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Trauer um Elisabeth II. - So war der Besuch der Queen in Soest

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Von: Heyke Köppelmann

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Elisabeth II. Queen in Soest
Die Queen in ihrer Staatskarosse vor dem Soester Rathaus. © Stadtarchiv Soest

Es war der erste Staatsbesuch der Queen in Deutschland überhaupt. Eine der Stationen damals im Mai 1965: die Stadt Soest.

Soest – Es ist traurige Gewissheit. Königin Elisabeth II. ist tot. Eine Nachricht, die auch vielen Menschen in der Börde nahegeht. Wer damals dabei war, erinnert sich noch heute in vielen Einzelheiten an den Besuch der Queen am 26. Mai 1965 in Soest – an die Ankunft mit dem Sonderzug am Bahnhof, die Fahrt quer durch die Stadt und dann weiter Richtung Brandholz zum Fort York. Eigentlich war die Monarchin angereist, um den hier stationierten kanadischen Soldaten die Ehre zu erweisen. Doch für die mit Stolz erfüllten Soester, die sich im Glitzern der royalen Aufmerksamkeit sonnten, stand fest: Sie kommt zu uns!

„Das war ein großer, ein ganz großer Tag für Soest“, hieß es damals in unserer Zeitung, die „am Tag danach“ auf drei kompletten Seiten berichtete. Der Berichterstatter überschlug sich förmlich vor Begeisterung, als er schrieb: „Mag die ,Ehrenreiche’ in ihrer jahrhundertealten Vergangenheit auch noch so viele hohe Gäste und glanzvolle Empfänge gesehen haben – der Staatsbesuch der britischen Königin dürfte alles bisher Dagewesene übertroffen haben.“

Die Queen in Soest: Hobby-Filmer waren dabei

Nicht nur Soester oder Bördebewohner sollen zu Tausenden die Straßen gesäumt, mit Fähnchen geschwenkt, gelacht gejubelt und den Hals gereckt haben, um einen Blick auf Elisabeth und Philip zu erhaschen: „Soest erlebte einen Zustrom wie zur Allerheiligenkirmes, erfuhren die erwartungsvollen Leser damals. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Ein Jahrhundertbesuch! Die Königin hatte sich als 20 Jahre nach Kriegsende als Friedensbotschafterin auf den Weg gemacht, einige Tage verbrachte sie im noch jungen Nordrhein-Westfalen, an deren Gründung die Briten beteiligt waren. „Viele brillante Höhepunkte reihten sich aneinander“, hielten die Journalisten fest. Viele Soester hielten das geschehen auch mit Filmkameras fest. Kurt Hilgenstein und Horst Zwintzscher schnitten daraus später einen Film, der hier zu sehen ist.

Pünktlich um 10 Uhr erklangen in Soest die Glocken des Doms zum Willkommensgruß. Sechs Minuten später rauschte der Freudensturm durch die Brüderstraße. Nach dem respektvoll-zurückhaltenden Empfang am Bahnsteig musste die Fröhlichkeit befreiend wirken. „Und das tat sie auch“, erfuhren die Leser am nächsten Tag im Heimatblatt: Denn die ernsten Gesichter von Elisabeth und Philip lösten sich zusehends angesichts der Menschen, die sich freuten, die Arme hochwarfen und kein Fenster unbesetzt ließen.

Die Queen in Soest: Salonwagen fährt in den Bahnhof ein

Natürlich interessierten sich die Soester für die Garderobe der Queen, damals 39 Jahre jung: Im hellblauen Mantel aus leichtem Wollbouclé trat sie am Bahnhof aus dem Salonwagen, dazu trug sie ein Seidenkleid im selben Himmelblau und einen Hut mit hoch aufgeschlagener Krempe. Den schwarzen Schuhen war die Krokodillederhandtasche farblich angepasst. Auf den Soester Redakteur machte sie einen reservierten und betont würdevollen Eindruck, als sie die kleine Treppe zu den Ehrengästen emporstieg. Einen Augenblick später stieg auch Prinz Philipp aus dem Waggon, und zwar in der Uniform eines Luftwaffenmarschalls der Royal Air Force. Immer wieder ist von Menschentrauben und geradezu euphorischem Volk die Rede. Gerade mal 100 Minuten blieb das Paar in Soest. Dann fuhr der Tross weiter nach Fort York.

Dort sei alles bestens vorbereitet gewesen, hebt der der Berichterstatter hervor: „Die Paradefeierlichkeiten rollten wie am Schnürchen ab. Die mitwirkenden Truppeneinheiten waren vorbildlich geschult.“ Und auch das stand damals in der Zeitung: „Während die Königin alle militärischen Huldigungen mit liebenswürdiger Gelassenheit über sich ergehen ließ, zeigte sich Prinz Philip ausgesprochen aufgeräumt und fröhlich: Er errang im Sturm die Sympathien aller Frauen zwischen 7 und 70 (nicht nur der kanadischen).“

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