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Auto, Bus, Fahrrad oder E-Roller: Wer ist am schnellsten? Wer zahlt am meisten?

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Von: Tobias Hinne-Schneider, Kathrin Bastert

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Auto, E-Scooter, Fahrrad oder Bus? Wir haben den Praxis-Test gemacht.
Auto, E-Scooter, Fahrrad oder Bus? Wir haben den Praxis-Test gemacht. © Gregor Bauernfeind/dpa

Seit einigen Tagen können E-Scooter in Soest gemietet werden. Wir haben den Praxis-Test gemacht: Auto, Bus, Fahrrad oder E-Roller? Das Ergebnis.

Soest - Sie sind erst ein paar Tage da und haben offenkundig schon guten Anklang bei den Soestern gefunden: Die E-Scooter der Firma Bird werden seit Dienstag, 17. Mai, viel bewegt.

Die Redaktion hat den Praxistest gemacht: mit Auto, Bus, Fahrrad und E-Scooter. Wer ist am schnellsten? Wer zahlt am meisten? Und wie komfortabel ist die Fahrt? Für den Test sind wir vom Schloitweg (bei Kaufland) zum Hansaplatz in der Innenstadt gefahren – und andersrum.

Auto, Bus, Fahrrad oder E-Roller: Das Ergebnis vom Praxis-Test

E-Scooter:

Dauer: Am Hansaplatz zeigt die Bird-App 4,8 gefahrene Kilometer an. Ein unnötiger Schlenker (maximal 600 Meter) muss davon noch abgezogen werden, genauso wie bei der Zeit das nette Schwätzchen an der Ampel mit einem älteren Ehepaar. Trotzdem: 23 Minuten hat die Fahrt gedauert. Es ging entlang der Werler Landstraße und des Westenhellwegs, über Freiligrath- und Aldegreverwall, durch den Kreisverkehr ins Brüdertor.

Teurer Spaß: der E-Roller.
Teurer Spaß: der E-Roller. © Peter Dahm

Kosten: 5,37 Euro bucht Bird vom Paypal-Konto ab. Hier erfahren Sie, wie sich der Preis berechnet.

Komfort: Die Schrittstellung ist auf die Dauer unkomfortabel. Beide Hände am Lenker zu behalten, erscheint sinnvoll, denn die kurze Lenkstange verreißt schnell. Das sorgt für Unsicherheit, wenn man dem nachfolgenden Verkehr einen Richtungswechsel anzeigen will. Bordsteinkanten, Schlaglöcher, Kopfsteinpflaster: Der Roller hat keine Federung, und das merkt der Fahrer. Wo der Radweg endet, fühlt man sich auf der Straße wenig sicher; Achtung im Bahnhofskreisel. Wenn hier schon Radfahrer oft zu Fall kommen, sollte man den Kanten mit dem E-Scooter nicht zu nahe kommen. Absoluter Pluspunkt bei 26 Grad Lufttemperatur: Der kühle Fahrtwind.

Fahrrad:

Dauer: Vom Hansaplatz bis zum Kaufland zeigt die Smartphone-App 4 Kilometer an. Es gibt kürzere Strecken, aber über den Paradieser Weg fährt es sich entspannt. Insgesamt dauert die Fahrt bis zum Kaufland 17 Minuten.

Unschlagbar günstig und sauber: das Fahrrad
Unschlagbar günstig und sauber: das Fahrrad © Peter Dahm

Kosten: Der Preis ist unschlagbar. Die Fahrt mit dem eigenen Fahrrad kostet nicht einen Cent. Wertverlust und notwendige Reparaturen nicht miteingerechnet.

Komfort: Es ist warm und Fahrradfahren eine körperliche Betätigung: Während der Fahrt kühlt der Fahrtwind – am Ziel angekommen, steht die eine oder andere Schweißperle dann doch auf der Stirn. Mit Kopfhörern lässt sich auch beim Fahrradfahren problemlos die Lieblingsmusik hören – aber Vorsicht: Es ist erlaubt, Musik zu hören, auch mit Kopfhörern, aber entscheidend ist die Lautstärke. Nach der Straßenverkehrsordnung sind Fahrzeugführer dafür verantwortlich, dass ihr Gehör nicht durch Geräte beeinträchtigt wird.

Bus:

Dauer: Der C5 kommt pünktlich um 11.45 Uhr und hält exakt 12 Minuten später an der Werler Landstraße gegenüber Kaufland.

Pünktlich und gut fürs Klima: der Bus.
Pünktlich und gut fürs Klima: der Bus. © Peter Dahm

Kosten: Die einfache Fahrt schlägt mit 2,10 Euro zu Buche (Kombi- und Monatstickets deutlich günstiger).

Komfort: Der Bus hat Klimaanlage, warm ist es trotzdem. Es ist nicht zu voll, genug Sitzplätze sind frei. Es gilt nach wie vor Maskenpflicht.

Auto:

Dauer: Abfahrt 14.05 Uhr, Ankunft 14.16 Uhr. Der Kilometerzähler zeigt nach elf Minuten 3,2 Kilometer, was deutlich weniger ist, als der E-Roller auf der exakt gleichen Route abgerissen haben will.

Kosten: Getankt für 2,02 Euro pro Liter Diesel. Bei einem angenommenen Verbrauch im Stadtverkehr von etwa 8 Litern auf 100 Kilometern ergibt sich ein Preis von 16 Cent je Kilometer. Sprit kostet auf dieser Fahrt also rund 51 Cent. Für Wertverlust, nötige Reparaturen, Versicherung und Steuern nehmen wir weitere rund 35 Cent je Kilometer an – das ist von Auto zu Auto unterschiedlich, je nach Alter und Fahrzeugklasse

Komfortabel, aber nicht nachhaltig: das Auto.
Komfortabel, aber nicht nachhaltig: das Auto. © Peter Dahm

Bei 3,2 Kilometern ergeben sich so 1,12 Euro, dazu die 51 Cent für den Sprit: Für 1,63 Euro sind wir vom Kaufland zum Hansaplatz gefahren. Hinzuzurechnen ist die Parkgebühr, sofern auch ein Aufenthalt in der Stadt geplant ist. In der Kernstadt kostet das Parken bis 30 Minuten 30 Cent, eine Stunde 1 Euro, jede weitere angefangene Stunde 1 Euro.

Komfort: Die Klimaanlage lässt sich individuell regeln, das Radio spielt die Lieblingsmusik.

Auto, Bus, Fahrrad oder E-Roller: Das Fazit

Dass der E-Scooter für die gleiche Strecke einen ganzen Kilometer mehr annimmt, bleibt ein Rätsel. Weil aber nach Minuten abgerechnet wird, schlägt dieser Unterschied nicht ins Gewicht. Der E-Scooter überzeugt bei den Kosten aber nicht, die Fahrt war mit Abstand am teuersten. Auch der Komfortfaktor ist am niedrigsten. Der Fahrspaß ist dennoch gegeben.

Bleibt die Frage nach der Klimarelevanz, und dazu sagt das Umweltbundesamt: „In der Ökobilanz sind E-Scooter deutlich besser als das Auto. Aber gegenüber dem bewährten Fahrrad sind E-Scooter die deutlich umweltschädlichere Variante und daher keine gute Alternative.“ Der Bus gewinnt gegenüber dem Auto, er ersetzt gleich 30 Pkw. Das Auto, zumal nur mit dem Fahrer besetzt, kommt am schlechtesten weg: Miserable CO₂-Bilanz, Lärm- und Feinstaubbelastung, und nicht zu vergessen der Platz, den es auf den Straßen der Stadt beansprucht.

Unschlagbar: Das Fahrrad. Abzüge gibt es hier allenfalls beim Komfort, und das vor allem witterungsbedingt.

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