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Wenn der Strom ausfällt: Nichtmal das Licht darf flackern

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Von: Kathrin Bastert

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Christian Ferber (links) präsentierte den internationalen Gästen im „Delta Experience Center“ die „USV“.
Christian Ferber (links) präsentierte den internationalen Gästen im „Delta Experience Center“ die „USV“. © Daniel Schröder

Unternehmen haben hohe Anforderungen an die Stromversorgung. Und Delta Energy hat Lösungen: Wenn die Spannung mal fehlt, übernimmt ihr System - ohne die winzigste Unterbrechung.

Soest – Keine Sekunde ist hinnehmbar, nicht einmal ein Bruchteil. Was Sven Aufdemkamp und Christian Ferber vorführen, muss ohne Unterbrechung laufen. Ohne Wenn und Aber. Die beiden Laboringenieure stehen vor großen, schwarzen Schränken. Man hat sowas schonmal gesehen, es sieht aus wie die Server in einem Rechenzentrum. Und es hat auch viel zu tun mit einem Rechenzentrum. Was in der Halle von Delta Electronics zu sehen ist, ist allerdings die kritische Infrastruktur, um die Verbraucher des Rechenzentrums zu versorgen. Im Delta Experience Center können die beiden Ingenieure die „unterbrechungsfreie Spannungsversorgung“, kurz „USV“, prüfen und erlebbar machen. Sie ist ein Produkt des Elektronikkonzerns Delta Electronics, der in Soest seinen europaweit größten Entwicklungsstandort unterhält.

Hinter den drei Buchstaben verbirgt sich letztlich das, was zurzeit in aller Munde ist: Versorgungssicherheit im Falle eines Stromausfalls. Der „Blackout“ ist ein Schreckensszenario, das mit der Energiekrise und dem Angriff Russlands auf die Ukraine auch in Deutschland zunehmend Ängste schürt. Weltweit sind also Unternehmen damit befasst, ihre kritische Infrastruktur zu schützen. „USV“ ist dabei ganz wesentlich. Warum, das erklärt Sven Aufdemkamp am Beispiel eines Krankenhauses: „Wenn nur für eine einzige Sekunde der Strom ausfällt, kann das ernsthafte Konsequenzen haben. Es kann Minuten dauern, bis wichtige Geräte wieder hochgefahren sind.“ Der Übergang zwischen Netz- und Notstrom-Versorgung darf also nicht mal ruckeln. Diesen Anspruch haben die Ingenieure an ihre „USV“-Lösungen. Und dass das funktioniert, demonstriert Delta in seinem Customer Experience-Center.

Zur Einweihung des 500 Quadratmeter großen Areals, das Ferber und Aufdemkamp gemeinsam entworfen und entwickelt haben, begrüßte Delta in Soest Anfang Dezember 80 Gäste aus der gesamten „Emea“-Region – Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Das Interesse ist so groß wie Einsatzbereiche für die USV-Lösungen vorstellbar. „Letztendlich geht es genau um das Thema, über das zurzeit alle reden.“ Eine Unterbrechung ihrer Stromversorgung kann sich die Industrie nicht leisten. In Soest haben die Unternehmen die Möglichkeit, ihre eigenen, bei Delta erworbenen Systeme unter Realbedingungen zu testen. Das sei der entscheidende Faktor, sagt Christian Ferber, denn: „Viele haben bereits vermeintliche Lösungen. Und mussten feststellen, dass die im Ernstfall nicht funktioniert haben.“

Im Wesentlichen besteht das Soester Experience Center aus zwei Feldern, die simulieren, was im Falle des Blackouts passiert. Im ersten Feld sorgen Lithium-Ionen-Batterien mit 2 Megawatt Leistung – aus Delta-Produktion – dafür, dass die Spannungsversorgung unmittelbar aufrecht erhalten wird. Theoretisch lasse sich das bei voller Leistung bis zu fünf Minuten durchhalten, erklärt Aufdemkamp. Im zweiten Feld stehen noch einmal 1,8 MW zur Verfügung. Testen lässt sich das Szenario auch mit Standard-Blei-Gel-Batterien, wie man sie – in kleinerer Ausführung – ähnlich aus dem Auto kennt. Je nach Konzept überbrücken die Batterien also, bis die Generatoren anspringen. „Wenn das Netz ausfällt, flackert nicht mal das Licht“, sagt Aufdemkamp, der Anspruch ist: „Man darf es nicht merken.“

Sven Aufdemkamp ließ auf dem Präsentations-Bildschirm die Spannungskurven tanzen.
Sven Aufdemkamp ließ auf dem Präsentations-Bildschirm die Spannungskurven tanzen. © Daniel Schröder

In Soest wird das vorgeführt, qualifiziert, geschult. Alles mit dem Ziel, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Wie die Lösung zum Kunden kommen könnte, das ist in der Delta-Halle am Coesterweg schon großflächig zu bestaunen: Hoch über dem Experience-Center zeigt ein Plakat einen Lkw mit einem so genannten „Edge Data Center“, also einer mobilen Einheit, etwa in der Größe eines Seecontainers. Da ist alles drin, was die Unternehmen für ihre IT brauchen, auch die gesicherte Stromversorgung. „Man muss sich klar machen: Schon jetzt macht die IT circa 12 Prozent des weltweiten Leitungsbedarfs aus“, sagt Christian Ferber, „Tendenz stark steigend.“ Wer diesen Gedanken weiterdenkt – und das tut zum Beispiel die Politik gerade, wenn sie beschreibt, welche Folgen ein Blackout innerhalb kurzer Zeit zum Beispiel für die Wasserversorgung hätte – landet schnell bei Themen wie Notstromversorgung und damit auch bei „USV“. Bei all ihren Kundenkontakten im Experience Center komme es schnell zu dem Punkt, wo solche Szenarien diskutiert werden, berichten Ferber und Aufdemkamp. „Das beschäftigt wirklich alle sehr.“

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