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Aus Stöcken werden Sträucher: Wie sich Stauden mit Steckhölzer vermehren lassen

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Von: Klaus Fischer

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Verschiedene Steckhölzer, links roter Hartriegel vom Februar 2022 mit inzwischen 60 Zentimeter langen Trieben, dann Gleditschie vom vergangenen Herbst, Rotbuche ebenfalls Herbst 22 und ganz frisch (Gartenschere) Schneeball.
Verschiedene Steckhölzer, links roter Hartriegel vom Februar 2022 mit inzwischen 60 Zentimeter langen Trieben, dann Gleditschie vom vergangenen Herbst, Rotbuche ebenfalls Herbst 22 und ganz frisch (Gartenschere) Schneeball. Um Verwechslungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, den unteren Teil der Steckhölzer schräg und den oberen gerade anzuschneiden. © Fischer

Steckhölzer sind quasi die „Zauberstäbe“ der Pflanzenvermehrung. Gartenexperte Klaus Fischer gibt Tipps, worauf es dabei ankommt.

Soest – Die ersten Tage mit zweistelligen Plusgraden lassen bei den Gartenfreunden den Puls in die Höhe schnellen. Denn jetzt können wir wieder hinaus ins Grüne. Da ist zunächst mal das Aufräumen angesagt. Wenn nicht schon geschehen, wird alles Verblühte, Verwelkte, Verdorrte – kurz die Überreste der letztjährigen Wachstumsperiode, abgeschnitten und weggeräumt wie auch noch Reste trockenen Laubs auf den Beeten und dem Rasen.

Steckling (auch Steckholz oder Fechser)abgeschnittene Sprossteile von Pflanzen
Nutzenvegetative Vermehrung
Voraussetzungnatürliche Ablegerbildung

Dann schauen wir nach, was schon alles an ausdauernden Gewächsen aus dem Boden schaut. Und alsbald beginnen wir mit der Bestandsaufnahme und der Planung für die bevorstehende Saison. Oft sind über Winter Lücken entstanden. Immer wieder hat ein Gewächs die kalte Jahreszeit nicht überstanden – oder inzwischen müssen wir auch mit Ausfällen durch die Dürre rechnen. Wie füllen wir die Lücken? Was wollen wir verändern? Wie soll das Verhältnis von Einjährigen und Mehrjährigen aussehen?

Steckhölzer: Jedes Jahr ein neues Gartenbild schaffen

Letztere Frage ist wichtig. Einjährige bieten unbestritten das üppigere Farben- und Blütenfeuerwerk als Stauden und ausdauernde Gehölze. Mit Einjährigen können wir jedes Jahr ein neues Gartenbild erzeugen, wobei hier fast immer die Farbauswahl im Vordergrund steht. Aber Einjährige machen auch mehr Arbeit, weil sie immer wieder erneuert werden und bei ihnen mehrmals in der Saison die unerwünschten Wildkräuter gejätet werden müssen.

Das entfällt bei mehrjährigen Gewächsen. Sind sie einmal gut eingewachsen, unterdrücken sie oftmals auch die unerwünschten Wildkräuter und erleichtern uns so die Gartenarbeit. Aber wir haben dafür ein Gartenbild, das sich zwar nicht ganz genau, aber im Wesentlichen Jahr für Jahr wiederholt.

Haben wir unsere Entscheidungen getroffen, stellt sich die Frage, woher die neuen Pflanzen kommen. Wer weder Gelegenheit zur eigenen Aufzucht hat oder diese Arbeit aus welchem Grund auch immer scheut, der kauft sich selbstverständlich pflanzfertige Gewächse im Gartenhandel. Wer aber selber mal für den Pflanzennachwuchs sorgen will, weil er Freude daran hat, sollte jetzt aktiv werden. Einjährige Sommerblumen ziehen wir aus Samen aus der Tüte. Bei mehrjährigen Gehölzen können wir versuchen, durch Steckhölzer diese zu vermehren. Manchmal hat man bei einem Gartenfreund ein Gewächs gesehen, das man gerne auch selber im Garten haben möchte. Vermutlich dürfte es kein Problem sein, von diesem Gartenfreund Steckhölzer zu bekommen. Vielleicht ist der im Gegenzug auch an Steckhölzern aus unserem Garten interessiert. Wichtig ist nur, dass die Hölzer noch nicht ausgetrieben haben. Es wird jetzt also höchste Zeit dafür.

Steckhölzer von Sträuchern für die Vermehrung gewinnen

Steckhölzer werden aus einjährigen Trieben, also die im Vorjahr neu gewachsen sind, gewonnen, weil die am besten anwachsen. Jetzt vor dem Austrieb können wir sie noch schneiden und verarbeiten.

Wir schneiden zwei, drei Triebe aus dem Gehölz. Die frische, noch grüne Triebspitze ist ungeeignet und kann entsorgt werden. Am besten nehmen wir die unteren verholzten Teile der Triebe und schneiden sie in 15 bis 20 Zentimeter lange Stücke. Sie sollten mehrere Augen besitzen. Besonders leicht bewurzelt der unterste Teil, wenn wir vom Astring noch etwas mit abgeschnitten haben. Auf jeden Fall müssen wir aber darauf achten, wo bei den Teilstücken oben und unten ist. Denn nur das untere Ende kommt in den Boden. Stecken wir sie verkehrt herum in die Erde, passiert nichts.

Unsere Steckhölzer stecken wir dann in ein Stück Beet, dessen Boden wir aufgelockert und mit Kompost angereichert haben. Die Hölzer werden so tief gesteckt, dass oben nur noch ein, zwei Augen aus dem Boden schauen, Abstand zum Nachbar etwa zehn Zentimeter. Dann gießen wir an und achten in der Folgezeit darauf, dass der Boden nicht austrocknet. Jetzt heißt es nur noch abwarten.

Zaubernuss und Fächer-Ahorn nur schwer zu vermehren

Je nach Art beginnen dann bei erfolgreicher Bewurzelung die Augen auszutreiben. Wir warten noch zwei, drei Wochen und graben die bewurzelten Steckhölzer dann aus, um sie an ihren endgültigen Standort im Garten zu verpflanzen. Der Boden wurde dort entsprechend vorbereitet, aufgelockert, Kompostgabe, gut angießen, nicht austrocknen lassen. Steckhölzer, die unbewurzelt sind, können wir entfernen. Es ist normal, dass nur ein Teil der Hölzer Wurzeln bildet. Um Erfolg zu haben, sollten wir ruhig die zwei- bis dreifache Menge an Steckhölzern in den Boden stecken. Haben wir mehr Erfolg als geplant, werden sich unsere Gartenfreunde sicherlich über ein kleines eingetopftes Gehölzpräsent freuen.

Es gibt Gehölze, die sich sehr leicht über Steckhölzer vermehren lassen, auch Bäume, und wiederum andere, bei denen es nur sehr schwer oder gar nicht klappt. Zu letzterer Gruppe gehören die Zaubernuss, der Fächerahorn und der Blumen-Hartriegel. Steckhölzer funktionieren auch unterschiedlich leicht bei Obstgehölzen und sogar Rosen.

Steckhölzer: Experimente und Belohnungen

Für uns heißt das zu experimentieren. Haben wir schließlich Erfolg auch bei einem Gewächs, das als schwierig für die Vermehrung durch Steckhölzer gilt, dann ist die Freude umso größer. Wir sollten uns auf jeden Fall nicht entmutigen Lassen, wenn aus zehn Steckhölzern letztlich nur eins Wurzeln bildet.

Steckholz

Das Steckholz oder der Gehölzsteckling besteht in der Regel aus einer verholzten Rute des zu vermehrenden Gehölzes. Die so genannten Steckholzruten werden von den Mutterpflanzen nach Eintritt der Holzreife und Laubabwurf in der Vegetationspause von November bis Februar geschnitten. Zur Steckholzgewinnung werden einjährige Ruten verwendet; Ausnahme sind , bei denen auch ein Ansatz von zweijährigem Holz am Steckholz gegeben sein muss. Nach dem Schnitt werden die Ruten in ca. 15 bis 20 cm lange Stücke geschnitten, am unteren Ende knapp meist schräg unterhalb einer , am oberen Ende circa 1 bis 2 cm oberhalb einer Knospe. Gebündelt werden die Steckhölzer senkrecht in feuchtem Sand eingeschlagen über den Winter frostfrei gelagert. Im Frühjahr werden die Steckhölzer dann einzeln so in den Boden gesteckt, dass je nach Art und Verwendungszweck die oberste oder die obersten Knospen sich oberhalb des Bodens befinden. Im Laufe des Jahres müssen sie feucht gehalten werden. Im darauffolgenden Frühling können die Steckhölzer mit Bewurzelung ausgegraben und dann mit eingekürztem Trieb () an der gewünschten Stelle eingepflanzt werden. Im Jahr des Steckens bilden sich am Steckholz artabhängig Triebe von 10 bis 120 cm.

Etwas Hilfe können wir den Steckhölzern geben. Im Handel gibt es ein Bewurzelungshormon zu kaufen, in das man die Unterseite der Steckhölzer vorm Stecken tauchen kann. Auch ist es hilfreich, wenn wir die obere Schnittkante versiegeln, etwa mit einem Baumwachs, um das Austrocknen von oben zu verhindern.

Gartenexperte Klaus Fischer führt mit hilfreichen Tipps durchs Gartenjahr. Ein echtes Superfood aus dem Garten ist die Goji-Beere. Auch hier weiß unser Experte, wie man eine reiche Ernte einfährt.

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