Frau Stinson, welche Menschen sollen durch die neue Gruppe angesprochen werden? Wer sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Wie groß ist der Kreis der Interessenten?
Ziel war es, die Selbsthilfegruppe so offen wie möglich zu gestalten. Die Gruppe ist daher offen für trans-Personen, Intersexuelle jeder Form, Nichtbinäre und Menschen, die noch auf der Suche sind. Bis jetzt haben sich über zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeldet.
Sie haben erklärt, es habe im Vorfeld der Gründung verstärkte Nachfrage nach so einem Angebot von Seiten des Kreises Soest gegeben. Können Sie näher über diese Nachfrage berichten?
Als Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen im Kreis Soest sind wir nicht nur rein für die Selbsthilfe zuständig, oft werden wir auch um Tipps oder weiterführende Kontakte gebeten. Vor der jetzigen Gruppengründung bekamen wir zwischen zwei bis drei Anfragen im Jahr von Jugendlichen und Erwachsenen, die eine Gruppe suchten. In diesen Fällen war gezielt eine Gruppe gesucht worden für Transmänner- oder frauen. Leider hat sich in dieser Zeit niemand der Anfragenden eine Gruppengründung im Kreis Soest vorstellen können, daher haben wir diese Anfragen oft in größere Städte vermittelt.
Mit welchen Problemen müssen Transgender in unserer Gesellschaft klarkommen? Wie kommen sie mit der Situation klar?
Diese Frage kann ich nicht beantworten, da ich nicht selber betroffen bin. Rein objektiv gibt es aber viele Hürden und herausfordernde Situationen für trans-Personen, zum Beispiel auf rechtlicher und gesellschaftlicher Ebene. Aber auch im Bereich der medizinischen Versorgung. Diskriminierung und Stigmatisierung sind nach wie vor ein großes Thema. Das ist aber sehr individuell und tatsächlich nur von Betroffenen detailliert zu beantworten.
Was erhoffen sich die Menschen von der neuen Gruppe? Wie wichtig ist die Hilfe für transsexuelle Menschen?
Die Anfragen, die uns in den vergangenen Tagen erreicht haben, waren alle sehr hoffnungsvoll und motiviert, der Wunsch nach Austausch und gegenseitiger Unterstützung ist groß. Viele warten schon lange auf die Möglichkeit, sich auf regionaler Ebene auszutauschen und zu vernetzen. Selbsthilfe ist ein wichtiger Aspekt im Bereich der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland.
Hat die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen beim Kreis Kontakt zu anderen Selbsthilfegruppen für Transsexuelle und wenn ja, wie läuft die Zusammenarbeit?
Die KISS hat auf überregionaler Ebene Kontakt zu den Kontaktstellen in NRW. In Arbeitskreisen und Themenrunden tauschen wir uns daher regelmäßig aus und sprechen über unsere Erfahrungen und Projekte.
Wer wird die neue Transgendergruppe leiten?
Eine klassische Leitung gibt es in der Selbsthilfe nicht, eher eine Ansprechperson. Conny, die Initiatorin, plant die Treffen und vernetzt die Mitglieder miteinander. Außerdem leiten wir Interessierte an Conny weiter, sodass sie direkt Kontakt aufnehmen können und ein erstes Gespräch mit Interessierten führen kann. In der Selbsthilfegruppe sollen alle Teilnehmer mitgestalten und sich einbringen.
Können Sie etwas dazu sagen, wie der Prozess der Findung von Transgendern verläuft und ob dies für die Menschen häufig ein schwieriger Prozess ist? Wer leistet Hilfe?
Diese Frage kann eine betroffene Person viel besser beantworten als ich. Neben Selbsthilfegruppen sind Vereine und Beratungsstellen oft eine erste Anlaufstelle, auch Ärzte und Therapeuten können langfristig den Prozess begleiten und unterstützen. Auch im Social-Media Bereich gibt es viele Möglichkeiten sich zu informieren und sich mit anderen auszutauschen.
Wie schwierig ist es für Transgender auf dem Land zu leben? Ziehen viele lieber in größere Städte?
Grundsätzlich bieten größere Städte oft eine umfassendere Infrastruktur, in nahezu jedem Aspekt. In Großstädten ist das Beratungsangebot einfach größer und die Communitys sind etablierter. Eine Kleinstadt hat da im Vergleich natürlich ein anderes Angebot und ist vielleicht nicht immer auf die Bedürfnisse aller Zielgruppen eingestellt.