Der Tod von Jessica spricht sich schnell herum, Nachbarn kommen, Freunde. Alle reden über die letzten Momente mit Jessica. Weit nach Mitternacht, der Unfall liegt bereits viele Stunden zurück, ziehen sich die beiden Seelsorger zurück, machen den Angehörigen jedoch deutlich: Wir sind weiter für euch da. Auf der Rückfahrt beginnt die eigene Nachsorge. „Auch wir müssen uns das von der Seele reden“, betont Gösmann.
Seelsorger werden zu Einsatzstellen gerufen, wenn Menschen seelisch betroffen sind, sie begleiten Menschen in Ausnahmesituationen, nach einem Todesfall, einer Gewalt-Erfahrung, einer Umweltkatastrophe, einem Suizid, wenn ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen wird. „Zwei junge Menschen, Jessica und Thomas, haben durch diesen Unfall ihr Leben verloren. Später haben wir erfahren, dass Thomas Jessica im Dezember einen Heiratsantrag machen wollte“, sagt Heike Gösmann.
Und noch etwas kommt heraus: „Es macht mich noch immer wütend, dass dieser Unfall vermeidbar gewesen wäre. Ein junger Mensch dachte sich an diesem Abend: ‚Da steht zwar 70, aber ich kann auch 100 km/h schnell fahren – und ich kann überholen.’ Wie wir sahen, er konnte es nicht. Drei Menschen wurden durch diese Entscheidung in den Tod gerissen. Die beiden jungen Menschen starben sofort, ein weiterer Beteiligter an den Folgen seiner Verletzungen. Nur, weil einer sagte: ‚Ich kann’.“
„Crashkurs NRW“ ist eine Zusammenarbeit zwischen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Notfallseelsorge, Verkehrsunfallopfern und deren Angehörigen. Ziel ist es, den jungen Teilnehmern zu verdeutlichen, welch hohe Gefahr im Straßenverkehr von Raserei, Alkohol und Drogen am Steuer, Leichtsinn, überhöhter Geschwindigkeit, fehlender Gurte und Ablenkung durch das Handy im Straßenverkehr ausgeht. In fünf Serien-Teilen erzählen wir die Geschichten von Einsatzkräften und einer Unfall-Beteiligten.