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Straftaten: Soest ist sicher, aber nicht jeder empfindet das auch so

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Von: Kathrin Bastert

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Der Bahnhof spiegelt sich im Soester City-Center.
Der Bahnhof spiegelt sich im Soester City-Center. Für viele ist das Areal abends ein Angstraum. © Peter Dahm

Was eine Kriminalitätsstatistik ausweist, muss sich nicht decken mit dem subjektiven Empfinden der Menschen - so in Soest: Straftaten sind auf einem Tiefstand, viele Bürger fühlen sich trotzdem nicht sicher.

Soest – Ob es nun der Corona-Effekt ist oder das Ergebnis einer bereits gut funktionierenden Kooperation zwischen Stadt und Polizei – Tatsache ist: Die Zahl der Straftaten in Soest geht kontinuierlich zurück, ist auf einem absoluten Tiefstand angekommen. Tatsache ist aber auch: Mancher Soester fühlt sich in Teilen der Stadt trotzdem nicht sicher. Die CDU-Fraktion hat das subjektive Sicherheitsgefühl mancher Bürger zum Anlass genommen, eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt und der Polizei zu beantragen. Präventiv haben die Christdemokraten vor allem das Sicherheitsgefühl im eigenen Zuhause und Wohnumfeld im Blick.

So soll die Polizei künftig schon bei der Planung von Quartieren einbezogen werden, Stichwort „städtebauliche Kriminalprävention“. Insgesamt, konstatiert die CDU und die Verwaltung hat es entsprechend in die Kooperationsvereinbarung übersetzt, ist „das Sicherheitsgefühl ganz wesentlich auch durch den Grad an wahrgenommener Sicherheit in der eigenen Wohnung und deren Umfeld geprägt.“

Dass Prävention wirkt, beweist ein Blick in die Einbruchstatistik der Kreispolizeibehörde. Demnach, erläuterte im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstagabend der Leiter der Soester Wache, Polizeihauptkommissar Holger Hinzmann, „gibt es Wohnungseinbruch im Grunde genommen nicht mehr im Stadtgebiet.“ Der Rückgang ist seit 2015 deutlich und angesichts von Lockdowns und Homeoffice auch durch Corona befeuert. Gleichwohl hat die Kreispolizei ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet stetig verstärkt, mit Erfolg. Auf ein absolutes Minimum seien auch Körperverletzungsdelikte an den „Hotspots“ in der Soester Innenstadt – „vom Bahnhof bis zum Marktplatz und drum herum“ – zurückgegangen, erklärte Hinzmann weiter: Nur elf solcher Straftaten verzeichnete die Soester Wache 2021, „weniger als einen im Monat.“

Ordnungsamtschef Detlef Märte, der für die Politiker die Anstrengungen der Stadtwache einordnete, erinnerte an die großen Probleme, die es in Soest noch vor gut zehn Jahren in der Altstadt gab: Randale, Vandalismus, Scherben, Schlägereien. Die Zeiten sind vorbei, und das nicht erst seit Corona. Das Einsatzgebiet der Stadtwache erstreckt sich gleichwohl über beinahe das gesamte Stadtgebiet. Genauso wie das der beiden Streetworker, die die Abteilung Jugend und Familie für ihre Zielgruppe der 14- bis 27-Jährigen ins Rennen schickt, wie Meinhard Esser ebenfalls am Dienstag berichtete. Angsträume entstehen, wo Gruppen zusammenkommen, wo Alkohol konsumiert wird. Schwerpunkte sind der Bahnhof, der Theodor-Heuss- oder auch der Bergenthalpark. „Da, wo es schön ist, fühlen sich alle möglichen Gruppen wohl“, sagte Holger Hinzmann.

Anwohner klagen über Ruhestörung, die Nachbarschaft des Theodor-Heuss-Parks habe erst kürzlich „sehr offen“ mit Stadt und Polizei über ihre Sorgen gesprochen, berichtete Meinhard Esser. Was die Zusammenarbeit angehe, so beschrieb Wachleiter Hinzmann einen kurzen Draht zwischen Soester Polizei und städtischem Ordnungsamt. Dass man gleichwohl einen Sinn darin sehe, die Kooperation in einer Vereinbarung festzuschreiben, betonte Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer. Der entsprechende Beschlussvorschlag sei von den Behörden gemeinsam abgestimmt. Ohne die Stimmen von SPD und Grünen empfahlen die Mitglieder des Haupt- und Finanz-Ausschusses dem Rat die Zustimmung zu dem Vertrag.

Politik uneinig über Kooperations-Vereinbarung

Die CDU stieß mit ihrer Kooperations-Vereinbarung für mehr Sicherheit nicht nur auf Gegenliebe im Haupt- und Finanzausschuss. Die SPD witterte einen „Schauantrag“, die Grünen hielten den Vertrag angesichts einer bereits bestehenden und funktionierenden Zusammenarbeit zwischen Polizei und Verwaltung für überflüssig. Anne Richter (Grüne) forderte die CDU auf, den Antrag zumindest zurückzustellen, bis sich gezeigt habe, ob der Rückgang der Straftaten nur dem Corona-Effekt zuzuschreiben sei. CDU-Fraktionschef André Hänsch wehrte sich gegen den Vorwurf, der Verwaltung unnötige Arbeit zu bescheren. Es gebe ein entsprechendes Empfinden vieler Soester, betonte er, mit der Kooperationsvereinbarung werde ein Signal gesendet, dass man die Sorgen ernst nehme und an ihrer Lösung arbeite. Bürgermeister Ruthemeyer beendete die Diskussion mit dem Appell, den guten Ansatz nicht parteipolitisch zu zerreden.

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