sein. Ganz falsch wäre es, die Pflanzen sofort aus dem Boden zu nehmen. Das kann man nur machen, wenn man ohnehin vorhat, im nächsten Herbst neue Tulpenzwiebeln zu setzen und man das Beet jetzt mit anderen Blumen bepflanzen möchte.

Wer auch in den kommenden Jahren Freude an der Tulpenblüte haben möchte, sollte sie stehen lassen. Wichtig ist, die verblühten Blütenstiele runterzuschneiden bis zum ersten Blatt. So können die Tulpen keinen Samen ansetzen, der sonst die meiste Kraft des Gewächses für sein Ausreifen benötigen würde. So kann die ganze Kraft in die Zwiebel gehen. Tulpen selber auszusäen ist ein langwieriges Geschäft über Jahre. Viel einfacher ist es, die Zwiebeln im Handel zu kaufen.
Voraussetzung dafür, dass die Tulpen im nächsten Jahr wieder blühen, ist natürlich, dass wir sie sicher vor gierigen Wühlmäusen im Boden versenkt haben, also in Zwiebelkörben idealerweise aus feinmaschigem Draht. Tulpenzwiebeln sind die Lieblingsspeise der Nager. Haben wir keine Last mit Wühlmäusen, können wir uns das ersparen.
In diesem Jahr blüht alles länger: Imposante Papageientulpen
Es gibt Tulpensorten, bei denen sich der Verbleib im Boden lohnt, weil sie Jahr für Jahr treu blühen, allenfalls die Blüten im Lauf der Zeit etwas kleiner werden. Dazu gehören beispielsweise lilienförmige Tulpen oder auch viele Wildformen und Darwintulpen. Andere Tulpensorten mit besonders üppigen Blüten, etwa die imposanten Papageientulpen, machen uns leider nicht diesen Gefallen. Bereits im zweiten Jahr blühen sie kaum noch und im dritten überhaupt nicht mehr. Sie müssen also in jedem Herbst neu gesetzt werden.
In jedem Fall aber sollten wir das Laub stehen lassen, bis es abgewelkt ist. Es gehört zum natürlichen Lebensrhythmus der Tulpen, dass sie im Sommer bei der größten Hitze eine Ruhepause einlegen bis zum nächsten Frühjahr. Durch das Laub kann die Zwiebel wieder viel Kraft tanken, die sie für die nächste Blüte benötigt. Das absterbende Laub ist natürlich keine Augenweide in unseren Blumenbeeten. Man kann das aber kaschieren, indem man Stauden in die Nachbarschaft setzt, die ab Mitte Mai dann allmählich die Regentschaft in den Rabatten übernehmen und das alte Tulpenlaub überdecken.
In diesem Jahr blüht alles länger: Tulpen mögen keine Staunässe
Haben wir schwierige Standorte für Tulpen, lohnt es sich, die Zwiebeln mit dem vertrockneten Laub auszugraben und bis zum Herbst dunkel, kühl und trocken einzulagern, beispielsweise in einem Schuppen, in der Garage oder im Keller. Schwierige Standorte sind solche mit Staunässe – führt bei Tulpenzwiebeln zu Fäulnis – oder die zu heiß und trocken sind – die Zwiebeln können im Boden verdorren.
An so mancher Stelle im Garten erleben wir derzeit noch ein anderes Blütenspektakel, wenn auch zwei Nummern kleiner als bei der Tulpe. Der Gundermann (Glechoma hederacea) steht in voller Blüte. Er besitzt entzückende hellblaue Blüten, die sich wie an einem Band durch die Wiese und auch durch unsere Beete ziehen. Besonders gerne rankt dieses Kraut an Wegrändern entlang.

Schauen wir uns die Blüte des Gundermanns (oder der Gundelrebe, ein anderer Name für das Kraut) genauer an, erkennen wir schnell, dass diese Pflanze zu der Familie der Lippenblütler gehört. Diese ist riesig, zu ihr zählen beispielsweise die Salbeigewächse, Lavendel, Gamander, Helmkraut, Günsel, Taub- und Buntnessel, ja sogar der Teakbaum.
Auch am Gundermann scheiden sich die Geister. Einerseits ist er ein schöner Frühlingsblüher und besonders für Bienen und da besonders für Wildbienen sowie Hummeln wegen seines Nektarreichtums als frühe Futterpflanze interessant. Dazu ist er noch ein seit alters her bekanntes Heil- und Gewürzkraut, das in der Volksmedizin bei Wunden und Entzündungen eingesetzt wurde. Hildegard von Bingen hat Gundermann bei Entzündungen im Rachenraum empfohlen.
In diesem Jahr blüht alles länger: Gundermann bildet meterlange Ausläufer
Andererseits nimmt der Gundermann mit seinen meterlangen Ausläufern sehr schnell ganze Beete in Besitz und kann ausgesprochen lästig werden. Seine Ausläufer senken alle 25 Zentimeter Wurzeln in den Boden. An einem solchen Knoten entsteht schnell eine neue, eigenständige Pflanze, die selber wiederum Ausläufer entwickelt. So kann der Gundermann im Frühling ganze Staudenrabatten durchziehen.
Man kann die Pflanze auch essen. Ihr Geschmack geht Richtung scharf und herb-würzig. Man kann ihn im Frühlingsquark verarbeiten und besonders seine Blüten als Blickfang auf belegten Broten, Canapés oder Salaten nutzen. Davor sollten wir sie aber nach der Ernte – geerntet werden nur die frischen Triebspitzen mit den Blüten, die älteren Teil werden immer schärfer – etwas liegen lassen und ausschütteln, damit kleine Insekten sie verlassen können.
Traditionell werden bei uns Ende April die Kartoffeln in den Boden gesetzt. In den vergangenen Jahren hat sich allerdings dieser Termin etwas nach vorne verschoben, Stichwort Klimawandel.